ALL DRESSED UP- WALLWEAR, STREETWEAR:
Architektur, Mode und Verkleidung in den Arbeiten von BETTINA ALLAMODA (Auswahl von (Langzeit)Projekten und Arbeiten)- Vortrag
les artistes décorateurs, Buch und Ausstellungsprojekt. Begin: 1996 kunstraum münchen e.V, fortlaufend) hier Edition Vorzugsausgabe
http://www.kunstraum-muenchen.de/publikationen/1999-bettina-allamoda-les-artistes-decorateurs/
http://www.kunstraum-muenchen.de/publikationen/1999-bettina-allamoda-les-artistes-decorateurs/
Die Berliner Künstlerin sucht in ihren Arbeiten nach dem Link zwischen Ästhetik und Gesellschaft, danach, wie sich internationale Spannungen architektonisch und bildnerisch repräsentieren lassen. Zugleich sind die Arbeiten vom Feminismus geprägt – nicht zufällig ist die weibliche Verhüllung zum Streitpunkt bei der Wahrnehmung von Menschenrechten geworden. Ein Fokus der Arbeiten, die Formen der Skulptur, der Performance, des Plakats, des Schaufensterdisplays oder der Museumsvitrine annehmen, liegt dabei auf Mode. Mode nicht als Ware gewordenes Glamourversprechen, sondern als Spiegel gesellschaftlicher Rollen sowie frühester Reflektor deren Wandels.
Bettina Allamoda (*1964 in Chicago, lebt und arbeitet in Berlin) beschränkt sich in ihrem Schaffen nicht nur auf die eigene künstlerische Produktion, sondern agiert ebenso als Kuratorin, Schreiberin oder Herausgeberin. Ausgangspunkt ihrer Arbeit bildet die Analyse und Freilegung verborgener Politiken der Sichtbarkeit, die in die Oberflächen populärer kultureller Phänomene wie Mode, Kunst und Architektur eingeschrieben sind. Performance, Collage, Skulptur und Video dienen ihr dabei als Werkzeuge einer künstlerischen Praxis, die sie selbst als "Archäologie der Gegenwart" beschreibt. Unterschiedliche diskursive Felder durchkreuzend, reflektiert Allamoda die Implikationen aktueller Ereignisse und medial verstreuter Bilder, wobei die Frage nach der gesellschaftlichen Rolle und Funktion der Kunst immer wieder neu gestellt wird.
Mediatisierung von Geschichte und Mode
An Stellen (Zeitpunkten) lässt sich etwas aus dem fest gewordenen Material oder wie man eben auch sagt: Geschichte - zurück in die Gegenwart holen, frei legen und zum Bild hauen. Das mag ein bisschen pathetisch klingen, zumal dieser Prozess nicht mit Meißel und Marmor, sondern am Rechner oder im Videoschneide-raum zustande kommt. Aber im Kern bleibt es eine Auseinandersetzung um Vergegenständlichung: von Ideen, von Kunst als nie zu Ende gedachter und nie letztgültig ausgeführter Möglichkeit.
Das hat Methode: Worin sollte sich die über Jahrhunderte wandelnde Abbildung von Wirklichkeit unterscheiden von dem Wandel im Umgang mit den Abbildern der Ideen. Noch immer experimentieren weite Teile der Kunst mit den Vorgaben von Bauhaus, Konstruktivismus oder De Stijl, noch immer finden sich Aneignungen, Revivals, Zitate als Kommentar auf das, was Künstler damals produzierten. Damit ist ja kein Mangel an Ideen für das Neue gekennzeichnet, sondern ein Dialog mit bestehenden historischen Fragestellungen. Man muss die Archive nutzen, um zu neuen Ergebnissen zu finden...
Mich interessiert die Archäologie einer vergangenen Fortschrittsgegenwart, die sich immer wieder vom Alltag bis in die Kunst vermittelt....
Und an beidem (Tupperwarendesign/Lichtinstallationenen Moholy Nochs) interessiert nicht die konkrete Form, sondern das Zusammenspiel der Visualität einer Epoche mit der ihr jeweils innewohnenden ästhetischen und sozialen Funktion. Warum bleiben zuletzt doch immer Stereotypen - warum alphabetisiert Martha Rosler die Küche, und Dan Graham wird der Häuslebauer? Vom Künstler als Artist Decorateur werde ich später noch reden, aber dieser Begriff gibt eigentlich sehr gut die Zielrichtung wieder:
Es geht um Verkleidungen, darum, wie weit eine Rolle trägt, wenn man sie trägt.
An diesen Sprung will ich mit meiner Arbeit - immerhin gilt er auch noch für die Gebäude Jean Nouvels, in denen die Pariser Modewelt sich für Pret a Porter Schauen versammelt und am nächsten Tag Koranschüler pauken - beides passiert im Institut du Monde Arabe. Das ist die Stelle, an der Utopie und Entwurf, Projekt und Praxis eine kleine Lücke sichtbar machen, die in meiner Arbeit wieder zur Kunst werden soll - als Begegnung von Widersprüchen
les artistes décorateurs 1996- fortlaufend/ongoing
Die Welt, die uns umgibt ist ein entworfenes und durchgestyltes Setting. Sie ist dazu konzipiert bestimmte Kriterien, Anforderungen und Beziehungen des Gebrauchs zu erfüllen. In jedem Haus, jedem Gebäude, jeder Institution spiegeln sich die eigenen Funktionen der Kommunikation und des Sozialen im Raum wider. Dies gilt auch für die Verkleidung von Raum/Räumen. Eine Beschäftigung, die über eine Recherche und Dokumentation von Innenarchitektur uns Außenfassade hinausgeht.
