Claudia Groeflin

Maya Bringolf

17 Jan - 21 Feb 2009

© Maya Bringolf
MAYA BRINGOLF
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17 Jan – 21 Feb 2009

Groeflin Maag Galerie freut sich, die erste Einzelausstellung von Maya Bringolf
(*1969, lebt und arbeitet in Basel) in Zürich zu präsentieren.

Die Ausstellung versammelt Werke der Künstlerin, die alle im Laufe des letzten halben Jahres entstanden sind. Sie zeichnen sich durch eine differenzierte Auseinandersetzung mit Fragen von Skulptur und Raum sowie Körperlichkeit und Entstellung, aber auch durch eine eigenwillige Materialisierung aus. Dies sind Aspekte, die seit längerem die Objekte, Installationen und Wandarbeiten von Maya Bringolf prägen, die sie nun in einer verdichteten Form in ebenso vielschichtigen wie faszinierenden Arbeiten thematisiert.

Cool Coal I – III heissen Gruppen von schwarzen Strünken, die jeweils gebündelt, aneinander gelehnt eine skulpturale Einheit bilden. Die glänzende Oberfläche akzentuiert die Wucherungen der Elemente, lenkt den Blick auf die physische Beschaffenheit dieser, in einem labilen Gleichgewicht ruhenden Pfähle. Maya Bringolf verwendet für diese Arbeiten Polyurethan-Schaum, den sie in Netzstrümpfe spritzt und der sich organisch, in fast barocken Auswüchsen verfestigt. Grössere blasenähnliche Strukturen werden von vernarbt wirkenden Partien umschlossen.
Die dünne Lackhaut kann den ausgehärteten Kunststoff nur mit Mühe bändigen, der unter dem schwarzen Film eine geheimnisvolle und verunsichernde Eigendynamik zu entfalten scheint.

Maya Bringolf unterzieht in ihren Arbeiten oft Alltagsgegenstände und –materialien tief greifenden Transformationen: im aktuellen Fall alte gepolsterte Hocker und zerlegte Holzstühle. Ein schwarzer, wulstiger Pfahl durchbohrt das Möbelstück, durchschlägt die Sitzfläche und ‹versengt› den Stoffbezug – Impact. Während hier die konstruktive und funktionale Identität des Schemels weitgehend gewahrt ist, so präsentiert Battlefield ein anderes Stadium: Die Sitzfläche ist vollständig von einer weissen Masse besetzt, einer eruptiven Landschaft aus Spiegelstücken und PU-Leim. Die künstlichen Augen, die Maya Bringolf darin integriert, verstärken noch den Eindruck einer ‹fremden Materie›, die den Hocker in ihre Macht, unter ihre Kontrolle gebracht hat. Diese facettenreiche Auseinandersetzung mit Bewegungsmomenten und Aggregatzuständen lässt sich durch die ganze Ausstellung hindurch verfolgen. Bei den hellen Bodenobjekten scheint sich das Kräfteverhältnis zwischen umgebender, rahmender Masse und Spiegelfläche kontinuierlich verändert, ein stetiger Druck den Spiegel zum Bersten gebracht zu haben. Sweet Home hingegen erinnert mit seiner aufgebrochenen Struktur vielmehr an das Ergebnis einer Explosion, die mit jäher Wucht Stuhlbeine und Spiegel in ihren fragmentierten Zustand und ihre prekäre Position versetzt zu haben scheint.

In ihren aktuellen Arbeiten setzt Maya Bringolf die an sich antagonistischen Paradigmen von Anziehung und Abstossung in spannungsvolle Beziehungen: die ambivalente Semantik des Materials, die Plastizität und haptische Erscheinung der Elemente, ihre Zusammenfügung und der materielle Prozess, der ihrer individuellen Form zu Grunde liegt. Zwischen Naturform und Konstrukt oszillierend erinnern die Skulpturen von Maya Bringolf an Modelle: für (psychische und physische) Kräfte, mentale und energeticche Zustände, beunruhigend und doch seltsam vertraut.

Irene Müller
 

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