Dagmar Heppner, Judith Raum
10 Sep - 16 Oct 2011
DAGMAR HEPPNER, JUDITH RAUM
KURZ RAUS
10/09/2011 - 16/10/2011
Mit der Ausstellung kurz raus zeigt die Galerie Eva Winkeler neue Arbeiten der Künstlerinnen Dagmar Heppner und Judith Raum. Neben einer Freundschaft verbindet die Künstlerinnen das Interesse an ähnlichen Themengebieten. Mit der aktuellen Ausstellung konnten sie ein gemeinsames Ausstellungsprojekt verwirklichen und ihre sehr unterschiedlichen Arbeiten in einem ineinander greifenden Kontext präsentieren.
In den Räumen begegnen dem Besucher unkonventionell gehängte Baumwollstoffe, die wie Leinwände anmuten, daneben irritierende und doch harmonische Porträts, denen jegliche individualisierende Merkmale genommen sind, sodass nur Frisurentypen übrig bleiben, sowie Bodenskulpturen aus Tonblöcken, deren Verpackungs- und Transportspuren deutlich sichtbar sind. Diese korrespondieren mit einer großen Druckarbeit auf Papier, deren Motiv zwischen abstrakter Form und einem menschlichen Kleidungsstück zu wechseln scheint.
Die Stoffarbeiten sind neueste Arbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin Judith Raum, die erstmals, eingeladen von Dagmar Heppner, in der Galerie Eva Winkeler ausstellt. Ihre Beschäftigung mit dem Titel der Ausstellung „kurz raus“ zeigt sich in der Abweichung von konventionellen malerischen Techniken und klassischen Präsentationsformen von Malerei.
Die dünnen Baumwollstoffe wurden mehrmals geknittert, gefärbt, wieder ausgewaschen, gefaltet oder bedruckt, so dass die hoch pigmentierte Tusche auf unterschiedliche Art in den Stoff eingedrungen ist und ihre Spuren hinterlassen hat. Souveräne Gesten oder ein malerisches Vokabular wie expressive Pinselstriche fehlen. Die einzelnen Bearbeitungsschritte haben eine Art Tätowierung auf der „Stoffhaut“ hinterlassen, die in Schichten erscheint und mehr taktil als visuell wahrgenommen werden will.
Ebenso wie Judith Raum mit ihren Arbeiten aus dem herkömmlichen Umgang mit textilem Träger und Farbe „kurz raus“-tritt, verlässt sie den klassischen Weg bei der Hängung ihrer Arbeiten. Die Stoffarbeiten fallen frei, sind gespannt
oder geheftet, hängen objekthaft von der Decke, sind zu weit oben an der Wand oder im Durchgangsbereich angebracht oder nur scheinbar klassisch auf Keilrahmen aufgezogen. Dadurch öffnet sich dem Betrachter eine Vielzahl neuer Möglichkeiten in der Abweichung von dem Gewohnten.
Dagmar Heppners Arbeiten spielen mit Andeutungen, verweisen auf nicht vorhandene Dinge und es scheint, als würden Teile der Werke bei der Betrachtung entwischen. Irritierend findet diese Abwesenheit bei den filigranen Bleistiftzeichnungen statt. Sie zeigen menschliche Porträts, denen jedoch die individualisierenden Gesichtszüge abhanden gekommen sind. Übrig bleiben Frisurentypen, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit in der unendlichen Masse von Möglichkeiten unterzugehen scheinen. Jedoch hinterlässt die Abwesenheit der Gesichter nicht ergebnislose Leere, sondern die inneren Umrisse, die sich als neue Formen wiederum völlig individuell dem Betrachter entgegenstrecken. Jede Zeichnung berichtet sowohl von hoher persönlicher Individualität sowie von deren Zerfall in der Menge. Abstrahierte Elemente und Formen finden sich in Dagmar Heppners großformatigen Acryl-Drucken. Der in der Ausstellung gezeigte Abdruck eines Rocks lässt einerseits klare Bezüge zum Menschen zu und ist andererseits eine abstrakte Form. Durch die unnatürliche Ausbreitung des Rocks auf dem großen Format bekommt die entstandene Form eine neue Dynamik und der Umriss ist nicht mehr sofort klar als menschliches Kleidungsstück identifizierbar. In dem, im Gegensatz zu den Bleistiftarbeiten, grob wirkenden Druck zeichnen sich die Spuren des geknitterten Stoffs ab. Ähnliche Linien tauchen wiederum in den Tonblöcken auf. Diese Spuren im Material, durch Verpackung und Transport entstanden, verweisen, wie auch die Stoffe bei Judith Raum, auf individuelle Erlebnisse. Sie können so in der Vorstellung des Betrachters eine körperliche Gestalt mit einer individuellen Geschichte annehmen.