Es gibt eine Tradition in Ost und West (die dem Projekt als Ausgangspunkt zugrunde lag, die) nach der Künstler die Innenräume von Auditorien, Geschäftshäuser, Banken gestalten. Private wie öffentliche Räume werden mit Kunst eingerichtet und bestückt. Das Kunst-Objekt ist oft selbst ein Stück/Teil der Einrichtung und als solches nicht von der Institutionen, Museum oder Sammler zu trennen.
Verkleideter Raum oder : „Was soll ich heute bloß anziehen?“
Das "Ambiente" des White Cube hat sich vom ursprünglichen Museumskontext auf die gesamten architektonischen Beziehungen öffentlicher Räume erweitert. So ist einerseits das Museum selbst am Ende des 20. Jahrhunderts eine Art Kunstwerk geworden. Auf der anderen Seite kann ein Gebäude in seinem Inneren allein durch temporäre Innenraumgestaltung in ein White Cube verwandelt werden, bzw. der White Cube kann umgekehrt auch seinerseits "verkleidet" werden.
Allgemein gesehen ist eine Ausstellung eine Austattung eines Raumes mit verschiedenen Gegenständen. In der Kunst des 20. Jhs. setzte sich das Prinzip durch, daß dieser Raum, die jeweilige architektonische Situation als möglichst neutral und universal erscheint. Der White Cube entwickelte sich zum Inbegriff des Museums-, oder Galerieraums. Das Aussehen anderer Ausstellungsräume, z.B. technischer, anthropologischer oder naturwissenschaftlicher Museen, gehorcht jedoch anderen Gesetzmäßigkeiten. Dort findet man häufig die ideologische Inszenierung von Ausstellungstücken, die selbst keinen autonomen bildnerischen Ausdruckswert besitzen.
Eine Umwertung dieser Elemente werden in "les artistes décorateurs" hergestellt, wenn die peripheren Objekte des Optischen Museums Jena (Platten mit Wandmalerei, Fotoposter, Vitrinen etc.) aufgriffen, bearbeitet und zu Ausstellungsobjekten transformiert werden. Dabei wird der Kontext verschoben, indem die Objekte eines technischen Museums in eine Institution der Kunst transportiert werden.
Das Optische Museum in Jena hatte zu DDR-Zeiten nicht nur die Aufgabe, die Spitzenprodukte der eigenen Wirtschaft vorzuführen, sondern auch technische Utopien des Sozialismus zu propagieren. Das rahmende Inventar sollte diese Funktion unterstützen. Daß diese Utopien, die Imaginationen einer sozialistischen Kultur, inzwischen Vergangenheit sind, macht aus der Künstlerin eine Archäologin, welche die gefundenen Gegenstände als Relikte aufbewahrt und dazu Nachforschungen unternimmt. Es geht dabei aber nicht nur um Recherche oder Dokumentation, sondern um die Dekonstruktion der ursprünglichen Dekorationsobjekte: Sie werden zu neuen Objekten mit neuen Funktionen zusammengestellt. Das dekorative Beiwerk gerät damit ins Zentrum - eine Umkehrung.
Im Stil des spät 1960er Wohnmodules "Trigon",- ein multifunktionales Bauelement aus Frankreich, werden einzelne raumbestimmende Elemente, wie Vitrinen, zusammenhängende Wandbildteile, und Teppich, der Einrichtung des ehemalgen Mikroraumes des Optischen Museums Jena zu einem demontablen Objekt umfunktioniert und neu zusammengesetzt. Dieser "Remix" (Justin Hoffmann) führt zu Ergebnissen, die mit der früheren weltanschaulichen Bedeutung nur mehr wenig gemein haben. So können aus den ehemaligen Museumsobjekten Skulpturen entstehen, die an Möbel wie Couchtisch, einen Schrank oder eine Theke denken lassen. Dabei wird bewußt das Paradigma der Autonomie und Funktionslosigkeit eines Kunstwerks in Frage gestellt. Denn bleibt Dekoration nicht letzlich eine maßgebliche Aufgabe der Kunst? Inwiefern entwickelt sich Kunst aus dem Gedanken der Dekoration heraus?
Kunstverein Karlsruhe, 2001
Vorne: Trigon 1996/2000, 126 x 206 x 166 cm, Skulptur, verschiedene Materialien
Wand: Memorabillia Pattern, 2001 (Auswahl) Ausmaß variabel
Digitale UV-Pigmentdrucke / von links oben nach rechts unten:
-Clement Greenbergs Wohnzimmer, um 1960
-Bonwitt Teller Kauhausauslage (Ausstellung Andy Warhol), New York 1961
-Apartment Benn Heller, New York 1962
-Mikroraum, Optisches Museum Jena, 1994
-Frank Sinatra’s Wohnzimmer, Palm Springs, ca. 1990
ready-to-wear/colonial 2001-2005
ein Projekt zu Kolonialismus, Architektur & Verkleidung:
Vom Oktober 2000 bis März 2001 habe ich im Verlauf eines Parisaufenthaltes und Stipendiums an der Cité des Arts Arbeiten entwickelt und dafür sämtliche Prêt-à-Porter Modenschauen, sowie Haute-Couture- und Herren Schauen besucht und vor Ort dokumentiert, sowie die Architektur und Kontext dieser Events untersucht.
