Dennis Scholl
12 Jun - 15 Sep 2010
© Dennis Scholl
Ach lieber, lieber Herr Leichendiener, 2009
Bleistift auf Papier, Schellackrahmen
68,2 x 57,5 cm | 26.85 x 22.64 in
Ach lieber, lieber Herr Leichendiener, 2009
Bleistift auf Papier, Schellackrahmen
68,2 x 57,5 cm | 26.85 x 22.64 in
DENNIS SCHOLL
Schmerzende Teilnehmung
12 June to 15 September 2010
ARNDT freut sich, die Einzelausstellung Schmelzende Teilnehmung von Dennis Scholl vom 12. Juni bis 15. September zu präsentieren, die am Freitag, 11. Juni von 18 bis 21 Uhr eröffnet.
Zeichnung ist Reduktion. Gezielte Abstraktion aus dem optischen Übermaß der Wirklichkeit. Betrachtet man das Œuvre Dennis Scholls, so möchte man diese Definition in Frage stellen: Scholl konfrontiert den Betrachter in seinen Zeichnungen mit einer „unheimlichen“ Freude am Detail. Seine collagenartigen, hyperrealen Bildwelten erscheinen alles andere als reduziert, zumal hier Gegenstände und Personen aufeinandertreffen, die vordergründig lediglich den gemeinsamen Bildraum teilen.
Für Wanda, Roberte, Alice, Aimée, Marcelle, Justine - die Serie von großformatigen Zeichnungen, die den Mittelpunkt der Ausstellung bilden, ist eine Referenz an fiktive und reale Protagonistinnen aus Literatur und Philosophie. So verweist „Für Wanda“ auf die „Venus im Pelz“ von L. von Sacher-Masoch. Mit diesem Wissen scheint die Interpretation der im Bild auf verschiedenen Ebenen versammelten und miteinander in Beziehung tretenden Objekte möglich: Der aufgehängte Pelzmantel bildet den Mittelpunkt des Bildes, ein Wandteller trägt das Konterfei des Autors, ein Mobile schmutzig grauer Schwäne karikieren das ikonographische Bild der Reinheit. Ein Bildzitat von Perugino, wie in einem Trompe-l’oeil an die Wand geheftet, referiert mit dem in ihm dargestellten Marsyas-Motiv auf mythologisch überlieferte Qualen und gleichzeitig auf eine Textstelle der Novelle. Ein Zopf-Fetisch interagiert mit den das Bild überlagernden Reitgerten und die schemenhafte, abstrakte Untergrund-Zeichnung zeigt unterschiedliche Spielarten des Perversen. Aber nur scheinbar lassen sich die einzelnen Bildelemente wie Satzglieder eines Satzes zu einer sinnvollen, homogenen Erzählung verknüpfen. Zwar ermöglichen sie es dem Betrachter, ähnlich wie das Icon in der Emblemkunst, einen vermeintlichen Sinn hinter dem rätselhaften ersten Eindruck zu erkennen. Aber sie Sie verweigern sich einer vollständigen ikonographischen Entschlüsselung, die sie zur reinen Illustration degradieren würde, sondern ziehen den Betrachter in ein (Verwirr-)Spiel mit unterschiedlichsten Referenzsystemen und konstituieren somit einen Assoziationsraum für den Rezipienten. Und so sind die Arbeiten von D. Scholl erzählerisch ohne geschwätzig zu sein: Denn sie referieren anhand der in ihnen dargestellten Objekte auf Personen und Geschichten. Sie entfalten aber auch vielfältige Meta- und Subebenen, deren Bedeutung und Beziehung untereinander letztlich in der Person des Künstlers selbst liegt.
Dennis Scholl, geboren 1980 in Hünfeld, studierte von 2002 bis 2006 an der Hamburger Hochschule für bildende Künste. 2010 werden seine Werke auf der Busan Biennale, Südkorea zu sehen sein. Zudem war er mit einer Arbeit in der Gruppenausstellung „Täuschend echt - Illusion und Wirklichkeit in der Kunst“ des Bucerius Kunst Forum, Hamburg vertreten. 2008 widmete ihm das Institut für Moderne Kunst, Nürnberg seine erste institutionelle Einzelausstellung und 2009 war er an der Gruppenausstellung „MAN SON 1969. Vom Schrecken der Situation“, Galerie der Gegenwart Hamburger Kunsthalle, Hamburg beteiligt.
