Barbara Gross

Chen Shaoxiong

30 Nov 2007 - 28 Feb 2008

CHEN SHAOXIONG
30. November 2007 - Ende Februar 2008


Chen Shaoxiong hat die zeitgenössische Kunstszene Guangzhous mitbegründet. 2003 nahm er, gemeinsam mit der von ihm initiierten Big Tail Elephant Group, die politische und soziale Themen aufgreift, an der Biennale in Venedig teil. Seither ist er in allen großen Ausstellungen chinesischer Kunst in Europa, Übersee und Asien vertreten.

Ausgehend von Fotografie realisiert Chen Shaoxiong sein Thema, den rapiden Wandel von Chinas Städten, in unterschiedlichen Medien und Techniken. In der Serie Collective Memory werden Aufnahmen der Großen Halle des Volkes, vom Platz des Himmlischen Friedens und von modernen Hochhäusern wie dem Dawang Tower in Peking grob gerastert, die Rasterpunkte auf Leinwand oder Reispapier übertragen. Das eigentliche Bild entsteht in einer Gemeinschaftsaktion vieler Menschen, die mit ihren tausenden in Tinte getauchten Fingerabdrücken die Punkte schwärzen. Jeder einzelne Fingerabdruck steht für eine individuelle Erinnerung an die Stadtarchitektur, zusammen formen sie ein kollektives Gedächtnis von Stadtbewohnern.

Die rasanten Urbanisierungsprozesse verändern täglich überall in China das vertraute Bild der Städte. Was heute Wirklichkeit ist, kann morgen schon Erinnerung sein. In Streetscape reagiert Chen Shaoxiong auf den rapiden Wandel seiner Heimatstadt Guangzhou. Er fotografiert das
Strassenbild: Fahrzeuge und Passanten, Strassenmobiliar, Werbereklamen und vieles mehr, schneidet aus den Fotos penibel Personen und Requisiten heraus und arrangiert diese Versatzstücke wie auf einer Bühne zu neuen Szenen. Alles ist miniaturisiert, flächig, kulissenhaft, das pulsierende Tempo der Großstadt steht still. Guangzhou wird zerlegt, in einem bestimmten historischen Zustand modellhaft eingefroren. Chen Shaoxiong fotografiert seine chinesischen Panoramen auch vor der Kulisse europäischer Metropolen, montiert so mehrere Raum- und Zeitschichten übereinander. Ihm gefällt die Idee, seine Stadt mit anderen Städten und Kulturen zu einer fiktiven Realität zu verschmelzen.

In seinen Videos zeigt Chen Shaoxiong seine persönlichen Eindrücke vom urbanen Leben. Hier lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Dinge seiner unmittelbaren Umgebung. Für Ink Things fotografiert er alltägliche Momente und Gegenstände und übersetzt sie in Tuschezeichnungen, die er für eine Videoprojektion animiert. Indem er neue Medientechnik mit der traditionellen Tuschemalerei verbindet, überträgt er traditionelle Elemente der chinesischen Kultur in einen heutigen Kontext.
 

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