Daniel Buchholz

Udo Lefin

27 Nov 2014 - 24 Jan 2015

© Udo Lefin
Ringstudie, 1991
Mischtechnik auf Papier
49,5 x 70 cm
UDO LEFIN
Bilder und Zeichnungen 1983-1992
27 November 2014 - 24 Januar 2015

Am 27. November 2014 zeigen wir zum dritten Mal Arbeiten des Kölner Künstlers Udo Lefin (1954*). Zugleich werden damit unsere neuen Räume im 2. Obergeschoss in der Fasanenstraße in Berlin eröffnet.

Die erste Ausstellung fand 1984 in meiner Wohnung in der Vorgebirgsstraße in Köln statt. Dort wurde, nach einiger Überredung des Künstlers, ein zweiteiliges Lackbild ausgestellt. Auf dem Bild sieht man in vergrößerter Form verschiedene Pilze, einen Käfer sowie eine digitale Anzeige: E1 C1. “Tempo“ ist der Titel der Arbeit, die nun nach 30 Jahren wieder in unserer Galerie zu sehen sein wird. Dem Betrachter öffnet sich hier ein irdischer Kosmos des Lebens, Stufen des Werdens und Vergehens, der mit unvermischten, in bis zu 40 Schichten aufgetragenen Farbpigmenten zu lebendiger, leuchtender Plastizität gebracht wird.

“Tempo“ ist auch ein Begriff aus der Schachwelt: E1 C1, der letzte defensive Zug. Bei den dargestellten Pilzen handelt es sich um die psilocybinhaltigen Teonanacatl-Pilze. Den Azteken galt dieser Pilz als “Fleisch der Götter“. Albert Hofmann, der Entdecker des LSD stellte die Hypothese auf, dass bestimmte Muster und Ornamente der präkolumbianischen Kulturen auf diese Pilzart hindeuten.

“Quantas ventanas tiene tu casa?“ (Wieviele Fenster braucht dein Haus?) ist der Titel einer Arbeit aus meiner zweiten Ausstellung mit Udo Lefin von 1988. Dieses Bild erinnert an Goyas “El Sueno de la razon produce Monstrums“ (Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer), auf dem der Künstler seinen Kopf ebenfalls auf den Tisch gelegt hat und träumt. Wieviel Besitz, wieviele Einblicke braucht ein Mensch oder was will der Künstler uns preisgeben?

Das Bild eines Toreros (ohne Titel, 1987, signiert 1988) zeigt Lefins virtuose Anwendung von Lack auf unterschiedlichen Bildträgern, in diesem Fall eine Plastiktischdecke. Über dem Kopf des Stierkämpfers ist eine gestische Bewegung angedeutet, die man als Aeu oder auch A W lesen könnte. In der Nacht, als das Bild fertig gestellt wurde, ist Andy Warhol gestorben.

Das Bild “Original und Fälschung“ von 1983 kommt aus dem Besitz/Estate von Sigmar Polke und stellt den monströsen Nazi Generalfeldmarschall Otto Moritz Walter Model dar. Udo Lefin hat das Bild konzipiert als Hommage an Francis Picabias berühmtes Bild “La Nuit Espagnole“.

Die besondere Art der Malerei Udo Lefins verband bereits in den 80er und frühen 90er Jahren traditionelle Sujets und Techniken mit zeitgenössischen Elementen (digitale Zeichen und Schriftzüge). Seine enigmatischen Arbeiten scheinen dabei einerseits zur Entschlüsselung geheimer Botschaften aufzurufen, zum anderen ganz in ihrem intensiven Oberflächenglanz aufzugehen. So lassen sie verschiedene Interpretationen zu. Wiederkehrende Themen sind Vergänglichkeit, Rituale, Grenzüberschreitungen, Übersinnliches, sowie das Zusammenspiel von Sichtbarem und Verborgenem. Auch die in Lefins Arbeiten häufig vorkommenden Zitate weisen in verschiedene Richtungen (z. B. “Entscheide dich nicht“ oder “Es kommen goldene Zeiten“).

Daniel Buchholz
 

Tags: Sigmar Polke, Andy Warhol