Zahlreiche Museums- und (Re)Präsentationsbauten dienen den Pariser Modenschauen als Hintergrund und Erlebnisraum. Das UNESCO Gebäude 1958 von Marcel Breuer, Bernhard Zehrfuss, Pier Luigi Nervi erbaut, galt seinerzeit als strahlendes Beispiel einer "Harmonie der Architektur und Kunst - die Dekoration des Gebäudes als Ausdruck internationaler künstlerischer Zusammenarbeit".
Für den Herbst/Winter 2001 wurden in der geräumigen Empfangshalle edle Ringelpullis im Sesamstraßenlook aus der Herrenkollektion von Hermès vorgeführt. Der Ort, an dem sonst u.a. die Erhaltung vom "Weltkulturerbe" verhandelt wird, - selbst verwittert und baufällig, diente dabei als schicke 60's Kulisse.
Das Musée des Arts d'Afrique et d’Océanie Paris wurde Mitte der 1980er Jahre von Jean-Paul Gaultier erstmals als fremdes, "non-site", für Defilés genutzt. Erbaut als einziges permanentes Gebäude (Musée des Colonies), im Rahmen der Exposition Internationale Coloniale Paris 1931. Historisch gesehen gab es auf Weltausstellungen immer einen festen Platz für Mode. So gab es auch 1931 in Paris/Vincennes einen Bereich für die Haute-Couture und dessen Manufakturen in den Kolonien/Übersee im größten Pavillon der Ausstellung: dem Pavillon des Industries De Luxe. Im Herbst 2000 präsentierte und inszenierte dort Veronique Branquinho ihre kommende Frühlingskollektion auf dem sonst für Museumsbesucher unzugänglichen Bodenmosaik im größten Saal, dem Salle des Fêtes.
Aus dieser Aneignung, "eroberte" Kulturformen zu verwenden heraus, besteht heute weiterhin eine Faszination in der Mode, die nicht nur bei der Integration bestimmter Stilelemente in der Haute-Couture und Prêt-à-Porter erkennbar ist. Hier findet man weitere Indizien für den Remix des postkolonialen Erbes auf den Oberflächen.
Diese ungewöhnlichen Orte, die sowohl für aktuelle Modenschauen genutzt werden und selbst historisch gesehen verknüpft sind mit der Repräsentation und Visualisierung des Fremden auf der einen Seite und der Globalisierung andererseits, bilden die Grundlage für die Arbeit.
Im Kunstbetrieb gehen Kunst und Mode heute oft eine Allianz ein, die einem Sponsorenvertrag ähnelt: Die Kunst versucht sich vom Kuchen des Modemarkts ein Stück abzuschneiden und dafür Unterscheidungsmerkmale im Konkurrenzkampf der Events zu liefern. Kenntlich wird beim aufspüren visueller Kongruenzen, daß eine Transformation von Motiven der Kunst und Alltagskultur, als historisches Dokument und utopischer Fiktion mehrfach ihren Status und Bedeutung ändern.
Model - Sculpture 2001 (ready-to-wear/colonial Projekt)
Videoskulptur DVD, Holz, Videoprojektoren, Maße: 250 x 650 x 450 cm
Die Arbeit besteht aus einer demontablen Skulptur ausgehend von der Grundform des Pariser UNESCO Hauptgebäudes. Für diese Plastik, die sich zwischen Display und Laufsteg bewegt, wurden zwei Videofilme als Loops produziert, die jeweils als Projektion eingesetzt wurden. Während der eine Film gezeigt wird, wird die andere Projektionsfläche jeweils dadurch einbezogen, indem die Betitelung, dh. Ort, Gegenstand und Zeitpunkt der Filmaufnahmen, als Laufschrift erscheint.
1.) Défilé (Modenschau) 6.Min. (Zeit, Ort & Designer der Schauen):
Bild: Christian Dior: Palais de Chaillot 10.10.2000 * Chanel: Carrousel du Louvre (Salle Delorme) 12.10.2000 * Jean-Charles de Castelbajac: Espace Effel Branly, 10.10.2000 * Torrente: Grand Hotel Salon Opèra, 20.01.2001 * Stéphane Sautrier: Ritz, 21.01.2001 * Vivienne Westwood: Salle Wagram 15.3.2001 * Yohji Yamamoto: La Grande Halle de la Villette, 10.03.2001 * Hermès (Homme): Maison de l'U.N.E.S.C.O 26.01.2001 * Paco Rabanne: Salle Delorme, Carrousel du Louvre 12.03.2001 * Viktor & Rolf: Union Centrale des Arts Décoratifs 10.03.2001 * Yves Saint-Laurent: Hotel Inter-Continental (Salon Impérial) 24.01.2001 * Jean-Charles de Castelbajac: Carrousel du Louvre (Salle le Notre) 13.03.2001 * Thierry Mugler: Espace Ephémère Trocadéro 12.03.2001
Ton: Eine bearbeitete Toncollage bestehend aus zwei Originaltonspuren: einerseits von der präsentierten Yamamoto Schau, in der auf Musik verzichtet wurde, das Publikum und z.B Beschimpfungen der Fotographen gegenüber den weiblichen Models zu hören sind, verknüpft mit dem Sound der hier nicht gezeigten bzw. filmisch nichtverwendeten Schau von Angelo Terlazzi, der so beschaffen ist, dass er für jede Modenschau einsetzbar sein könnte.
