Deichtorhallen

Jonathan Meese

30 Apr - 03 Sep 2006

Blick in die Ausstellung „MOR“, Kolaboration von Jonathan Meese und Tal R, Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, 2005. Foto: Jochen Littkemann
Jonathan Meese
Mamma Johny
30 April - 3 September 2006

Jonathan Meese (born 1971) belongs to the German elite of younger artists, who currently find international recognition.
With a total of around 150 paintings, sculptures, photographic works and installations this show at the Deichtorhallen is the first comprehensive display of Jonathan Meese’s work in Germany.

Jonathan Meese (geb. 1971) gehört zur Elite der jüngeren deutschen Künstler, die derzeit international höchste Anerkennung findet. Er wuchs in der Nähe von Hamburg auf, wo er bis 1998 an der Hochschule für Bildende Künste studierte. Nach Auftritten in Tokio und der Turbine Hall der Londoner Tate Modern im Februar diesen Jahres präsentiert er nun die erste große Ausstellung in seiner Heimatstadt.

Mit insgesamt 150 Gemälden, Skulpturen, fotografischen und installativen Arbeiten ist die Schau in den Deichtorhallen gleichzeitig die erste umfassende Werkübersicht von Jonathan Meese in Deutschland.

Dieser Premiere schließen sich zwei weitere an. Erstmals seit 14 Jahren werden in Europas größter zusammenhängenden Ausstellungsfläche für zeitgenössische Kunst sämtliche Stellwände der 18 Meter hohen Halle beiseite geräumt, um einen direkten Dialog zwischen Meeses Werk und der Architektur auf rund 2500 Quadratmeter zu ermöglichen. Das Zentrum der Ausstellung bildet die 8 Meter hohe, 20 Meter breite und 40 Meter lange „Black Box“, in der Meese sein für Frank Castorfs „Kokain“-Inszenierung an der Berliner Volksbühne entworfenes Bühnenbild samt Drehbühne sowie eine Tribüne installiert. Rund um die zentrale Theaterspielstätte wird ein riesiges Gemälde entstehen.

Inszenierung und Performance
Am 27. und 28. April führen Regisseur Castorf und das Ensemble der Volksbühne exklusiv in Hamburg die Aufsehen erregende Inszenierung des immer wieder auf dem Index gelandeten Skandalromans der Zwanziger Jahre „Kokain“ auf. Produziert wird das voll funktionstüchtige Theater von Contemporary Fine Arts, Berlin. Ausstellung und Theater werden in der Meese-Schau der Deichtorhallen Hamburg wie selten zuvor miteinander verzahnt. Am 24. Mai wird Jonathan Meese selbst auf der Drehbühne mit seiner Performance „DER GEOMETRISCHE GOTT (die hermetische, ZEUSHAFTE NEUTRALITÄT der Tyrannis)“ zu sehen sein.

Die Verbindung von „großem“ Theater und Ausstellung ist auch für den multi-medial arbeitenden Ausnahmekünstler ein neues Terrain, für seine außergewöhnlichen Performances hingegen ist Meese weitläufig bekannt. In stets überbordender Kulisse aus Bildern, Texten, (Ab-)Zeichen, Objekten und eigenen Wortschöpfungen, die von allen erdenklichen Macht-Menschen, Mythen und Geistesgrößen der Historie, Stars und Sternchen der Popkultur oder seinen Helden aus Fiction und Filmen handeln, kreiert Meese fernab der Norm sein eigenes Universum. Es wird bevölkert von Caligula, Stalin, Marquise de Sade, Richard Wagner, Balthus, Zardoz oder Dr. No, um nur einige Personen und Figuren zu nennen, denen Meese neue Bedeutungszusammenhänge zuweist, wobei er absichtlich die Konventionen überschreitet und eigenen Gesetzen folgt.

„Ich erkämpfe mir Freiräume, in denen niemand mehr ist. Da ist keiner mehr unterwegs“, sagte Meese einst über seine Arbeit, die nur schwierig definierten Stilrichtungen zuzuordnen ist. Dennoch begab er sich schon mehrmals in die produktive Auseinandersetzung mit verschiedenen Künstlerkollegen. Den dabei entstandenen ‚Werken in Zusammenarbeit’ – mit Jörg Immendorff, Albert Oehlen, Daniel Richter und Daniel Richter und Tal R sind in der Ausstellung eigene Räume gewidmet. Einer davon ist die Installation „MOR“ (MUTTER), eine rosa Burg, die Meese mit TAL R für deren Gemeinschaftsausstellung im Kopenhagen Statens Museum konzipierte.

Neben der Burg und der „Black Box“ werden noch zwei weitere große, freistehende und begehbare Skulpturen die große Deichtorhalle einnehmen. Der fünf Meter hohe „Maldororturm“, dem Meese im Jahr 2000 seine endgültige Form gab und dem Abteimuseum Mönchengladbach schenkte, beinhaltet Fotocollagen, Schriften, Videos und Skulpturen, in denen Meese sich mit dem Wesen der Staatstyrannei beschäftigt. Außerdem der drehbare „Parzifalkopf“, eigentlich der Schädel Richard Wagners, in dem Meese letztes Frühjahr an der Berliner Staatsoper die Performance: „JONATHAN MEESE IST MUTTER PARZIVAL“ darbot.

Katalog
erscheint bei Walther König, Köln.

Vorgesehene Autoren: Yves Aupetitallot (Musée des Beaux-Arts de Lausanne/Magazine Grenoble), Aeneas Bastian (freier Autor, Berlin) , Robert Fleck (Deichtorhallen Hamburg), Fabrice Hergott (Generaldirektor der Museen von Strassburg), Vibeke Vibolt Knudsen (Statens Museum for Konst, Kopenhagen), Friedrich Meschede (DAAD Berlin), Jessica Morgan (Tate Modern London), Karel Schampers (Frans Hals Museum/De Hallen, Haarlem), Susanne Titz (Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach), Veit Loers.

www.deichtorhallen.de
 

Tags: Balthus, Jörg Immendorff, Jonathan Meese, Albert Oehlen, Tal R, Daniel Richter, Susanne Titz