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FAMED Was tun?

15 Sep - 20 Oct 2012

The Future Of Art And Society #39, 2008
Klar formulierte Fragen haben es in sich. Sie haben eine Richtung. Wer sich dieser Richtung in den Weg stellt, ist mit einer Kraft konfrontiert, die unnachgiebig vorwärts drängt. So lange bis sie das bekommt, was sie fordert. Eine ausformulierte und hörbar artikulierte Antwort. Nicht alle Möglichkeiten, sich dieser eindeutig gerichteten Kraft gegenüber zu verhalten, werden genutzt. Die Option, ihr auszuweichen und die Option, sie reflexartig zurückzuspielen, sind die am häufigsten anzutreffenden Verhaltensmuster. Vertagen heißt die Devise, um sich bis auf weiteres aus einer Situation erhöhter Anspannung zu manövrieren, in der es um menschliches Existieren hätte gehen können. Ist also keine Lösung auch eine Lösung? Statt auszuweichen oder zu retournieren gibt es aber auch die Option, sich der Kraft zu stellen. Stehenzubleiben und nachzuspüren, was dann mit der Kraft in ihrer inneren Struktur und ihrer manifesten Erscheinung passiert, wenn sie auf einen Widerstand trifft, den man selbst verkörpert.
Dieser Moment hat etwas Zeremonielles. Und genau diese Eigenschaft kann die beiden Protagonisten dazu bringen, nicht weiter in einem vorgespurten Muster agieren zu wollen, das nur Reaktion und Gegenreaktion vorsieht. Dem Mangel an einem Innehalten und einem Nachdenken – die bei der Frage, zu entscheiden, was man tut, jedoch unerlässlich sind – kann vorgebeugt werden: Indem man zulässt, dass etwas, das durch die Augen in den Kopf vorgedrungen ist bis an die eigene Erinnerung heranreicht und körperlich spürbar wird. Noch subtiler können Künstler in dieses Gebiet vordringen und dabei alles nutzen, was weiße Räume als ritualisierte Erfahrungsräume und Zonen erhöhter Aufmerksamkeit kennzeichnet.

Famed agiert hier mit Komplizen und Agenten ­– wie einem präparierten Spatz, der in einen Mantel aus gelber Farbe gehüllt wurde, einem Ventilator, der, in seinem Winderzeugungspotential durch einen Glaskubus gehemmt, mental die Vorstellung von Wind erzeugt oder einem Loop aus Filmmaterial, der saloppes Abschiednehmen variiert. Die Auswahl und die Erscheinungsweise dieser Komplizen und Agenten lässt die Vermutung aufkommen, dass hierbei der Nonsens als Mitspieler gewonnen wurde.
Nonsens in einem Verständnis, wie es Chus Martinez in den dOCUMENTA-Notes No. 75 formuliert hat: „Nonsens verweist auf die Fähigkeit, unsere konventionellen Vorstellungen von Zeit, insbesondere der historischen Zeit außer Kraft zu setzen, die Frage nach dem Ursprung zu verwischen, unoriginell zu sein und damit frei dafür, aufmerksam zu sein und das Mehrdeutige als Manifestation des Möglichen, als Methode zur Umgehung des Essenzialismus zu erkennen.“ Der Anspruch des Zeremoniellen mit all seinen Spielregeln für den Menschen liegt darin, ihm zu vertrauen, dass er in der Lage ist, die selbstgesetzten Spielregeln mit dem Zweck zu erkennen, sich von der permanenten Bedeutungszuweisung zu befreien. „Denken führt Sehen und Sprechen an ihre Grenzen.“ Was hier passiert, heißt Erfahrung und kann dabei eine Stütze sein, wenn klarer werden soll, was aus dem Radius eines Individuums zu tun ist, das den Mut aufbringt, sich als Individuum zu zeigen und dementsprechend zu agieren.

Stefanie Manthey, 2012.

 

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