2.) La Maison de L'UNESCO 6 Min. (Entstehungsjahr, Titel & Künstler der im UNESCO Gebäude/Grundstück installierten Werke, Auswahl):
Bild: Henry Moore: Reclining Figure 1958 * Alexander Calder: Spiral 1958 * Alberto Giacometti: Walking Man 1958 * Zurab Tsereteli: The Birth of a New Man 1958 * Joan Miró & Josep L. Artigas: The Wall of the Sun & the Moon 1958 * Charles le Corbusier: Tapestry 1958 * Pablo Picasso: The Fall of Ikarus 1958 * Antoni Tapiès: All Things 1958 * Vassilakis Takis: Aeolian Signals 1993 * Jean Bazaine: Water Rhythm 1958 * Isamu Noguchi: Japanese Garden 1958 * Tadao Ando: Meditation Hall 1958 * Afro Basaldella: Garden of Hope 1958 * Rufino Tamayo: Prometheus 1958 * Jean Arp: Bronze Relief 1958, Vasarely: City New 1985 .
Ton: Originalton
Performance - Collage: Institut du Monde Arabe/Catwalk 2003
Video Installation (Projektion), Maße variabel, 6:38 Min/Loop DVD
Nach Performance-Collage : BAUHAUS PERFORMANCE 1999 –eine Untersuchung zur urbanen Stadtplanung & Architektur der Nazizeit im Verhältnis zum Bauhaus & dem Modelhome ist im Rahmen des ready-to-wear/colonial Projekts Performance-Collage: Institut du Monde Arabe/ Catwalk entstanden.
Es handelt sich hierbei um die Großbildprojektion von Videoaufnahmen des Institut du Monde Arabe unweit dem Seineufer in Paris, seiner Innen- und Außenarchitektur auf eine Figur im reflektierenden créme-weißen Pailettenkleid. Mit der bekannten Fassade als Hintergrund und einer Modenschau von Wendy & Jim im Saal des Hohen Rates als laufende Kulisse, pinnt sie Text/ Zitate in mit Tesafilm zusammengehefteten Teilstücken wie Poster an die Wand und damit in den Bildraum. Einerseits präsentiert sie den Film und wird gleichzeitig von den projizierten Architektur-Bildern überblendet. Decke, Fußboden und Wandseiten des Atelierraumes (Cité Internationale des Arts Paris) dienen als Rahmen der Projektion dieser fiktiven One Woman Performance (ohne Publikum).
Zahlreiche Museums- und (Re-)Präsentationsbauten dienen den Pariser Modeschauen zunehmend als Hintergrund und Erlebnisraum. Im ursprünglich als "Fenster der arabischen Welt" 1987 eröffnetem Institut du Monde Arabe von Jean Nouvel, versammelt man sich heute ebenfalls für Prêt-à-Porter Schauen und am nächsten Tag pauken dort Koranschüler. John Galliano läßt kurzerhand den Saal des Hohen Rates für seinen Showroom mieten, wenn Präsentationsflächen knapp werden. Diese Art der Nutzung erscheint nicht widersprüchlicher als Nouvels eigene Vorstellung eine funktionslose Maschine zu entwerfen, die ihm erlaube "mit kulturellen Materialien zu bauen anstelle von Putz und Ziegeln, Stahl und rechten Winkeln, ohne ein Maurisches Pastiche zu kreieren, das sicherlich einigen Arabern lieber gewesen wäre!". Der ägyptische Architekt Abdel Wahed El-Wakil äußert sich zur Architekturpraxis in Nordafrika folgendermaßen: „Uneingeschränkter Fortschritt hat die gleichförmige Adoption des „International Style“ zur Folge, mit der globalen Monotonie in variablen Stufen der „lokalen“ und „ethnischen“ Kosmetik verkleidet wird.“
Textblöcke (Deutsche Übersetzung) in Reihenfolge ihrer Erscheinung im Video...
1.
Das Projekt erlaubte mir mit kulturellen Materialien zu bauen anstelle von Putz und Ziegeln, Stahl und rechtwinkliger Perspektive, ohne ein maurisches Pastiche zu kreieren, das sicherlich einigen Arabern lieber gewesen wäre.
Zitat von Jean Nouvel, französischer Architekt in Joseph Fitchett, The Herald Tribune, 1988
2.
Uneingeschränkter Fortschritt hat die gleichförmige Adoption des „International Style“ zur Folge, mit der Monotonie in variablen Stufen einer „lokalen“ und „ethnischen“ Kosmetik verkleidet wird.
