Eva Winkeler

Carsten Fock - Malerei ist schwarz

02 Nov - 14 Dec 2007

Installation view-Carsten Fock
Installation view-Carsten Fock
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Vom 2. November bis zum 17. Dezember ist unter dem Titel „Malerei ist schwarz“ die dritte Einzelausstellung des in Berlin lebenden Künstlers Carsten Fock in der Galerie Eva Winkeler zu sehen. Zum ersten Mal bespielt Fock die neuen Räumlichkeiten der Galerie in der Bethmannstr. 13 und zeigt hier seine neuesten Arbeiten.

Carsten Fock verfolgt mit dieser Ausstellung konsequent eine Weiterführung seiner Auseinandersetzung mit dem monochromen Kunstwerk. Bereits seit 1997 hielt das ungegenständliche, die ganze Arbeit mit einer Farbe ausfüllende Zeichensystem, Einzug in seine Papierarbeiten. Bislang waren diese einfarbigen, abstrakten Filzstiftarbeiten eher neben der ansonsten konzeptuell gegenständlichen Malerei des Künstlers aufgetreten. Vor allem die subjektiv aufgeladene Beschäftigung mit der sozialen Umwelt, der Kultur- und Kunstgeschichte in einem dichten Formen- und Zeichenvokabular und in schriftlichen Versatzstücken war zumeist das zentrale Thema des Malers und Zeichners. Jedoch thematisierte Fock von Beginn an gerade in den Papierarbeiten, die fast immer mit dem Filzstift entstehen, besonders das Strichbild der Zeichentechnik und damit die eigene Handschrift. Nun steht das reduzierte, monochrome Bild zum ersten Mal im Vordergrund des Schaffens und findet den Weg auf die Leinwand. Hier wird der eigene individuelle Zeichengestus zugunsten eines kontrollierten, von der Form bestimmten Bildaufbaus, zurückgenommen.

Im hinteren Teil der Galerie manifestiert sich das ausdruckstarke schwarze Strichbild als gerahmtes Gemälde. Die Wirkung des rhythmischen Lackstiftduktus suggeriert eine regelmäßige Gleichmäßigkeit im Auftrag. Dadurch erzeugt sich eine frappierende Flächigkeit und Tiefe in der beschränkten Form, die nun in den Vordergrund tritt. Im kontrollierten Nebeneinander der Striche erreicht Fock eine systematische, regelmäßige Aneinanderreihung von gebündelten Kastenelementen in waagerechter Anordnung. Auch bei den großformatigen Papierarbeiten, im Quer- und Hochformat im vorderen Galerieraum, erzeugt er damit eine mystische Ausdruckskraft. Der zeichnerische individuelle Entstehungsprozess, mal in sanftem Farbauftrag, mal kraftvoller in mehreren Schichten, bleibt in der Oberflächenästhetik bei genauerem Hinsehen als eigene Handschrift eingeschrieben.

Carsten Fock belässt es nicht bei der Vermischung der Medien Malerei und Zeichnung, sondern verschärft diese Auseinandersetzung gezielt, indem er mit dieser Technik nicht nur den gesamten Bildraum des Kunstwerks füllt, sondern auch den wirklichen Raum, die Architektur des Galerieraumes. Nicht zum ersten Mal arbeitet Fock gezielt mit der Wand als Träger der Farbe. Zumeist fungierte sie als Leinwand für seine Motive und diente zudem oftmals zugleich als Szenerie für die dort angebrachten gemalten Bilder oder Zeichnungen. Hier jedoch wird nun erstmalig ein monochromes Blackpainting auf eine monochrome schwarze Raumgestaltung gesetzt. Schwarz auf Schwarz. Der Künstler lässt die Wand dabei nicht mehr als Display auftreten, sondern vermischt die Grenzen zwischen Ausstellungsraum und Kunstwerk. In Erweiterung zu früheren Werken, besonders im Rückblick auf die vergangene Ausstellung in Berlin, in der Fock fünf gleichgroße schwarze Lackfilzzeichnungen zeigte (im Moment im Bonner Kunstverein zu sehen), bezieht er hier den Gesamtraum der Galerie ein.

"Black was a sacred colour for the Abstract Expressionists..." (David Sylvester). Ende der 1940er Jahre beschäftigten sich Künstler wie Robert Rauschenberg, Ad Reinhardt, Mark Rothko und Frank Stella intensiv mit der Farbe Schwarz. Es entstand eine beträchtliche Anzahl von nahezu monochromen schwarzen Bildserien, die heute die Glanzstücke internationaler Sammlungen bilden. Während bei Rothko das Schwarz für die Leere und das Nichts steht und Reinhardt das Schwarz im Sinne einer Verweigerung, Farblosigkeit und Gleichmut verwendet, versucht Fock in seinen Arbeiten die Einfarbigkeit monochromer Malerei gleichsam zu überwinden, wie es der durchgestrichene Titel der Ausstellung belegt, indem er ihr eine eigene und individuelle Handschrift zugrunde legt. Fock zeigt in der Ausstellung auch, dass die Farbe nicht schwarz sein muss: Das goldene Werk im rotgoldenen Rahmen auf der linken Seite der Galerie spiritualisiert geradezu den mystischen Charakter, der von den monochromen Werken ausgeht - denken wir zum Beispiel an das Schwarze Quadrat, das Malewitsch1927 in Berlin an einer Ecke des Ausstellungsraumes, hoch erhoben gleich einer Ikone, aufstellen ließ. Dass die schwarzen Serien der vier Künstler des Abstrakten Expressionismus einen Übergang oder Wandel kennzeichnen, ihn thematisieren oder erst ermöglichen, ist vielleicht die interessanteste Gemeinsamkeit mit dem Werk von Carsten Fock.
 

Tags: Carsten Fock, Robert Rauschenberg, Ad Reinhardt, Mark Rothko, Frank Stella