Halle für Kunst

Philipp Timischl

Problems

10 Sep - 14 Oct 2016

Exhibition view
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PHILIPP TIMISCHL
Problems
10 September – 14 October 2016

„Problems“ – so der Titel der Ausstellung von Philipp Timischl in der Halle für Kunst Lüneburg. Mit ihm scheint etwas als Bezugsrahmen benannt, das sich nicht objektiv greifen lässt, sondern individuell aufgeladen und verstanden werden will, aber dennoch eine übersubjektive Gültigkeit besitzt. Auch wenn der Titel ein Zuviel an persönlicher Intensität vermuten lässt, kreist die Ausstellung jedoch nicht um Timischls Probleme, sondern um Probleme im Allgemeinen oder das Problem des Probleme Habens und damit, wenn man so will, auch um die von Philipp Timischl.

Für seine Ausstellung verwandelt er die Halle für Kunst in eine Art Kinosaal. Die Fenster sind abgedunkelt, auf die Stirnwand ist ein Film projiziert, davor mehrere Bänke oder Sockel zum Sitzen. Auf diesen befinden sich – quasi als Zuschauer/innen – einige Flatscreen-Skulpturen, die mittels über sie geworfener Felle und Stoffe, in die Löcher als Gesichter hinein geschnitten sind, personifiziert wurden. Die Stoffe wiederum sind mit Pflastern, Patches, Flicken und/oder Nähten versehen, wodurch angedeutet wird, dass hier etwas repariert wurde bzw. repariert werden musste. „When shit is complicated you keep on going“, „World gone totally mad!“ oder „No Future“ steht da beispielsweise auf den Patches (gestickt von den befreundeten Künstlern Victor Lizana und Mads Westrup) und lässt erahnen, was dies denn sei bzw. gewesen sein könnte, was zuvor kaputt war; mithin in welche Richtung die Issues und Probleme der einzelnen Skulpturen also gehen, die, da auf den Flatscreens verschiedene Videos laufen, zudem noch in ihrer je eigenen Welt verfangen, sozusagen ihren je eigenen Film zu schieben scheinen. Beispielsweise sind zwei Videos von Youtuber/innen zu sehen, die, als sei dies eine Therapiesitzung, stundenlang über Gott und die Welt mit der Kamera bzw. dem ihnen unbekannten Publikum sprechen.

„Therapie“ scheint auch das Thema des an die Stirnwand projezierten Filmes, den sich die Flatscreen-Skulpturen anzusehen scheinen. Dieser trägt ebenso wie die Ausstellung den Titel „Problems“ und ist inhaltlich wie formal in die US-amerikanische Serie „In Treatment“ eingebettet, die von den Problemen der Patient/innen einer Psychotherapie sowie die des Therapeuten selbst handelt. Als Bild im Bild von der Eingangssequenz der Serie – einer blauen, wasserartigen Schliere, die quer durchs Bild wabert – gerahmt, entwickelt sich durch die Addition verschiedener Seriensequenzen ein Dialog, dem es an Eindringlichkeit und Intensitaet nicht fehlt und der daher gut der Ausschnitt einer Therapiesitzung besagter Serie sein könnte. Aufgrund der verschiedenen Schauspieler/innen, zahlreicher Emotionen sowie des Ursprungsmaterials, das von den Geschehnissen auf einem englischen Landsitz im 18. Jahrhundert („Downton Abbey“) bis hin zu denen im hier und jetzt in den Südstaaten der USA („True Blood“) reicht, ist der Film allerdings geprägt von Missverständnissen und sprunghaften Themenwechseln.

Verdichtet sich an dieser Stelle das Motiv des Psychoproblems, da der Film zudem schräg in die Wand füllende Fotografie eines sich im Spiegel erkennenden Babys projeziert wird, sitzt das Motiv des Problems im Allgemeinen an anderer Stelle prominent und großformatig mitten im Raum. Denn über jedes der fünf Fenster ist eine Leinwand platziert, auf der jeweils groß einer der Buchstaben des Ausstellungstitels zu lesen ist. In Negativform gemalt, so dass nicht das Motiv, sondern lediglich dessen Umgebung mit Farbe ausgefüllt ist, fällt durch die Buchstaben schummriges Licht in den Raum. Ein bisschen wie milchiges Glas sieht das aus oder wie die Haut einer Trommel und ist im Prinzip eine Art Effektmalerei, durch die die Probleme von Außen hineinströmen. Da die Bilder explizit gemacht wurden, um den Raum abzudunkeln und dadurch die Projektion des Films überhaupt erst zu ermöglichen, haben sie hier für ein Mal eine unhinterfragbare Aufgabe, wo sich mit der Tätigkeit des Kunst Machens doch ansonsten gerne mal die quälende Frage verbindet „Was, wie und warum eigentlich machen?“.

Arbeiten von Philipp Timischl (*1989 Graz) wurden u.a. gezeigt bei Vilma Gold, London (2016), in den KW – Insitute for Contemporary Art, Berlin (2016), in der Martos Gallery, Los Angeles (2015), in der Luma Foundation, Zürich (2015), in der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin (2015), im Moderne Museet, Stockholm (2015), in der Kunsthalle Wien (2015), im KM-K Künstlerhaus, Graz (2014), in der Galerie Emanuel Layr, Wien (2014), bei Neue Alte Brücke, Frankfurt a.M. (2013), in der Serpentine Gallery, London (2013) und im 21er Raum @ 21er Haus, Wien (2013).
 

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