Zitat aus einem Vorwort vom Archtitekten Abdel Wahed El-Wakil, 1943 in Cairo geb. In: Hassan Fathy von James Steele, Archtitectural Monographs - Academy Editions, London 1988
Inhalt:
In meinen Recherchen zum Bau des IMA fand ich in der Bilbliothek unterschiedliche Texte zur Frage (post)kolonialer Architektur in Europa und Vorort. Warum wird ein Europäer mit dem Bau beauftragt und nicht berühmte arabische Architekten Wie: Hassan Fathy, beklagt Sakher Farzat in Architecture d’Aujourd’hui 2/1988. Zeynep Çelik, türkisch-amerikanische Architektin und Architekturkritikerin behandelt in „Displaying the Orient - Architecture of Islam in 19th Century World Fairs“, 1992 Universtiy of California Press, die Geschichte und gegenseitige Einflüsse und Wechselwirkung von arabischer Architektur auf den Weltausstellungen.
Als (Re)Präsentation und zur Schaustellung der kolonialen Gebiete einerseits, werden verschiedene Formen bis heute als traditionelle Elemente verwendet. Sie vergleicht darin den Entwurf des ägyptischen Architekten Hassan Fathy (Architecture for the Poor) für Siedlungen aus Erdarchitektur (New Gourma), einer Wiederbelebung von Traditionen arabischer Architektur (1940er Jahre) mit den Strategien des Urban Planning des französischen Kolonial Marschalls (für Nordafrika) Leyauteney. Während zum Ende des 19.Jrh. die Kolonialmächte im Sinne der Eroberung betont europäische-westliche Architektur bauten, ging es Leyauteney darum die Kolonialmacht im beginnenden 20.Jrh. durch Bauten der Toleranz gegenüber der einheimischen Architektur zu bestärken:
Die paternalistischen kolonialen Verwalter und Architekten bemächtigten sich der Verantwortung arabische Architektur zu präsentieren/vorzuzeigen (display) und somit nicht nur Franzosen, sondern auch Arabern dieser traditionellen Formen zu (be)lehren. Hasan Fathy bringt in seinem Entwurf den armen Bauern (peasants) „ihre“ traditionelle und sogar vergessene Technik der Erdziegelbauweise „zurück“.
Zur Performance/Collage:
So setzen sich Bild, Text und Sound wie eine Art archäologische Sammlung von Fundstücken und Erinnerungsstücken (memorabilia) zusammen. Dadurch, das diese verschiedenen Repräsentationen der "Geschichte von Geschichte" nur dem Prinzip von "Yesteryear", dem gestrigen Jahr, oder was auch gestern,- damals bedeuten kann, folgt, entsteht eine völlig andersartige Ordnung der Dinge. Es besteht keine Hierarchie unter den verschiedenen "gefundenen" Informationen der Kultur, Wissenschaft und Technologie und deren Ursprung oder möglicher Herkunft.
Es zeigt verschiedene Reproduktionen von öffentlich zugänglichem Dokumentationsmaterial aus Kunst, Kultur, Technologie und Populärwissenschaft der 90er Jahre, in denen gleichzeitig die Künstlerin selbst als Touristin hervortritt oder mit dem Hintergrund zu einem neuen Dokument verblendet
Im Prinzip geht es um ein Greifen oder begreifen von jüngst vergangener Geschichte(n), die vergessen wurden, oder von anderen(m) aus unserem Gedächtnis verdrängt wurden.
Performance als Technik oder Form der Repräsentation werden oft in multimediale Installationen eingebettet. fühlt man sich an Lernenvironments erinnert. Das wird aber dadurch gebrochen, daß ich wie in der Weimarer Arbeit, Videoinstallation: Performance-Collage:Bauhaus-Performance, in Glamour-Style auftrittst. Kann man daher sagen, es ist mein Ansatz die geschlossene allzu selbstbezogene Form der Körperperformances der siebziger Jahre aufzubrechen mit konkreten Formen der Information abstrakt umzugehen.
Jeder Auftritt, auch ein Vortrag, bedeutet, einen Körper in Beziehung zu einem Raum zu setzen eine "Installation." Im Zusammenhang mit dem Genom-Projekt habe ich Informationen als Dokumente thematisiert, die 'rausfallen, die man nicht mitkriegt, die aber für den Alltag eine Rolle spielen.
Die andere Komponente ist Teil der Auseinandersetzung mit der Geschichte von Präsentationsformen: Bei 'Human League Yesteryear' zum Beispiel war es der Bezug auf die Weltausstellung '64; wo im New Yorker IBM-Pavillon seinerzeit der erste IBM-Computer vorgestellt wurde - von einer Dame in einem eleganten Abendkleid und einem Herren im Frack; die versucht haben, dem Publikum dieses Gerät möglichst schonend beizubringen, mit Mehrfach-Projektionen und in einem glamourösen Ambiente, mit Text und Klang. An solche Details knüpft meine Kreation des Informations-Glitter-Kleides an.
Wall Wear/ Nation Building 2009
«Habillez vos façades» – «Verkleiden Sie Ihre Fassaden», fordert eine Anzeige aus den 1970er Jahren in einer französischen Architekturzeitschrift (L’architecture d’au jourd’hui) auf. Bei Allamoda überlagert diese Grafik das Modefoto des israelischen Fashionlabels Comme-il-faut, das vor der Land-Grab Wall aufgenommen wurde, jener Betonmauer, die Israelis und Palästinenser trennt. (An Israeli fashion house has launched its summer catalogue with a defilé an der West Bank Mauer, 2004)
Ich thematisiere in meinen Arbeiten das Beziehungsgeflecht zwischen Politik, Mode und Architektur, innerhalb dessen sie Strategien von Verkleidung und Dekoration untersucht.
