Jitish Kallat
06 Oct - 04 Dec 2010
JITISH KALLAT
6 October 2010 – 4 December 2010
Likewise
ARNDT freut sich, die Einzelausstellung LIKEWISE des indischen Künstlers Jitish Kallat vom 06. Oktober 2010 bis 31. Januar 2011 zu präsentieren.
Mit der Ausstellung entwirft Jitish Kallat ein Phantombild der Lebensrealität der Bewohner Mumbais. Er fängt in seinen grotesk-surrealen, teils ironisch gebrochenen Werken die psychologischen Belastungen der Megametropole ein und beschreibt die Morbidität, die hinter den enormen wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen Indiens steht.
„Fressen oder Gefressenwerden“ ist hier die Frage. Aus der reliefartig verkrusteten Oberfläche des gigantischen, überdimensionierten Kerosinkochers Annexation, der im Hauptausstellungsraum thront, treten bizarre, affenartige Wesen hervor, die uns aufmerksam, vielleicht herausfordernd anstarren. Andere Kreaturen sehen eher wie Ratten aus, die Essbares mit ihren Fängen umklammern. Manche Ungetüme verspeisen sich sogar gegenseitig. Metaphorisch verweist Kallat darauf, dass sich der tägliche Kampf um Lebensmittel aufgrund der Nahrungsknappheit und der steigenden Preise ständig verschärft.
Auch die Skulptur umgebenden großformatigen Tryptichen visualisieren diesen Kampf. Den Personen, die auf den Bildern Baggage Claim auf ihr Gepäck warten, schwärmen kleine Menschen, Autos und Busse durchs Haar. Von oben, aus den Schlünden bronzener Gargoyles, deren Vorbilder am Victoria Terminus in Mumbai Regenwasser ausspeien, rinnt eine beigefarbene Flüssigkeit. Aus dieser tritt wiederum eine schwarze, ölige Substanz aus, deren Umrisskante Fabriken, Häuser oder Wassertürme umreißt. Diese neue Zivilisation, die vom Himmel gefallen ist, hat auch schon die Sprechblasen bzw. die Sprache der Wartenden befallen. Dennoch oder gerade deswegen verharren sie in apathischer Pose. Ihnen ist das großstädtische Inferno zu Kopf gestiegen.
Die Fotografie Conditions Apply, die mittels eines Leuchtkastens präsentiert wird, erscheint wie ein Schaubild aus Schulatlanten, die Planetenlaufbahnen oder den Mondzyklus veranschaulichen. Bei näherer Betrachtung erkennt man Chapatis, indische Fladenbrote. Halbmondphasen werden mit angeknabberten Fladen visualisiert. Das Grundnahrungsmittel ist in unerreichbare Ferne gerückt und wo Dunkelheit herrschen müsste, sind nur noch Krümel zu sehen.
In der Foto-Serie Chlorophyll Park entzieht Kallat schließlich dem tosenden Verkehrschaos Mumbais den Boden. Rasen bedeckt die Fahrbahn. Jedoch hinterlassen die zahlreichen Fahrzeuge keine Spuren im frischen Grün. Alles steht still, nur die Grashalme wachsen weiter. Wie im Märchen steht die Zeit still. Hier gelingt es Kallat für einen Moment, den täglichen Überlebenskampf zu unterbrechen.
Jitish Kallats (*1974) ist in bedeutenden Ausstellungen zur zeitgenössischen indischen Kunst vertreten, beispielsweise “The Empire Strikes Back: Indian Art Today”, Saatchi Gallery, London (2010), “Chalo! Indien: Eine neue Ära indischer Kunst”, Essl Museum – Kunst der Gegenwart, Klosterneuburg, Österreich, und Mori Art Museum, Tokio (beide 2009). Seine Einzelausstellungen waren beispielsweise in der Sherman Contemporary Art Foundation, Sydney (2008) zu sehen und bis zum 2. Januar 2011 ist seine ortspezifische Arbeit Public Notice 3 im „The Art Institute Chicago“ zu sehen. Neben seiner Arbeit als bildender Künstler veröffentlicht er regelmäßig Texte in Fachmagazinen und Ausstellungskatalogen.
