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Jaroslav Poncar

27 Jun - 11 Jul 2010

© Jaroslav Poncar
JAROSLAV PONCAR
Ladakh 1974-2008 – Eine fotografische Hommage

27. Juni - 11. Juli 2010

Jaroslav Poncar wurde 1945 in Prag geboren und wuchs in Litomerice (Leitmeritz) auf. Mit neun Jahren begann er leidenschaftlich zu fotografieren. Er studierte Physik in Prag und Aachen und wurde 1973 Professor für Optik und Physik im Fachbereich Photoingenieurwesen an der Fachhochschule Köln. Als freier Mitarbeiter der Deutschen Presseagentur unternahm er nach dem Studium eine mehrmonatige Reise durch Afrika und Südarabien. Nach 1974 konzentrierte er seine fotografischen Aktivitäten auf die Gebiete Himalaya, Tibet, Indien und Kambodscha. Zwanzig Jahre lang arbeitete er zusammen mit Museen und Universitäten an der fotografischen Dokumentation der frühen buddhistischen Wandmalerei in Ladakh, Spiti, Tibet und Mustang (Nepal). Aus seiner Fotodokumentation der berühmten Reliefs im Angkor Wat im Jahre 1995 ging das „German Apsara Conservation Project“ hervor, ein Projekt der Fachhochschule Köln und ein Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur Erhaltung des Weltkulturerbes. Im Rahmen dieses Projektes entstand unter Poncars Leitung die umfangreichste Fotodokumentation von Angkor Wat, dem größten Tempel der Welt. In Europa hat er, soweit es ihm die Lehrtätigkeit erlaubte, Panorama-Projekte in Frankreich verfolgt. Daraus entstanden die Publikationen Das Tal der Loire und Paris im Panorama, die im Emons Verlag, Köln, erschienen sind. Darüber hinaus sind in der Edition Panorama, Mannheim, von ihm bislang erschienen: Tibet, Himalayas – Where Gods and Man Meet, Burma – the Land that Time Forgot, Angkor – a Photographic Portrait by Jaroslav Poncar, Of Gods, Kings, and Men.

Im Sommer 1974 reiste Jaroslav Poncar als freier Mitarbeiter der dpa zum ersten Mal nach Indien und gelangte nach Kashmir und Ladakh im Westhimalaya; Tibet blieb unerreichbar.
Nach der Besetzung durch Rotchinesen 1959 und während der Kulturrevolution in den 1960er Jahren wurden Tausende buddhistischer Klöster zerstört und so schien Poncar „Little Tibet“, wie Ladakh oft genannt wurde, der nächstliegende Ersatz für seinen Kindheitstraum Tibet. Für Ladakh war damals das „inner line permit“ des Innenministeriums erforderlich, das jedoch so gut wie nie erteilt wurde. Ladakh liegt im für Indien sensiblen Grenzgebiet mit Pakistan und China. In New Delhi wartete auf Poncar eine große Überraschung: Zwei Wochen vor seiner Ankunft hatte die indische Regierung völlig unerwartet einen großen Teil Ladakhs für Besucher geöffnet, kein „inner line permit“ war mehr nötig! Die Straße von Srinagar nach Leh, der Hauptstadt von Ladakh, die erst nach der Niederlage im Grenzkrieg mit China gebaut wurde, war offen.

Poncar kam nach Ladakh unter den ersten fünfzig Besuchern aus dem Westen nach dem 2. Weltkrieg. Er ahnte nicht, dass er in den nächsten 30 Jahren noch oft nach Ladakh reisen würde. Mehrmals durchquerte er das Land und besuchte selbst die entlegensten Siedlungen. Seit dem Anfang der achtziger Jahre arbeitete er mit Prof. Roger Goepper an der Dokumentation der Wandmalereien in den Tempeln von Alchi (1996 wurde diese Arbeit bei Serindia Publications in London unter dem Titel Alchi – Ladakh’s Hidden Buddhist Sanctuary publiziert), aus der später das Restaurierungsprojekt „Save Alchi“ mit Prof. Karl Ludwig Dasser hervorging. Viermal besuchte er Ladakh während des strengen Winters, um die Klosterfeste, die damals alle bis auf eine Ausnahme im Winter stattfanden, mitzuerleben. Er war dabei, als im September 1976 Dalai Lama nach Leh kam, um die einwöchige Predigt Kalachakra abzuhalten.

Mit dem Kameramann und Filmproduzenten Wolfgang Kohl hat Poncar in Ladakh 1980 für den WDR den Dokumentarfilm „Der unbekannte Indus“ und zwei Jahre später für das ZDF Ladakh – ein Wintermärchen gedreht. Inspiriert durch Josef Sudek brachte er auf seiner dritten Reise im Sommer 1976 eine alte russische Panoramakamera (FT-2) mit, um der gewaltigen Landschaft des Westhimalayas gerecht zu werden. Panorama-Fotografie ist seitdem sein Spezialgebiet und seine große Leidenschaft. In den letzten Jahren ist bei der Edition Panorama in Mannheim eine Reihe von Bildbänden erschienen, z.B. Himalayan Kingdoms, Tibet und Burma – the Land that Time Forgot. Seine Fotografien wurden international in zahlreichen Ausstellungen präsentiert.
 

Tags: Josef Sudek