Für «Nation Building / Wall Wear» hat Allamoda Skulpturen und Reliefs, Collagen und Zeichnungen der letzten Jahre zusammengestellt. Der kurze Videoloop von einer Pariser Modenschau funktioniert dabei gleichsam als Klammer für verschiedene Ansatzpunkte von Allamodas Arbeiten:
Bei einer Modenschau im Pariser Institut du Monde Arabe hat sich ein Modell mit einer Burka verhüllt. Es ist schwer zu sagen, ob damit ein verächtlicher Kommentar auf das gastgebende Kulturzentrum gemeint ist, oder eine Hommage an den Schleier. Für mich sind solche Überlagerungen der Ausgangspunkt meiner Recherchen: Wie wirkt sich die Auseinandersetzung mit dem Islam auf die Wahrnehmung aus? Funktionieren die Dresscodes und Moden der jüngsten Vergangenheit als eine Art «Nation Building»? In dem Output: Skulpturen, Videos, Performance und Collagen wird nach dem Link zwischen Ästhetik und Gesellschaft gesucht, geforscht, danach, wie sich internationale Spannungen architektonisch und bildnerisch repräsentieren lassen. Zugleich sind die Arbeiten vom Feminismus geprägt – nicht zufällig ist die weibliche Verhüllung zum Streitpunkt bei der Wahrnehmung von Menschenrechten geworden (Harald Fricke)
All dressed Up
"To dress up: to put on special clothes; to make (a thing) look more interesting
- so definiert es zumindest der englische Thesaurus. Verkleidungen werden eingesetzt um etwas nicht mehr Gewolltes oder Abgenutztes zu verändern oder zu erneuern. Eine Architektur wird verkleidet - entweder um etwas zu kaschieren, zu verstecken oder auch beim Entwurf eines Neubaus. Dieses Vorgehen lässt sich als Metapher durchaus auch auf gesellschaftliche Entwicklungen anwenden.
"What happened in the sixties was that we all dressed up.", ", (60s & the Conterculture, Jonathon Green, 1998 Pimlico Random House, London
äußerte John Lennon in einem Interview. In diesem Sinne fokussieren sich die Sandwichbilder und Collagen der All Dressed Up Series 2005/6 auf die Schnittstellen zwischen Gegenkultur und Öffentlichkeit und bedienen sich hierbei ganz unterschiedlicher Referenzen. So werden in der Collage Arabic Drugstore ein in John Galliano - Haute Couture gewandetes Modell vor ein Regal in einer arabischen Drogeriekette montiert. Während das Styling des Pariser Modells Science Fiction Motive, Referenzen an arabische Tradition und Hippie - Esoterik miteinander verbindet, bildet es eine paradoxe Symbiose mit den Verpackungen der westlichen Haarfärbemittel, auf denen die unbedeckten Gesichter der Modelle aus religiösen Gründen mit Filzstift verschleiert werden.
Im Rahmen von All Dressed Up wird auch das 2003 entstandene Video
Fashion History News gezeigt, das dem "Radical Chic" des Laufstegs und der Modefotografie beinahe unmerklich Aufnahmen von Demonstrationen und politischer Gewalt gegenüberstellt. In ihren aus "Found Footage" und selbst aufgenommenen Material gesampelten Arbeiten werden die Wechselwirkungen zwischen Alltagskultur, Politik, Architektur und Mode frei gelegt.
Es geht um Oberflächen und Verkleidungen - darum, wie weit eine Rolle trägt, wenn man sie trägt.
AllDressed Up Series Collagen, UV- Pigmentdrucke auf Fotokarton, je !00 x 70 cm
oben: Wallwear unten: Arabic
Transporter: Minaret-Konfektion
Schon das Material (dunkelgrüne LKW-Plane) und die Form der Skulptur "Minaret-Konfektion" von Bettina Allamoda bringen sinnlich etwas zustande, das Theoretische herzuleiten nur mit gewagten Konstruktionen möglich wäre: nämlich die Überbrückung eines historisch weiten Raumes zwischen der ästhetischen Figur des Faltenwurfes (aus der Kunst des Mittelalters) und dem Gestus der skulpturalen Intervention. Im industriell gefertigten Material steckt noch etwas von seinem üblichen Einsatzfeld im Verkehr und Warentransport. Mit diesem Aspekt einer der Mobilität verpflichteten Gesellschaft korrespondiert, dass die Form auch an ein Zelt erinnert.
Aber das ist noch nicht alles, was Bettina Allamoda hier durch einen scheinbar einfachen Kunstgriff elegant und spielerisch miteinander in Verbindung setzt: Denn während der Umgang mit dem Stoff, der durch Schnitt und den Fall über eine verborgene Konstruktion im Inneren seine Konturen und sein Volumen erhält, aus den textilen Künsten - vornehmlich der Mode - stammt, wird das Objekt durch seine Größe (über drei Meter hoch) auch zu einem raumbildenden Modell und Fall von Architektur.