Text Tanja Vonseelen
Schmerzende Teilnehmung
12 June to 15 September 2010
ARNDT freut sich, die Einzelausstellung Schmelzende Teilnehmung von Dennis Scholl vom 12. Juni bis 15. September zu präsentieren, die am Freitag, 11. Juni von 18 bis 21 Uhr eröffnet.
Zeichnung ist Reduktion. Gezielte Abstraktion aus dem optischen Übermaß der Wirklichkeit. Betrachtet man das Œuvre Dennis Scholls, so möchte man diese Definition in Frage stellen: Scholl konfrontiert den Betrachter in seinen Zeichnungen mit einer „unheimlichen“ Freude am Detail. Seine collagenartigen, hyperrealen Bildwelten erscheinen alles andere als reduziert, zumal hier Gegenstände und Personen aufeinandertreffen, die vordergründig lediglich den gemeinsamen Bildraum teilen.
Für Wanda, Roberte, Alice, Aimée, Marcelle, Justine - die Serie von großformatigen Zeichnungen, die den Mittelpunkt der Ausstellung bilden, ist eine Referenz an fiktive und reale Protagonistinnen aus Literatur und Philosophie. So verweist „Für Wanda“ auf die „Venus im Pelz“ von L. von Sacher-Masoch. Mit diesem Wissen scheint die Interpretation der im Bild auf verschiedenen Ebenen versammelten und miteinander in Beziehung tretenden Objekte möglich: Der aufgehängte Pelzmantel bildet den Mittelpunkt des Bildes, ein Wandteller trägt das Konterfei des Autors, ein Mobile schmutzig grauer Schwäne karikieren das ikonographische Bild der Reinheit. Ein Bildzitat von Perugino, wie in einem Trompe-l’oeil an die Wand geheftet, referiert mit dem in ihm dargestellten Marsyas-Motiv auf mythologisch überlieferte Qualen und gleichzeitig auf eine Textstelle der Novelle. Ein Zopf-Fetisch interagiert mit den das Bild überlagernden Reitgerten und die schemenhafte, abstrakte Untergrund-Zeichnung zeigt unterschiedliche Spielarten des Perversen. Aber nur scheinbar lassen sich die einzelnen Bildelemente wie Satzglieder eines Satzes zu einer sinnvollen, homogenen Erzählung verknüpfen. Zwar ermöglichen sie es dem Betrachter, ähnlich wie das Icon in der Emblemkunst, einen vermeintlichen Sinn hinter dem rätselhaften ersten Eindruck zu erkennen. Aber sie Sie verweigern sich einer vollständigen ikonographischen Entschlüsselung, die sie zur reinen Illustration degradieren würde, sondern ziehen den Betrachter in ein (Verwirr-)Spiel mit unterschiedlichsten Referenzsystemen und konstituieren somit einen Assoziationsraum für den Rezipienten. Und so sind die Arbeiten von D. Scholl erzählerisch ohne geschwätzig zu sein: Denn sie referieren anhand der in ihnen dargestellten Objekte auf Personen und Geschichten. Sie entfalten aber auch vielfältige Meta- und Subebenen, deren Bedeutung und Beziehung untereinander letztlich in der Person des Künstlers selbst liegt.
Dennis Scholl, geboren 1980 in Hünfeld, studierte von 2002 bis 2006 an der Hamburger Hochschule für bildende Künste. 2010 werden seine Werke auf der Busan Biennale, Südkorea zu sehen sein. Zudem war er mit einer Arbeit in der Gruppenausstellung „Täuschend echt - Illusion und Wirklichkeit in der Kunst“ des Bucerius Kunst Forum, Hamburg vertreten. 2008 widmete ihm das Institut für Moderne Kunst, Nürnberg seine erste institutionelle Einzelausstellung und 2009 war er an der Gruppenausstellung „MAN SON 1969. Vom Schrecken der Situation“, Galerie der Gegenwart Hamburger Kunsthalle, Hamburg beteiligt.
Text Tanja Vonseelen