Gerhardsen Gerner

Seth Pick

17 Oct - 03 Dec 2014

© Seth Pick
Vitrine (?λυμπος) (2014)
Oil on canvas
80 x 60 cm
SETH PICK
Biophilia
17 October - 3 December 2014

Dies ist eine internationale Stadt, und sie hat auch ihre eigenen Kontinente. Durch den Park flanierend, folge ich diesem Gedanken und denke an eine internationale Grenze. Ihre Texturen und Formen hallen in der Landschaftsgestaltung wider; nicht etwa als urbane Kampfzone, sondern in Hecken, Metallzäunen, grün–blühenden Wasser, schwarzen Suchscheinwerfern; ein modrig–feuchter Krieg, Handfessel aus Sachsband. Die heiße Sonne backt das Gras und um seine Umrisse wachsen Wohntürme über Bäume hinaus. Ich schaffe es zum See, die seichten Ufer scheinen aus dem Boden herausgeschnitten und mit gegossenen Betonpfaden gesäumt. Es riecht nicht gerade nach Pfirsichen, sondern eher nach Chlordämpfen, die täglich über glitschig-feuchte Pflaster wehen. Krypto–türkische Männer. Ich wundere mich über nichts mehr.

Heute gibt es ein paar grimmige Mütter im Park. Manchmal denke ich, der Park sei die einzige Zuflucht für Menschlichkeit in dieser Stadt. Parks sind die Wiege urbaner Solidarität. Körper sammeln sich in Parks auf der Suche nach Glück, nicht Konsum. Viktorianische Gartengestalter kämpften mit diesem Doppel aus Revolte und Befriedung, das den Parks inhärent ist, und bauten mächtige Eisenzäume und Tore, um den Fluss der Körper zu kontrollieren.

Wenn ich könnte, würde ich diesen Park niemals verlassen. Eine Panikattacke führte mich hierher, ich blieb, um einen tränenreichen Anruf zu tätigen und nun verlasse ich den Park ein bisschen freier, leichter. Polizisten hassen Parks, Bauherren hassen Parks. Freunde lieben Parks, Liebende lieben Parks.

Einige Parks beherbergen im Exil Lebende, andere Auswanderer. In diesem Park finde ich zwei von den letzteren; ein Paar, Freunde, die ihre Füße im See baumeln lassen, während ich aus dem Unterholz breche wie ein Mitglied der Miliz, nach Amnestie suchend. In der spanischen Kultur ist ein „Pagafantas“ ein Mann, der in eine junge Frau verliebt ist, die diese Liebe aber nicht erwidert. Das Wort bedeutet, dass man immer derjenige ist, der für die Fanta des anderen zahlt.

Huw Lemmey 2014, übersetzt von Maike Fries und Christopher Wöllmer
 

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