Bernd Klüser

Michael Schrattenthaler

20 Mar - 21 Apr 2007

© Michael Schrattenthaler
Gletscher
Digital photo on Dibond
HxW: 30 x 22.5 cm
MICHAEL SCHRATTENTHALER
"SYNTAX"

Mit Michael Schrattenthaler setzt die Galerie Klüser 2 ihre Ausstellungsreihe zum Thema junge Münchener Bildhauer fort. Seine Werke beschäftigen sich mit der Beziehung zwischen dem künstlerischen Objekt und seiner Umgebung, sowie mit dem Thema „Erinnerung“. Das direkte Umfeld, der Künstler selber oder der Betrachter werden zum integralen Bestandteil des Werkes. Beispielhaft dafür steht z.B. die Arbeit „Jugendzimmer“, die gerade im Rahmen einer Gruppenausstellung im Schloß Museum Morsbroich, Leverkusen zu sehen war.
In seiner aktuellen Ausstellung verschließt Schrattenthaler den Durchgang zwischen den beiden hinteren Räumen der Galerie mit einer Mauer aus Büchern und diversem Küchengeschirr. Der Titel „Inlay“ – ein Begriff der jedem aus der Zahnmedizin bekannt ist – lässt sich leicht deuten. Wie ein Inlay verschließen die aufgestapelten Alltagsgegenstände die vorhandene Lücke. Zusätzlich verweisen Bücher und Geschirr auf zwei wesentliche Lebensbereiche: geistige und körperliche Nahrung, die als „Füllmaterial“ für jeden Menschen existentiell notwendig sind.
Das Werk steht in engem Zusammenhang mit der Arbeit „Bibliothek“ im vorderen Bereich der Galerie. Eine Gruppe von ausgelesenen Kunstkatalogen wurde im Zentrum ausgestanzt und mit einem Rohr an der Wand befestigt. Noch stärker als bei „Inlay“, wo Schulbücher, Romane und Geschirr längst Vergangenes wachrufen, spielt die Erinnerung in dieser Arbeit eine zentrale Rolle. Die Kataloge sind das geistige Material, dass wir absorbieren aber nur teilweise speichern können. Mit der Zeit lösen sich Informationen und Erinnerungen auf, erhalten bleiben nur Fragmente.
Die bei Schrattenthaler so typische Verknüpfung von Objekt und Betrachter zeigt sich sowohl bei „Gletscher“ wie auch in der Arbeit „still here“. Eine schwingende Lampe gibt Licht und Energie ab, die wie die geistige und körperliche Nahrung lebenswichtig sind. Im Vergleich zu den anderen Arbeiten werden hier stärker die Sinne angesprochen und lassen dem Betrachter Raum zur eigenen Interpretation.
Ähnlich bei „Gletscher“: was sich auf den ersten Blick als idyllische Gebirgslandschaft darstellt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als verdreckter zusammen geschobener Schneehaufen. Die Fotoserie versucht die Wahrnehmung des Betrachters zu manipulieren. Die Eindrücke dieser trügerischen Idylle hat der Künstler mit seiner Kamera im Winter 2006 auf der Theresienwiese eingefangen.
Michael Schrattenthaler stellte bereits 2005 in der Galerie Klüser 2 in der Gruppenausstellung Say No Production aus. Er wurde 1971 in Kufstein geboren und studierte von 1993-1999 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Olaf Metzel. 2003 erhielt er ein Projektstipendium der Stadt München, 2006 den Bayerischen Kunstförderpreis. Darüber hinaus waren seine Werke in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen.
Für weitere Informationen und Pressematerial steht die Galerie gerne zur Verfügung.
 

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