Anna Oppermann
27 Sep 2007 - 27 Jan 2008
Paradoxe Intentionen (Das Blaue vom Himmel herunterlügen), 1988–1992, Ausstellungsansicht Generali Foundation
Anna Oppermann
Ensembles
27. September 2007 bis 27. Januar 2008
Mit dieser Ausstellung präsentiert die Generali Foundation die erste umfassende Einzelausstellung der deutschen Künstlerin Anna Oppermann (1940–1993) in Österreich. Gezeigt werden sieben große Ensembles, die sowohl die künstlerische Entwick- lung als auch die inhaltliche Vernetzung innerhalb des Werks belegen.
"Ensembles“ nannte die deutsche Künstlerin Anna Oppermann ihre über Jahre hinweg entwickelten raumgreifenden Installationen. Zum ersten Mal stellte sie die streng methodischen, prozessorientierten Arrangements aus Fundstücken, Zeichnungen, Fotografien, Objek- ten und Bildleinwänden in den frühen 1970er Jahren in Hamburg und Trier aus. Mit dieser besonderen Mischung aus Konzept-, Prozess-, Bild- und Raumkunst zog die Künstlerin rasch internatio- nale Aufmerksamkeit auf sich. Oppermann nahm u. a. in Kassel an der documenta 6, der documenta 8, sowie an den Biennalen von Venedig (1980) und Sydney (1984) teil und wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet.
Das Werk von Anna Oppermann ist exemplarisch und steht zugleich einzigartig für die Kunst der 1970er Jahre. Heute besitzen ihre In- stallationen höchste Aktualität, hat die Künstlerin doch schon früh gegenwärtige Praktiken und Themen vorweggenommen.
"Die Form des Ensembles ist mein Interaktionsangebot. Einigen scheint es subjektivistisch, autistisch, monoman. Dabei wäre ich gerne Vermittler zwischen den verschiedenen Disziplinen, zwischen Ratio und sinnlicher Wahrnehmung, zwischen Kunst und Wis- senschaft, Normalbürger und Außenseiter.“ (Anna Oppermann)
Oppermann begriff die Welt, die menschlichen Beziehungen als "Ensembles“, als veränderliche Konstellationen von Wahrnehmung und Reflexion, von Normen, Geschichten, Emotionen und Theorien. "Komplexität muss ja irgendwo auf der Welt noch einen Stellenwert haben“, meinte sie und beobachtete ihren privaten und gesell- schaftlichen Alltag genau, suchte Objekte, Bilder oder Begriffe, in denen sie dessen Abgründe, Absurditäten und Konfliktfelder ver-deutlicht sah. Diese zeichnete, fotografierte, malte, beschrieb sie, sammelte Texte und Zitate und akkumulierte alle Teile zu Ensem- bles. Die auf diese Weise entstandenen intermedialen Montagen fotografierte sie in variierenden Konstellationen und aus wech- selnden Perspektiven. Diese Ansichten integrierte sie wiederum in neue Inszenierungen, wodurch die Werke ihren spezifischen offenen Charakter erhielten.
Die einzelnen Ensembles entwickeln sich nicht linear, sondern in verzweigten und untereinander vernetzten Episoden, wachsen in Zeit und Raum und folgen somit keiner klaren Chronologie, die sich auch im Gesamtwerk von Anna Oppermann nicht festmachen lässt. Dementsprechend werden in der Ausstellung sieben Ensembles interpretierend reinszeniert, die zentrale Themen und vielfältige Strategien der Künstlerin aufzeigen sowie wechselseitige Bezüge und formalen Entwicklungen der Arbeiten zwischen 1968 und 1992 dokumentieren.
Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Schein, Realität und Ich/Selbst kennzeichnet das gesamte künstlerische Schaffen Anna Oppermanns und ist bestimmendes Thema für das frühe "Spiegelensemble" (1968–1989) und die letzte große Arbeit "Paradoxe Intentionen" (1988–1992), die einander in der Ausstel- lung gegenübergestellt werden. Ein weiteres Paar bilden die Ensembles "Anders sein" (1970–1986) und "Künstler sein – Über die Methode" (1978–1985), die um Themen wie Außenseitertum, Norm und Normverletzung, Ein- und Ausschluss kreisen. Die Arbeit mit dem programmatischen Titel "Problemlösungsauftrag an Künstler" (1978–1984) stellt Anna Oppermanns Versuch einer poetisch-ironischen Erforschung des Raumes dar. Divergenten gesellschaftlichen Raummodellen wird der Elfenbeinturms als Ort, in den sich KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen zurückziehen, gegenübergestellt. "Portrait Herr S." (1969–1989) mit seinen ba- rocken Farben, Formen und nackten Körpern, steht für einen weiter- en zentralen Themenstrang: Beziehungen zu anderen, Fremden, Freunden und zwischen den Geschlechtern. Das Ensemble "Pathosgeste – MGSMO" (1984–1992) ist ein Resultat von Oppermanns Reflexionen über die ökonomischen Aspekte des Kunstmachensund des Kunstmarktes. Darüber hinaus wird die neunteilige Bildserie Dilemma der Vermittlung (1979) gezeigt, in
der Anna Oppermann ironisch-polemisch die Probleme darstellt, mit denen sie sich bei der Präsentation und Vermittlung ihrer Arbei-ten häufig konfrontiert sah.
Künstlerische Leitung und Geschäftsführung: Sabine Breitwieser
Gastkuratorin der Ausstellung: Ute Vorkoeper
Kuratorische Assistenz, Ausstellungsproduktion: Georgia Holz
Ein Initiativprojekt des Württembergischen Kunstvereins.
