Jeff Grant
02 Mar - 15 Apr 2006
JEFF GRANT
"Identifications"
March 2 – April 15, 2006
Opening, March 2 2006, 7-9pm
Grimm|Rosenfeld eröffnet am 02. März 2006 die erste Einzelausstellung von Jeff Grant. Grant wurde 1975 in New York geboren und studierte an der Rhode Island School of Design sowie am renommierten Goldsmiths College in London.
In Grants Werk existieren Tuschzeichnung, Video und raumgreifende Installationen parallel zueinander. Im oberen Raum der Galerie empfängt den Besucher eine gigantische, handgestrickte Tiefseekrake aus weißem Synthetikgarn. Erst kürzlich ist es gelungen, Kraken dieser Art in ihrem Lebensumfeld zu beobachten. Bis dahin kannte man sie nur als an den Strand gespülte Kadaver oder halb verdaute Reste in den Mägen von Walen - der perfekte Stoff für einen Mythos. Jahrhunderte lang verbreitete die Vorstellung der vielarmigen, Schiffe verschlingenden Fabeltiere Furcht und Schrecken unter Seeleuten. Schlapp, Mitleid erregend, erbärmlich und ausgeliefert liegt der Mythos nun am Boden - eine erloschene Legende, die der Wissenschaft zum Opfer gefallen ist. Oder nicht? Die Installation wird von zwei Zeichnungen in Graphit auf grauem Karton ergänzt. Wie die Kraken im Ozean verschwinden die Sujets der Zeichnungen im Papier, geisterhaft, schwer greifbar, mit den Methoden der Wissenschaft in ihrem Wesen nicht zu fassen.
Auch die Serie von Tuschzeichnungen, die im Untergeschoss der Galerie gezeigt wird, fragt nach dem Erkenntniswert wissenschaftlicher Darstellungsmethoden. Alten Biologiebüchern über Baumsorten entlehnt, geben sie in äußerste Präzision die Umrisse verschiedener Arten wieder. Akribisch reproduziert Grant die Konturen von Eichen, Lerchen, Kirschbäumen oder Ulmen. Teils versieht er die Darstellungen sogar mit genauen lateinischen Bezeichnungen. Doch trotz ihrer Exaktheit verbergen die Zeichnungen mehr, als sie zeigen. Grant nutzt dabei die offensichtliche Ähnlichkeit der Konturen der Bäume aus. Auf ihre Silhouetten reduziert, werden sie nahezu ununterscheidbar.
Anknüpfend an wissenschaftliche Kategorisierungsversuche wirken Grants Zeichnungen so fragil wie präparierte Schmetterlinge. Sie zeugen von der Sehnsucht nach einem ganzheitlichen Weltbild und dem Wunsch, sich die Phänomene der sichtbaren Welt durch systematisierte Annäherungsformen zueigen zu machen. Doch anstatt etwas deutlich werden zu lassen, verdunkeln die Zeichnungen ihr Motiv. Ihre Lesbarkeit und Akkuratesse wendet sich gegen ihre scheinbare Intention. Zwischen pseudowissenschaftlichem Gestus und der dem Thema seit Caspar David Friedrich inhärenten Emotionalität entsteht ein Spannungsfeld. Der Baum, seit Jahrhunderten ein romantisch besetzter Topos mit menschenähnlichen Zügen, widersetzt sich dem objektivierenden Zugriff.
IDENTIFICATIONS ist bis zum 15. April 2006 zu sehen. Für weitere Informationen und Bildmaterial kontaktieren Sie Philipp Selzer unter +49 89 38859240 oder philipp@grimmrosenfeld.com.
GRIMM|ROSENFELD, Theresienstrasse 56/Rgb, 80333 München. Öffnungszeiten : Dienstag bis Freitag 12 - 19 Uhr und Samstag 11-14 Uhr
© Jeff Grant
"Identifications"
March 2 – April 15, 2006
Opening, March 2 2006, 7-9pm
Grimm|Rosenfeld eröffnet am 02. März 2006 die erste Einzelausstellung von Jeff Grant. Grant wurde 1975 in New York geboren und studierte an der Rhode Island School of Design sowie am renommierten Goldsmiths College in London.
In Grants Werk existieren Tuschzeichnung, Video und raumgreifende Installationen parallel zueinander. Im oberen Raum der Galerie empfängt den Besucher eine gigantische, handgestrickte Tiefseekrake aus weißem Synthetikgarn. Erst kürzlich ist es gelungen, Kraken dieser Art in ihrem Lebensumfeld zu beobachten. Bis dahin kannte man sie nur als an den Strand gespülte Kadaver oder halb verdaute Reste in den Mägen von Walen - der perfekte Stoff für einen Mythos. Jahrhunderte lang verbreitete die Vorstellung der vielarmigen, Schiffe verschlingenden Fabeltiere Furcht und Schrecken unter Seeleuten. Schlapp, Mitleid erregend, erbärmlich und ausgeliefert liegt der Mythos nun am Boden - eine erloschene Legende, die der Wissenschaft zum Opfer gefallen ist. Oder nicht? Die Installation wird von zwei Zeichnungen in Graphit auf grauem Karton ergänzt. Wie die Kraken im Ozean verschwinden die Sujets der Zeichnungen im Papier, geisterhaft, schwer greifbar, mit den Methoden der Wissenschaft in ihrem Wesen nicht zu fassen.
Auch die Serie von Tuschzeichnungen, die im Untergeschoss der Galerie gezeigt wird, fragt nach dem Erkenntniswert wissenschaftlicher Darstellungsmethoden. Alten Biologiebüchern über Baumsorten entlehnt, geben sie in äußerste Präzision die Umrisse verschiedener Arten wieder. Akribisch reproduziert Grant die Konturen von Eichen, Lerchen, Kirschbäumen oder Ulmen. Teils versieht er die Darstellungen sogar mit genauen lateinischen Bezeichnungen. Doch trotz ihrer Exaktheit verbergen die Zeichnungen mehr, als sie zeigen. Grant nutzt dabei die offensichtliche Ähnlichkeit der Konturen der Bäume aus. Auf ihre Silhouetten reduziert, werden sie nahezu ununterscheidbar.
Anknüpfend an wissenschaftliche Kategorisierungsversuche wirken Grants Zeichnungen so fragil wie präparierte Schmetterlinge. Sie zeugen von der Sehnsucht nach einem ganzheitlichen Weltbild und dem Wunsch, sich die Phänomene der sichtbaren Welt durch systematisierte Annäherungsformen zueigen zu machen. Doch anstatt etwas deutlich werden zu lassen, verdunkeln die Zeichnungen ihr Motiv. Ihre Lesbarkeit und Akkuratesse wendet sich gegen ihre scheinbare Intention. Zwischen pseudowissenschaftlichem Gestus und der dem Thema seit Caspar David Friedrich inhärenten Emotionalität entsteht ein Spannungsfeld. Der Baum, seit Jahrhunderten ein romantisch besetzter Topos mit menschenähnlichen Zügen, widersetzt sich dem objektivierenden Zugriff.
IDENTIFICATIONS ist bis zum 15. April 2006 zu sehen. Für weitere Informationen und Bildmaterial kontaktieren Sie Philipp Selzer unter +49 89 38859240 oder philipp@grimmrosenfeld.com.
GRIMM|ROSENFELD, Theresienstrasse 56/Rgb, 80333 München. Öffnungszeiten : Dienstag bis Freitag 12 - 19 Uhr und Samstag 11-14 Uhr
© Jeff Grant