Der Titel "Minaret-Konfektion" tut ein übriges, diese Herkunft aus verschiedenen Sphären zu betonen. Er spielt dabei zusätzlich auf das Wandern der Formen zwischen verschiedenen Kulturräumen an. Und das alles mit einem einzigen Faltenwurf, der so zum Transporter von Gedanken wird.
Es gab im Werk von Bettina Allamoda schon einmal eine kleinere Skulptur aus gefaltetem grünem Stoff auf einem Sockel, die das stolz Aufstrebende der Form vorwegnahm. Auch "Minaret-Konfektion" ist ebenso sehr in sich abgeschlossene Skulptur wie Durchgangsstadium für weitere Entwicklungen der Skulptur. Sie ist ausbau- und anschlussfähig, um etwa im Außenraum tatsächlich immer mehr zur Architektur, Außenverkleidung oder skulpturalem Anbau zu werden
Monument/Konfektion 2006
Monument/Konfektion verhandelt Mode, Minimal Art der 1960er Jahre und den Begriff des Monuments.
Allamoda entwirft großformatige Objekte, die unterschiedliche "Kleider" tragen können. Die aktuelle Ausstellung versammelt drei Fassungen einer solchen variablen Skulptur. Der jeweils aus der gleichen Grundform bestehende Holzkern wird mit Veloursteppich, Polyester-Bi-Stretchstoff oder gestepptem Kunststoffsatin verkleidet, umwickelt oder umspannt. Zum Einsatz kommen Einrichtungstechniken wie die textile Wandbespannung, erinnert wird an religiöse Traditionen wie die Verhüllung von Särgen, an Robert Morris' "Felt Pieces" oder an Alltägliches wie die Tischdecke.
Ipek, C-Print 45 x 35 cm
Monument/Konfektion 1, Veloursteppich, Holz, Maße variabel, 200 x 160 x 120 cm
Monument/Konfektion 2, Kunststoffsatin, Holz, Maße variabel, 130 x 150 x 180 cm
Monument/Konfektion 3 (Wand), Polyester- Bi-Stretch, Holz, Maße variabel,
160 x 560 x 40 cm
Paper Dress Series 1, Papier, Metallösen, Maße variabel, 148 x 85 x 10 cm
Paper Dress Series 2, Papier, Metallösen, Maße variabel, 148 x 75 x 20 cm
Paper Dress Series 3, Papier, Metallösen, Maße variabel, 160 x 110 x 15 cm
TO DIE FOR, 2008
“The show began as the sun rays turned green, then purple and the Rockettes appeared in long pink gowns, each holding up one of Liberace’s most well known trademarks, a candelabrum, and dancing to a segment of ‘Swan Lake’...”
Margaret Thomson Drewal in “The Poetics and Politics of Camp”, 1994
Ein Glitterkleid für die Wand. Ein dunkeltürkiser Faltenwurf aus transparentem Organza, getragen von einem metallischen Absperrgitter. Ein psychedelischer Höllensturz aus Acryl und Aluminium, der ein Prisma grell leuchtender Farben entfacht: In TO DIE FOR hallen ebenso die Visionen William Blakes wie die Auftritte des Entertainers Liberace und seiner Rockettes nach. Zwischen Jenseits und Radio City Music Hall korrespondieren in der Ausstellung zwei befreundete Künstler durch ihre Arbeiten miteinander: Bettina Allamoda und Nikolaus Utermöhlen.
Im Rahmen von TO DIE FOR wird bei SEPTEMBER eine seiner bedeutendsten Werkgruppen präsentiert - die 1992 entstandene Serie An Infinite Painting on ‚A Vision of The Last Judgement’ by William Blake. Das ursprüngliche Motiv von Blakes 1808 entstandenem „Jüngsten Gericht“ wurde von ihm in Ausschnitten in immer wieder neuen Variationen übereinander kopiert und mit fluoreszierenden Farben überarbeitet, so dass auf jedem der insgesamt 18 Aluminium-Paneele andere Farbnuancen und flirrende ornamentale Effekte entstanden.
Bettina Allamoda entwickelt zu dieser Arbeit eine neue Gruppe von Skulpturen, die die Farbigkeit und Materialität von Utermöhlens Serie in die Dreidimensionalität übertragen. Wie bereits in früheren Werkgruppen, etwa ihrer in der Berliner Galerie Zwinger gezeigten Serie Monument/Konfektion (2006), entwirft Allamoda großformatige Objekte, die unterschiedliche "Kleider" tragen können. Utermöhlen gehe es darum, „Licht in Farbe zu übersetzen, das einen Schleier über die Dingwelt wirft“, schrieb der Kunstkritiker Harald Fricke zu den „Infinite Paintings“. Allamoda übersetzt die Idee des Schleiers aus Licht und Farbe in reduzierte Skulpturen.