Ensembles
27. September 2007 bis 27. Januar 2008
Mit dieser Ausstellung präsentiert die Generali Foundation die erste umfassende Einzelausstellung der deutschen Künstlerin Anna Oppermann (1940–1993) in Österreich. Gezeigt werden sieben große Ensembles, die sowohl die künstlerische Entwick- lung als auch die inhaltliche Vernetzung innerhalb des Werks belegen.
"Ensembles“ nannte die deutsche Künstlerin Anna Oppermann ihre über Jahre hinweg entwickelten raumgreifenden Installationen. Zum ersten Mal stellte sie die streng methodischen, prozessorientierten Arrangements aus Fundstücken, Zeichnungen, Fotografien, Objek- ten und Bildleinwänden in den frühen 1970er Jahren in Hamburg und Trier aus. Mit dieser besonderen Mischung aus Konzept-, Prozess-, Bild- und Raumkunst zog die Künstlerin rasch internatio- nale Aufmerksamkeit auf sich. Oppermann nahm u. a. in Kassel an der documenta 6, der documenta 8, sowie an den Biennalen von Venedig (1980) und Sydney (1984) teil und wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet.
Das Werk von Anna Oppermann ist exemplarisch und steht zugleich einzigartig für die Kunst der 1970er Jahre. Heute besitzen ihre In- stallationen höchste Aktualität, hat die Künstlerin doch schon früh gegenwärtige Praktiken und Themen vorweggenommen.
"Die Form des Ensembles ist mein Interaktionsangebot. Einigen scheint es subjektivistisch, autistisch, monoman. Dabei wäre ich gerne Vermittler zwischen den verschiedenen Disziplinen, zwischen Ratio und sinnlicher Wahrnehmung, zwischen Kunst und Wis- senschaft, Normalbürger und Außenseiter.“ (Anna Oppermann)
Oppermann begriff die Welt, die menschlichen Beziehungen als "Ensembles“, als veränderliche Konstellationen von Wahrnehmung und Reflexion, von Normen, Geschichten, Emotionen und Theorien. "Komplexität muss ja irgendwo auf der Welt noch einen Stellenwert haben“, meinte sie und beobachtete ihren privaten und gesell- schaftlichen Alltag genau, suchte Objekte, Bilder oder Begriffe, in denen sie dessen Abgründe, Absurditäten und Konfliktfelder ver-deutlicht sah. Diese zeichnete, fotografierte, malte, beschrieb sie, sammelte Texte und Zitate und akkumulierte alle Teile zu Ensem- bles. Die auf diese Weise entstandenen intermedialen Montagen fotografierte sie in variierenden Konstellationen und aus wech- selnden Perspektiven. Diese Ansichten integrierte sie wiederum in neue Inszenierungen, wodurch die Werke ihren spezifischen offenen Charakter erhielten.
Die einzelnen Ensembles entwickeln sich nicht linear, sondern in verzweigten und untereinander vernetzten Episoden, wachsen in Zeit und Raum und folgen somit keiner klaren Chronologie, die sich auch im Gesamtwerk von Anna Oppermann nicht festmachen lässt. Dementsprechend werden in der Ausstellung sieben Ensembles interpretierend reinszeniert, die zentrale Themen und vielfältige Strategien der Künstlerin aufzeigen sowie wechselseitige Bezüge und formalen Entwicklungen der Arbeiten zwischen 1968 und 1992 dokumentieren.
Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Schein, Realität und Ich/Selbst kennzeichnet das gesamte künstlerische Schaffen Anna Oppermanns und ist bestimmendes Thema für das frühe "Spiegelensemble" (1968–1989) und die letzte große Arbeit "Paradoxe Intentionen" (1988–1992), die einander in der Ausstel- lung gegenübergestellt werden. Ein weiteres Paar bilden die Ensembles "Anders sein" (1970–1986) und "Künstler sein – Über die Methode" (1978–1985), die um Themen wie Außenseitertum, Norm und Normverletzung, Ein- und Ausschluss kreisen. Die Arbeit mit dem programmatischen Titel "Problemlösungsauftrag an Künstler" (1978–1984) stellt Anna Oppermanns Versuch einer poetisch-ironischen Erforschung des Raumes dar. Divergenten gesellschaftlichen Raummodellen wird der Elfenbeinturms als Ort, in den sich KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen zurückziehen, gegenübergestellt. "Portrait Herr S." (1969–1989) mit seinen ba- rocken Farben, Formen und nackten Körpern, steht für einen weiter- en zentralen Themenstrang: Beziehungen zu anderen, Fremden, Freunden und zwischen den Geschlechtern. Das Ensemble "Pathosgeste – MGSMO" (1984–1992) ist ein Resultat von Oppermanns Reflexionen über die ökonomischen Aspekte des Kunstmachensund des Kunstmarktes. Darüber hinaus wird die neunteilige Bildserie Dilemma der Vermittlung (1979) gezeigt, in
der Anna Oppermann ironisch-polemisch die Probleme darstellt, mit denen sie sich bei der Präsentation und Vermittlung ihrer Arbei-ten häufig konfrontiert sah.
Künstlerische Leitung und Geschäftsführung: Sabine Breitwieser
Gastkuratorin der Ausstellung: Ute Vorkoeper
Kuratorische Assistenz, Ausstellungsproduktion: Georgia Holz
Ein Initiativprojekt des Württembergischen Kunstvereins.