Daniel Buchholz

Wolfgang Tillmans

29 Apr - 18 Jun 2016

WOLFGANG TILLMANS
Studio
29 April - 18 June 2016

In seiner Ausstellung Studio, seiner 12. Einzelausstellung in der Galerie Buchholz thematisiert Wolfgang Tillmans (*1968, Remscheid) den Ort der Produktion seiner Arbeit. Das klassische Sujet des Künstlerateliers wird in Form einer Bestandsaufnahme bearbeitet. Kein Blick hinter die Kulissen, sondern der Versuch einer kartografischen Ausdifferenzierung was das Studio für ihn ist und wie das Studio als komplexes Gebilde selbst wieder in seine Produktion zurückreflektiert, in diese einfließt, sich abbildet und auch selbst produziert.

Studio ist hierbei einerseits die Dunkelkammer, der unmittelbare Arbeitsraum, der Ort an dem Arbeiten erstmals oder wieder gehängt und betrachtet werden und in installativen Konstellationen erprobt werden, ein Modellraum für Entstehendes, ein sozialer Raum, in dem unterschiedliche Praktiken nebeneinander ausgeführt werden und ein Archivraum in dem die Geschichte der eigenen Arbeit sowie auch ihre Gegenwart verwaltet wird.

Wolfgang Tillmans hat die Rolle des Studios schon in seiner frühesten Produktion beobachtet und den Raum und die Gegebenheiten seiner Produktion als einen Blick nach Innen in seiner Arbeit vorkommen lassen. Oft wählt er auch sein Studio als sichtbare Kulisse in Portraitaufnahmen. Im Gegensatz zum Fotostudio sieht man in Wolfgang Tillmans’ Räumen allerdings nie aufwendige Hintergrundsaufbauten oder Beleuchtungsapparaturen, stattdessen Kisten, Archivboxen, Verpackungsmaterial, Bücherregale, CDs und Platten, Kunstwerke aus der Sammlung des Künstlers, allerlei seltsame Gegenstände, Büromöbel, Zeitungen und Zeitschriften, Schnipsel und Notizen, Zimmerpflanzen und Blumen, wie sie auch immer wieder in den Stillleben des Künstlers vorkommen, die häufig auch in diesen Räumen entstehen.

Als der Ort, an dem er die meiste Zeit verbringt wird das Studio durch die Vorlieben des Künstlers, seinen Alltag und die Menschen, die ihn umgeben geprägt. Es ist ein Raum in dem Spuren kontinuierlicher Entwicklungen und Arbeitens ablesbar werden. In einem Zitat aus dem Jahr 2007 beschreibt Wolfgang Tillmans, wie aus dem ihn umgebenden Material und vor allem auch aus seiner Attraktion zum Material Papier heraus, nicht nur Mengen von Zeitungen, Papieren und verwendete Fotopapiere archiviert werden, sondern sich daraus auch Werkgruppen, wie die sogenannten "paper drop"-Arbeiten oder auch seine "Lighter"-Arbeiten generiert haben:

"At some point I realized that everything you do is on paper, has to do with paper. And I walked around my studio at night and ... it’s all paper ... and the inkjet prints rolled up, the prints and paper, the newspapers that I read and collect (and I am on the verge of being a compulsive collector of everything) and ... because it’s so amazing how much meaning can be in paper and how much charge gets into paper and into something that is obviously completely industrially manufactured and doesn’t have any inherent expressive means. I mean like you would attribute that to a canvas surface, a painting, whereas paper attracts me exactly because of the lack of gesture. This is a stack of newspaper from ‘98, this is called "paper wrapped" from 2000. Again this has been a slowly growing group which then in 2001 came into its full ... with this picture called "paper drop" ... where the photographic paper itself is the subject of the photograph."

Veranstaltungen wie Musiksessions und ausschweifende Partys, die der Künstler regelmäßig in seinen jeweiligen Studios veranstaltet hat, führen schließlich auch 2006 zum Betreiben eines Ausstellungsraums "Between Bridges", den Wolfgang Tillmans zunächst im Eingang und Treppenhaus seines Studios in der Cambridge Heath Road in London ins Leben gerufen hat, sowie zur Realisierung eines Raumes für das ideale Hören aufgenommener Musik, den "Playback Room", der erstmals für den nun räumlich von seinem Studio getrennten Ausstellungsraum "Between Bridges" in der Berliner Keithstraße konzipiert wurde.
 

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