Hierbei arbeitet die Künstlerin mit Materialien wie Pailettenstretch, Glanzvelours oder Organza, die sie als transparenten Überwurf auf ein verchromtes Absperrgitter spannt, oder in Verbindung mit Metallstangen in einer präzise austarierten Konstruktion zur abstrakten Wandskulptur aus funkelndem Paillettenstoff drapiert. Während sich Allamoda in ihren jüngsten Werken an der Materialität und intensiven Farbigkeit von Utermöhlens Arbeit orientiert, verbinden sich in ihren Skulpturen wie „Streetware“ oder „Rockette“ formale Bezüge zur Minimal-Art mit subkulturellen Codes und dem Interesse an Repräsentationsformen von Mode, Kunst, Architektur und Design. Allamoda ist eine Archäologin der Gegenwart. Ihre Skulpturen können gleichermaßen von den Barrieren auf einem Popkonzert, einer Baustelle in den Straßen New Yorks, dem Faltenwurf eines Designerkleids oder der extravaganten Bühnengarderobe des amerikanischen Entertainers Liberace und seiner Rockettes inspiriert sein. Mit derselben campen Sensibilität, mit der Utermöhlen Blakes visionären Höllensturz in ein abstraktes All-Over transformiert, kombiniert Allamoda Stoffe und Alltagsobjekte zu ebenso begehrenswerten wie undurchdringlichen Verkleidungen der Vergänglichkeit.
No-Go* oder The Exorcist revisited 2008-2010
Mediatisierung von Geschichte, Archäologie & Krieg
Modernes Eventmarketing trifft Truppenunterhaltung und macht auch nicht vor Kriegsschauplätzen halt. Im Gegenteil: 2004 machte Nik Gurander
eine eher zufällige Entdeckung. Abgestellt, um mit einer Gruppe von Soldaten
eine archäologische Fundstätte im irakischen Hatra zu bewachen, hatte der
Kapitän der US-Armee während seines Dienstes den Film „Der Exorzist“ in seinen
Portable DVD- Player eingelegt. Überrascht stellte er fest, dass er sich genau
an dem Originalschauplatz befand, an dem Regisseur William Friedkin 1973 die
Anfangssequenz seines Horrorklassikers gedreht hatte, in der die Skulptur eines
archaischen Dämons (Pazuzu) ausgegraben wird und das Böse freisetzt. Aus dieser Koinzidenz entstand eine unternehmerische Idee: Mit Unterstützung des Pentagon wurden Gelder bereitgestellt, um den “Exorcist Theme Park” im Irak aufzubauen.
Im Rahmen ihres aktuellen Projekts: „No-Go* oder The Exorcist revisited“ untersucht Bettina Allamoda dieses bemerkenswerte Zusammentreffen von archäologischen Originalen, Hollywood und Kriegsschauplatz in unterschiedlichen Medien und Formaten (Performance, Environment, Sculpture, Video, Mixedmedia).
Bettina Allamoda: Neulesung eines Ortes: model-map 2003/04
zur Kartographie einer Architektur am Beispiel Haus des Lehrers Berlin:
zwischen Kunst, Verkleidung, Projektion und Werbeträger
Ein Buch von mir, Anne Randel, Annette Maas, Annette Munk, Andrea Gubisch, Christina Haubold, Eva Jepsen-Föge und Dortje Drechsel. Mit Texten von: mir, Harun Farocki, Annett Gröschner, Stephan Heidenreich, Claus Löser, Hanne Loreck und André Meier, ist erschienen bei Revolver Frankfurt/Main.
Das ehemalige "Haus des Lehrers" und die Kongresshalle am Alexanderplatz in Berlin wurden 1964 von Hermann Henselmann erbaut. Das Gebäudeensemble galt als Musterbeispiel der DDR-Moderne,13 Jahre nach der Wiedervereinigung wird es nun einem Gesamtumbau unterzogen, teilweise entkernt und nach Richtlinien des Denkmalschutzes restauriert. Von diesem Ort aus lassen sich die Veränderungen der architektonischen Beziehungen öffentlicher Räume im Urbanen, sowie die verkleidende Funktion von Architektur neu untersuchen.
Aus unterschiedlichen Untersuchungen und Fallstudien mit ortsspezifischen Arbeiten und temporären Installationen entstand das Ausstellungsprojekt Bilderbucharchitekturen, Februar 2002 in der Galerie Weißer Elefant Berlin. ( und davor die vorläufig letzte Ausstellung im Hdl: Leistungskontrolle, 2001). Hier wurde der gleiche Gebäudekomplex in künstlerischer Form - als Fundstück und Ready-made - für eine neue Reflexion genutzt. Es ging um das Zusammenwirken von Politik und Dekor: Wann, vor allem auch wie wird ein vormals funktionales Objekt der Kontrolle ästhetisch wahrgenommen - als ein Artefakt öffentlicher Zierde? Was macht Architektur mit einem ideologischen Hintergrund aus, was bleibt übrig, wenn der politische Zweck nicht mehr vorhanden ist?
Architektur ist in der gegenwärtigen Kunst sowohl Kontrahent als auch Motor. Immer wieder haben sich künstlerische Projekte und Recherchen zum Urbanismus mit diesem double-bind beschäftigt, das reicht von Dan Grahams 1965 publizierten Fotoessay "Homes for America" über Gordon Matta-Clarks "Cuttings" in den Siebzigerjahren bis zur aktuellen Kritik am städtischen Umbau. Der Reader "model map" versucht einige dieser Herangehensweisen aufzunehmen und auf die gegenwärtige Praxis im Umgang mit dem architektonischen Erbe der DDR zu übertragen.