Henrik Olesen
26 Oct - 27 Nov 2007
HENRIK OLESEN
"Die Geschichtsschreibung wurde derart konstruiert, verwaltet und einer bestimmten Logik der Veröffentlichung unterworfen, dass Material, das von direktem Interesse für schwul-lesbische Studien gewesen wäre, oft wortwörtlich aus dem unmittelbaren Gesichtsfeld gefallen oder vollständig verschwunden ist." Es war gang und gäbe, dass Familienmitglieder oder Erben solcher Künstler, die verdächtigt wurden homosexuell gewesen zu sein oder es auch waren, private Dokumente wie Briefe oder Tagebücher oder sogar Kunstwerke nach ihrem Tod zerstörten (John Singer Sargent, Thomas Eakins). "Die Geschichte der Zerstörung visueller Aufzeichnungen von Homosozialität, Homoerotik und Homosexualität – sei es durch einfache Nachlässigkeit, sei es durch systematische Unterdrückung – hat dazu geführt, dass selbst einige der einfachsten Fragen (War dieser oder jener Künstler homosexuell? Wem gehörte dieses oder jenes Bild?) nicht mit Sicherheit beantwortet werden können." (1)
"Beobachtungen von Manipulationen
Manipulation von Beobachtung
Sammeln von Informationen
Weitergabe (oder Ausstellen) von Informationen" (2)
Henrik Olesen (*1967, lebt in Berlin) präsentiert in seiner dritten Einzelausstellung in der Galerie Daniel Buchholz die Installation "Some Gay-Lesbian Artists and / or Artists relevant to Homo-Social Culture I-VII". Zentraler Bestandteil der Arbeit sind sieben großformatige Bildtafeln, die der Künstler auf Holzstellagen oder direkt auf die Wand montiert räumlich inszeniert. Auf den Tafeln versammelt Henrik Olesen eine über den Zeitraum von ca. zwei Jahren entstandene Bildrecherche homo-sozialer und homoerotischer Abbildungen aus der Kunst- und Kulturgeschichte, sowie Zeugnisse von Biografien homosexueller Künstler. Die Recherche-Funde erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wollen keine Chronologie erzeugen. Vielmehr bespiegeln sie den Apparat zugänglicher Geschichtsschreibung kunsthistorischer Publikationen und des Internets. Sie sind Intervention und Gegendarstellung einer an sich schon immer lückenhaften, vorherrschenden und damit heterosexuellen Geschichtsschreibung und wollen weniger aufklären als vielmehr gängige Vorstellungen verunsichern. Querverweise von Bildsujets zu biografischen Zeugnissen folgen dabei der idiosynkratischen Logik des Recherchierenden. So begegnen hier Maler homo-erotischer Sujets wie Jean-Fréderic Bazille (1841-1870) etwa einem Maler wie Eduard Manet (1832-1893), dessen favorisiertes weibliches Modell Victorine Meurent (1844-1927) eine lesbische Künstlerin war. Die Tafeln erstellt Henrik Olesen nach dem Vorbild des berühmten "Mnemosyne-Atlas" des Kunsthistorikers Aby M. Warburg (1866-1929), dessen fragmentarischer kulturhistorischer Bilderatlas in Sektionen thematischer Gruppen gegeliedert, Abbildungen von Werken der Kunstgeschichte sozial-historischen wie populär-kulturellen Abbildungen, sowie Karten und Statistiken einander gegenüberstellt.
"Die Geschichtsschreibung wurde derart konstruiert, verwaltet und einer bestimmten Logik der Veröffentlichung unterworfen, dass Material, das von direktem Interesse für schwul-lesbische Studien gewesen wäre, oft wortwörtlich aus dem unmittelbaren Gesichtsfeld gefallen oder vollständig verschwunden ist." Es war gang und gäbe, dass Familienmitglieder oder Erben solcher Künstler, die verdächtigt wurden homosexuell gewesen zu sein oder es auch waren, private Dokumente wie Briefe oder Tagebücher oder sogar Kunstwerke nach ihrem Tod zerstörten (John Singer Sargent, Thomas Eakins). "Die Geschichte der Zerstörung visueller Aufzeichnungen von Homosozialität, Homoerotik und Homosexualität – sei es durch einfache Nachlässigkeit, sei es durch systematische Unterdrückung – hat dazu geführt, dass selbst einige der einfachsten Fragen (War dieser oder jener Künstler homosexuell? Wem gehörte dieses oder jenes Bild?) nicht mit Sicherheit beantwortet werden können." (1)
"Beobachtungen von Manipulationen
Manipulation von Beobachtung
Sammeln von Informationen
Weitergabe (oder Ausstellen) von Informationen" (2)
Henrik Olesen (*1967, lebt in Berlin) präsentiert in seiner dritten Einzelausstellung in der Galerie Daniel Buchholz die Installation "Some Gay-Lesbian Artists and / or Artists relevant to Homo-Social Culture I-VII". Zentraler Bestandteil der Arbeit sind sieben großformatige Bildtafeln, die der Künstler auf Holzstellagen oder direkt auf die Wand montiert räumlich inszeniert. Auf den Tafeln versammelt Henrik Olesen eine über den Zeitraum von ca. zwei Jahren entstandene Bildrecherche homo-sozialer und homoerotischer Abbildungen aus der Kunst- und Kulturgeschichte, sowie Zeugnisse von Biografien homosexueller Künstler. Die Recherche-Funde erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wollen keine Chronologie erzeugen. Vielmehr bespiegeln sie den Apparat zugänglicher Geschichtsschreibung kunsthistorischer Publikationen und des Internets. Sie sind Intervention und Gegendarstellung einer an sich schon immer lückenhaften, vorherrschenden und damit heterosexuellen Geschichtsschreibung und wollen weniger aufklären als vielmehr gängige Vorstellungen verunsichern. Querverweise von Bildsujets zu biografischen Zeugnissen folgen dabei der idiosynkratischen Logik des Recherchierenden. So begegnen hier Maler homo-erotischer Sujets wie Jean-Fréderic Bazille (1841-1870) etwa einem Maler wie Eduard Manet (1832-1893), dessen favorisiertes weibliches Modell Victorine Meurent (1844-1927) eine lesbische Künstlerin war. Die Tafeln erstellt Henrik Olesen nach dem Vorbild des berühmten "Mnemosyne-Atlas" des Kunsthistorikers Aby M. Warburg (1866-1929), dessen fragmentarischer kulturhistorischer Bilderatlas in Sektionen thematischer Gruppen gegeliedert, Abbildungen von Werken der Kunstgeschichte sozial-historischen wie populär-kulturellen Abbildungen, sowie Karten und Statistiken einander gegenüberstellt.