Text: Janika Weber
KURZ RAUS
10/09/2011 - 16/10/2011
Mit der Ausstellung kurz raus zeigt die Galerie Eva Winkeler neue Arbeiten der Künstlerinnen Dagmar Heppner und Judith Raum. Neben einer Freundschaft verbindet die Künstlerinnen das Interesse an ähnlichen Themengebieten. Mit der aktuellen Ausstellung konnten sie ein gemeinsames Ausstellungsprojekt verwirklichen und ihre sehr unterschiedlichen Arbeiten in einem ineinander greifenden Kontext präsentieren.
In den Räumen begegnen dem Besucher unkonventionell gehängte Baumwollstoffe, die wie Leinwände anmuten, daneben irritierende und doch harmonische Porträts, denen jegliche individualisierende Merkmale genommen sind, sodass nur Frisurentypen übrig bleiben, sowie Bodenskulpturen aus Tonblöcken, deren Verpackungs- und Transportspuren deutlich sichtbar sind. Diese korrespondieren mit einer großen Druckarbeit auf Papier, deren Motiv zwischen abstrakter Form und einem menschlichen Kleidungsstück zu wechseln scheint.
Die Stoffarbeiten sind neueste Arbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin Judith Raum, die erstmals, eingeladen von Dagmar Heppner, in der Galerie Eva Winkeler ausstellt. Ihre Beschäftigung mit dem Titel der Ausstellung „kurz raus“ zeigt sich in der Abweichung von konventionellen malerischen Techniken und klassischen Präsentationsformen von Malerei.
Die dünnen Baumwollstoffe wurden mehrmals geknittert, gefärbt, wieder ausgewaschen, gefaltet oder bedruckt, so dass die hoch pigmentierte Tusche auf unterschiedliche Art in den Stoff eingedrungen ist und ihre Spuren hinterlassen hat. Souveräne Gesten oder ein malerisches Vokabular wie expressive Pinselstriche fehlen. Die einzelnen Bearbeitungsschritte haben eine Art Tätowierung auf der „Stoffhaut“ hinterlassen, die in Schichten erscheint und mehr taktil als visuell wahrgenommen werden will.
Ebenso wie Judith Raum mit ihren Arbeiten aus dem herkömmlichen Umgang mit textilem Träger und Farbe „kurz raus“-tritt, verlässt sie den klassischen Weg bei der Hängung ihrer Arbeiten. Die Stoffarbeiten fallen frei, sind gespannt
oder geheftet, hängen objekthaft von der Decke, sind zu weit oben an der Wand oder im Durchgangsbereich angebracht oder nur scheinbar klassisch auf Keilrahmen aufgezogen. Dadurch öffnet sich dem Betrachter eine Vielzahl neuer Möglichkeiten in der Abweichung von dem Gewohnten.
Dagmar Heppners Arbeiten spielen mit Andeutungen, verweisen auf nicht vorhandene Dinge und es scheint, als würden Teile der Werke bei der Betrachtung entwischen. Irritierend findet diese Abwesenheit bei den filigranen Bleistiftzeichnungen statt. Sie zeigen menschliche Porträts, denen jedoch die individualisierenden Gesichtszüge abhanden gekommen sind. Übrig bleiben Frisurentypen, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit in der unendlichen Masse von Möglichkeiten unterzugehen scheinen. Jedoch hinterlässt die Abwesenheit der Gesichter nicht ergebnislose Leere, sondern die inneren Umrisse, die sich als neue Formen wiederum völlig individuell dem Betrachter entgegenstrecken. Jede Zeichnung berichtet sowohl von hoher persönlicher Individualität sowie von deren Zerfall in der Menge. Abstrahierte Elemente und Formen finden sich in Dagmar Heppners großformatigen Acryl-Drucken. Der in der Ausstellung gezeigte Abdruck eines Rocks lässt einerseits klare Bezüge zum Menschen zu und ist andererseits eine abstrakte Form. Durch die unnatürliche Ausbreitung des Rocks auf dem großen Format bekommt die entstandene Form eine neue Dynamik und der Umriss ist nicht mehr sofort klar als menschliches Kleidungsstück identifizierbar. In dem, im Gegensatz zu den Bleistiftarbeiten, grob wirkenden Druck zeichnen sich die Spuren des geknitterten Stoffs ab. Ähnliche Linien tauchen wiederum in den Tonblöcken auf. Diese Spuren im Material, durch Verpackung und Transport entstanden, verweisen, wie auch die Stoffe bei Judith Raum, auf individuelle Erlebnisse. Sie können so in der Vorstellung des Betrachters eine körperliche Gestalt mit einer individuellen Geschichte annehmen.
Text: Janika Weber