Hans-Jörg Mayer
30 Mar - 19 May 2007
HANS-JÖRG MAYER
Zu Beginn der 90er Jahre überraschten Hans-Jörg Mayers Bilder den Betrachter durch die unverhohlene Art mit der er bekannte Bilder aus den Medien in seiner Malerei schlicht kopierte. Es ging ihm um die Entmystifizierung der Malerei, aber auch um die Frage, wie sich Themen der Malerei und der Wunsch, Bilder für die Ewigkeit zu schaffen, im Alltag und der B-Kultur manifestieren. Wer diese Art der Bilder in Hans-Jörg Mayers neuer Ausstellung in der Galerie Gabriele Senn, Wien erwartet, wird wiederum überrascht. Denn in den seltsam morbiden Bildern mischen sich Motive, von denen man nicht immer sagen kann, ob sie nun aus den Medien oder aus der Kunstgeschichte stammen. Es scheinen Geister unseres kollektiven Gedächtnisses zu sein, die uns da begegnen – vornehmlich weibliche. In einem Fall fragt man sich beispielsweise, ob es junge amerikanische Soldatinnen, Hitler-Mädchen, Modelle aus den Bildern von Balthus oder Figuren aus Renaissance Fresken sind, die in einem utopischen Garten zum Picknick versammelt sind.
Gerade dieses Bild mit dem Titel „Flugbegleiterinnen“ erinnert an eine Gruppe von Arbeiten Hans-Jörg Mayers von 1991, die fünf bewaffnete Guerilla-Kämpferinnen zeigt. Neben einem Gemälde, nach einem Pressephoto, zeigte Mayer damals auch eine Photographie, in der fünf Künstlerinnen und Theoretikerinnen, die Situation nachstellten und somit in das Feld zeitgenössischer Kunst übertrugen. In Mayers neuem Bild hingegen wirken die Frauen in ihren mädchenhaften Uniformen zwar einwenig unreif, aber mit ihren etwas klobigen Körpern und strengen Gesichtern dennoch wehrhaft genug.
Im Widerstand zu einem künstlerischen Mainstream bei dem der popkulturelle Bezug nicht mal mehr als Selbstlegitimation, sondern nur noch als modisches Zitat daherkommt, spürt Mayer kunsthistorischen Bildern nach, die längst in unserem pop-kulturellen Unterbewusstsein versackt sind, und uns - zu Motiven vereinfacht - in Werbung und Modemagazinen hundertfach wieder begegnen. Was ihnen in diesem Prozess verloren gegangen ist, erlangen sie auf klassische Weise im malerischen Prozess zurück.
Überhaupt kann man sich hier davon überzeugen, dass Pop nichts mit glatten Oberflächen zu tun hat. Die „Pop-Kommunistin“, die auch eine Polizistin sein könnte, verdankt ihre liebevolle Erscheinung wohl auch Mayers detailliertem, fast wie in die Leinwand hinein gearbeiteten Farbauftrag. Auch ihre Nachbarin, die ein Polohemd und außer der Andeutung eines Schleiers um die Hüften nichts trägt, zeichnet dieser fein geschichtete Farbauftrag aus. Ihr Gesicht wirkt wie ein Fresko, rückt in unberührbare Ferne und entwickelt - hoffnungsvoll - eine längst totgesagte Aura. Umso merkwürdiger wirkt die Erscheinung in einer nahezu konstruktivistischen Umgebung fächerartiger grüner Stellwände.
Überhaupt werden die Bilder der Ausstellung durch den Farbton Grün bestimmt, dessen breites Spektrum zum Teil fein nuanciert zum Teil bissig kombiniert die Bilder in ein merkwürdig zwielichtiges Licht setzt.
Anja Dorn, Direktorin Kölnischer Kunstverein
Zu Beginn der 90er Jahre überraschten Hans-Jörg Mayers Bilder den Betrachter durch die unverhohlene Art mit der er bekannte Bilder aus den Medien in seiner Malerei schlicht kopierte. Es ging ihm um die Entmystifizierung der Malerei, aber auch um die Frage, wie sich Themen der Malerei und der Wunsch, Bilder für die Ewigkeit zu schaffen, im Alltag und der B-Kultur manifestieren. Wer diese Art der Bilder in Hans-Jörg Mayers neuer Ausstellung in der Galerie Gabriele Senn, Wien erwartet, wird wiederum überrascht. Denn in den seltsam morbiden Bildern mischen sich Motive, von denen man nicht immer sagen kann, ob sie nun aus den Medien oder aus der Kunstgeschichte stammen. Es scheinen Geister unseres kollektiven Gedächtnisses zu sein, die uns da begegnen – vornehmlich weibliche. In einem Fall fragt man sich beispielsweise, ob es junge amerikanische Soldatinnen, Hitler-Mädchen, Modelle aus den Bildern von Balthus oder Figuren aus Renaissance Fresken sind, die in einem utopischen Garten zum Picknick versammelt sind.
Gerade dieses Bild mit dem Titel „Flugbegleiterinnen“ erinnert an eine Gruppe von Arbeiten Hans-Jörg Mayers von 1991, die fünf bewaffnete Guerilla-Kämpferinnen zeigt. Neben einem Gemälde, nach einem Pressephoto, zeigte Mayer damals auch eine Photographie, in der fünf Künstlerinnen und Theoretikerinnen, die Situation nachstellten und somit in das Feld zeitgenössischer Kunst übertrugen. In Mayers neuem Bild hingegen wirken die Frauen in ihren mädchenhaften Uniformen zwar einwenig unreif, aber mit ihren etwas klobigen Körpern und strengen Gesichtern dennoch wehrhaft genug.
Im Widerstand zu einem künstlerischen Mainstream bei dem der popkulturelle Bezug nicht mal mehr als Selbstlegitimation, sondern nur noch als modisches Zitat daherkommt, spürt Mayer kunsthistorischen Bildern nach, die längst in unserem pop-kulturellen Unterbewusstsein versackt sind, und uns - zu Motiven vereinfacht - in Werbung und Modemagazinen hundertfach wieder begegnen. Was ihnen in diesem Prozess verloren gegangen ist, erlangen sie auf klassische Weise im malerischen Prozess zurück.
Überhaupt kann man sich hier davon überzeugen, dass Pop nichts mit glatten Oberflächen zu tun hat. Die „Pop-Kommunistin“, die auch eine Polizistin sein könnte, verdankt ihre liebevolle Erscheinung wohl auch Mayers detailliertem, fast wie in die Leinwand hinein gearbeiteten Farbauftrag. Auch ihre Nachbarin, die ein Polohemd und außer der Andeutung eines Schleiers um die Hüften nichts trägt, zeichnet dieser fein geschichtete Farbauftrag aus. Ihr Gesicht wirkt wie ein Fresko, rückt in unberührbare Ferne und entwickelt - hoffnungsvoll - eine längst totgesagte Aura. Umso merkwürdiger wirkt die Erscheinung in einer nahezu konstruktivistischen Umgebung fächerartiger grüner Stellwände.
Überhaupt werden die Bilder der Ausstellung durch den Farbton Grün bestimmt, dessen breites Spektrum zum Teil fein nuanciert zum Teil bissig kombiniert die Bilder in ein merkwürdig zwielichtiges Licht setzt.
Anja Dorn, Direktorin Kölnischer Kunstverein