6 October 2010 – 4 December 2010
Likewise
ARNDT freut sich, die Einzelausstellung LIKEWISE des indischen Künstlers Jitish Kallat vom 06. Oktober 2010 bis 31. Januar 2011 zu präsentieren.
Mit der Ausstellung entwirft Jitish Kallat ein Phantombild der Lebensrealität der Bewohner Mumbais. Er fängt in seinen grotesk-surrealen, teils ironisch gebrochenen Werken die psychologischen Belastungen der Megametropole ein und beschreibt die Morbidität, die hinter den enormen wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen Indiens steht.
„Fressen oder Gefressenwerden“ ist hier die Frage. Aus der reliefartig verkrusteten Oberfläche des gigantischen, überdimensionierten Kerosinkochers Annexation, der im Hauptausstellungsraum thront, treten bizarre, affenartige Wesen hervor, die uns aufmerksam, vielleicht herausfordernd anstarren. Andere Kreaturen sehen eher wie Ratten aus, die Essbares mit ihren Fängen umklammern. Manche Ungetüme verspeisen sich sogar gegenseitig. Metaphorisch verweist Kallat darauf, dass sich der tägliche Kampf um Lebensmittel aufgrund der Nahrungsknappheit und der steigenden Preise ständig verschärft.
Auch die Skulptur umgebenden großformatigen Tryptichen visualisieren diesen Kampf. Den Personen, die auf den Bildern Baggage Claim auf ihr Gepäck warten, schwärmen kleine Menschen, Autos und Busse durchs Haar. Von oben, aus den Schlünden bronzener Gargoyles, deren Vorbilder am Victoria Terminus in Mumbai Regenwasser ausspeien, rinnt eine beigefarbene Flüssigkeit. Aus dieser tritt wiederum eine schwarze, ölige Substanz aus, deren Umrisskante Fabriken, Häuser oder Wassertürme umreißt. Diese neue Zivilisation, die vom Himmel gefallen ist, hat auch schon die Sprechblasen bzw. die Sprache der Wartenden befallen. Dennoch oder gerade deswegen verharren sie in apathischer Pose. Ihnen ist das großstädtische Inferno zu Kopf gestiegen.
Die Fotografie Conditions Apply, die mittels eines Leuchtkastens präsentiert wird, erscheint wie ein Schaubild aus Schulatlanten, die Planetenlaufbahnen oder den Mondzyklus veranschaulichen. Bei näherer Betrachtung erkennt man Chapatis, indische Fladenbrote. Halbmondphasen werden mit angeknabberten Fladen visualisiert. Das Grundnahrungsmittel ist in unerreichbare Ferne gerückt und wo Dunkelheit herrschen müsste, sind nur noch Krümel zu sehen.
In der Foto-Serie Chlorophyll Park entzieht Kallat schließlich dem tosenden Verkehrschaos Mumbais den Boden. Rasen bedeckt die Fahrbahn. Jedoch hinterlassen die zahlreichen Fahrzeuge keine Spuren im frischen Grün. Alles steht still, nur die Grashalme wachsen weiter. Wie im Märchen steht die Zeit still. Hier gelingt es Kallat für einen Moment, den täglichen Überlebenskampf zu unterbrechen.
Jitish Kallats (*1974) ist in bedeutenden Ausstellungen zur zeitgenössischen indischen Kunst vertreten, beispielsweise “The Empire Strikes Back: Indian Art Today”, Saatchi Gallery, London (2010), “Chalo! Indien: Eine neue Ära indischer Kunst”, Essl Museum – Kunst der Gegenwart, Klosterneuburg, Österreich, und Mori Art Museum, Tokio (beide 2009). Seine Einzelausstellungen waren beispielsweise in der Sherman Contemporary Art Foundation, Sydney (2008) zu sehen und bis zum 2. Januar 2011 ist seine ortspezifische Arbeit Public Notice 3 im „The Art Institute Chicago“ zu sehen. Neben seiner Arbeit als bildender Künstler veröffentlicht er regelmäßig Texte in Fachmagazinen und Ausstellungskatalogen.