Galerie Wedding

Stine Marie Jacobsen

14 Oct - 12 Nov 2016

Direct Approach Workshop, District Berlin, 2014. Photo: Malene Korsgaard Lauritsen
Law Shifters Workshop 2016, Photo: Stine Marie Jacobsen
German for Newcomers | Law Shifters
14.10.2016 – 12.11.2016
Eine Ausstellung, Film- und Buchpräsentation von Stine Marie Jacobsen
Kuratiert von Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung und Solvej Helweg Ovesen
im Rahmen von POW. Ausstellungsgestaltung von Nils Grarup

Eröffnung am 13.10.2016 um 19 Uhr mit Buchpräsentation“ German for
Newcomers“
Begrüßung: Dr. Ute Müller-Tischler, Leiterin der Galerie Wedding und des Fachbereichs Kunst und Kultur
Zur Ausstellung: Solvej Helweg Ovesen (Kuratorin) und Stine Marie Jacobsen (Künstlerin), Nastaran Tajeri-Foumani (Gangway e.V.) und Bilal Alkatout (Rechtsanwalt)

Im Rahmen des kuratorischen Programms POW (Post-Otherness-Wedding) präsentiert Galerie Wedding mit der von Solvej Helweg Ovesen und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung kuratierten Ausstellung German for Newcomers | Law Shifters zwei Projekte der dänischen Künstlerin Stine Marie Jacobsen, die beide durch das Konzept des Workshops und durch das Medium Buch und Film agieren. Auf eine nicht nur ernsthafte, sondern auch eine humorvolle und spielerische Art und Weise werden darin die Autorität von Sprache, Bürokratie und Gesetzesschreibung hinterfragt.

Für das Projekt German for Newcomers organisierte Jacobsen in Zusammenarbeit mit dem deutschen Straßensozialarbeit-Verein Gangway e.V. über den Zeitraum von einem Jahr mehrere Workshops, in denen Expats, Zugewanderte und Geflüchtete gemeinsam einen alternativen Sprachunterricht entwarfen, in welchem sich die Rolle von Schüler*innen und Lehrer*innen verschob und umkehrte.

Entstanden ist ein Film sowie neues, eigenes Material für den Sprachunterricht in Form eines Grammatikbuches, das in witzigen, hilfreichen Beispielsätzen die persönlichen Perspektiven der Workshop-Teilnehmer*innen zur deutschen Grammatik mit Menschen teilt, die Deutsch lernen möchten. Buch und Film werden beide in der Ausstellung präsentiert.

Im gleichen Atemzug zeigt die Ausstellung das Projekt Law Shifters. Das fortlaufende Projekt will mittels Diskussion und Sprache Gesetze, insbesondere Zuwanderungsgesetze, für öffentliche und politische Prozesse zugänglich machen. Hierzu lädt die Künstlerin geflüchtete und Berliner Jugendliche von den Institutionen Gangway e.V. und Leuchtturm aus der Nähe der Galerie in Berlin-Mitte dazu ein, sich in einem unkonventionellen Spielszenario mit
Grundrechten und Gesetzen zu befassen: Was ist der Unterschied zwischen der Exekutive, der Judikative und der Legislative? Kann man über den Staat sprechen oder ihn gar kritisieren? Prinzipien von Grenzen, Asyl- und Aufenhaltsrecht, Familienzusammenführung, Immigration und Akkulturation kommen zur Sprache. In den Workshops werden die existierenden Vorschriften und Gesetze zuerst vom Standpunkt der eigenen ethischen Überzeugungen aus diskutiert und dann neu entworfen. Ein professioneller Anwalt übersetzt die vorgeschlagenen
Gesetze in juristische Fachsprache.

In der Ausstellung werden die frisch entworfenen Gesetzesvorschläge der Öffentlichkeit – im Kontrast zu den existierenden Gesetzen – präsentiert. Von den Workshop-Teilnehmer*innen in Linoleum-Platten geschnitten sind sie großformatig an den Galeriewänden zu sehen, zudem sind sie als Poster im öffentlichen Raum verteilt sowie im Buch Law Shifters veröffentlicht.

Die beiden Projekte German for Newcomers | Law Shifters werden in Zukunft zusammen als ein Unterrichtspaket für Schulen angeboten. Im Kontext von POW stellen sie gleichzeitig eine Ausstellung und einen Lernprozess dar – eine Verschiebung von einem sich Beugen unter den Gesetzen und einer fremden Sprache hin zu einem Biegen der Gesetze und der Sprache.

Symposium am 12.11.2016 von 15 Uhr bis 18 Uhr mit offiziellen Gästen und Gesetzesmacher*innen, anschließend von 18 Uhr bis 22 Uhr Buchpräsentation Law Shifters und Finissage.

Mit freundlicher Unterstützung der Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, dem Ausstellungsfonds für Kommunale Galerien und dem Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung. Das Ausstellungsprogramm POW wird durch die Unterstützung des Bezirksamtes Mitte von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Kunst und Kultur ermöglicht.