The Sewager: Zwischen Krieg und Party
03 Oct - 08 Nov 2015
THE SEWAGER: ZWISCHEN KRIEG UND PARTY
3 Oktober – 8 November 2015
Die künstlerische Strategie der Akkumulation heterogener sowie divergierenden Kontexten entstammender Materialien, Objekte und Fundstücke ist nicht ohne Tradition. Sie reicht zurück bis in die Zeit vor dem Surrealismus und fand wohl ihre prägnanteste Beschreibung in der 1874 von Lautréamont in den Gesängen des Maldoror beschworenen Schönheit der Begegnung einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch.
Im Licht dieses Erbes stehen auch die Arbeiten Mathis Altmanns, da auch sie auf einem akkumulativen Verfahren disparater Elemente basieren. Von einer exzessiven wie exzentrischen Kombinatorik äußerster Beziehungslosigkeit kann jedoch keine Rede sein, denn Altmanns Skulpturen sind eher in Betonwüsten eingebettete oder auf diese aufgepfropfte miniaturartige Raum- und Weltmodelle, die gleich einem kontrollierten Chaos entsprungen wie aus einem Guss daherkommen. Obwohl sie trotz ihres Modellcharakters nicht der Logik von Größenverhältnissen verpflichtet sind, erwecken sie dennoch die Illusion einer modellhaften, kohärenten Proportionalität, die wiederum den Ansatz einer funktionierenden Narration zumindest andeutet. Diese scheint ihren Bezugspunkt in zeitgenössischen Realitäten zu finden, denn in Altmanns Arbeiten sind zumeist Versatzstücke eingebettet, die auf genau diese verweisen („Finally, I get the investment advice I expect“). Wenngleich all das Über- und Ineinandergelagerte ohne Frage ein klaustrophobisches Gemisch ergibt, das sicherlich etwas mit heutiger Realität zu tun hat, erschöpfen sich Altmanns Arbeiten jedoch nicht in einer konstatierenden Zeitdiagnose. Viel zu zugespitzt, überdreht und artifiziell, um tatsächlich Realität zu simulieren, lassen sie sich weitaus treffender als Erfindung denn als Abbildung von Welt beschreiben; eher als an den morbiden und terrorisierenden Aspekten zeitgenössischer Realität geschulte Fiktion denn als Dokumentation. Die hier markierte Distanz zum, aber nicht Independenz vom Faktischen zeigt sich auch in den Altmanns Arbeiten innewohnenden ironischen, humoristischen und kokettierenden Momenten. Dabei kommt die zweifelsohne sie begleitende affirmierende und umarmende Faszination für das, was sie aufrufen – das Morbide, Chaotische, Nervöse und Vulgäre -, sowie das Fehlen jeglichen Anflugs einer Verzweiflung an der monolithischen Macht und am Terror des Spektakels sowie des alle materiellen Spezifika nivellierenden Konsums jedoch nicht zynisch herüber, was vermutlich in der Empathie und in der Liebe zum Detail begründet liegt, mit der Altmann seine Szenerien entwirft und zusammenfügt.
Arbeiten von Mathis Altmann (*1987 München) wurden u.a. gezeigt auf der Frieze New York (2015), in der Kunsthalle Bern (2015), bei Pro Choice at Shananay, Paris (2014), bei Freedman Fitzpatrick, Los Angeles (2014), im Künstlerhaus – Halle für Kunst & Medien, Graz (2014), bei Sandy Brown, Berlin (2013), bei Graff Mourgue D’Algue, Genf (2014), in der Kunsthalle Zürich (2013), bei Coalmine, Winterthur (2012), im Kunstverein München (2011), im Kunsthaus Glarus (2011) sowie bei New Jerseyy, Basel (2008, 2009).
3 Oktober – 8 November 2015
Die künstlerische Strategie der Akkumulation heterogener sowie divergierenden Kontexten entstammender Materialien, Objekte und Fundstücke ist nicht ohne Tradition. Sie reicht zurück bis in die Zeit vor dem Surrealismus und fand wohl ihre prägnanteste Beschreibung in der 1874 von Lautréamont in den Gesängen des Maldoror beschworenen Schönheit der Begegnung einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch.
Im Licht dieses Erbes stehen auch die Arbeiten Mathis Altmanns, da auch sie auf einem akkumulativen Verfahren disparater Elemente basieren. Von einer exzessiven wie exzentrischen Kombinatorik äußerster Beziehungslosigkeit kann jedoch keine Rede sein, denn Altmanns Skulpturen sind eher in Betonwüsten eingebettete oder auf diese aufgepfropfte miniaturartige Raum- und Weltmodelle, die gleich einem kontrollierten Chaos entsprungen wie aus einem Guss daherkommen. Obwohl sie trotz ihres Modellcharakters nicht der Logik von Größenverhältnissen verpflichtet sind, erwecken sie dennoch die Illusion einer modellhaften, kohärenten Proportionalität, die wiederum den Ansatz einer funktionierenden Narration zumindest andeutet. Diese scheint ihren Bezugspunkt in zeitgenössischen Realitäten zu finden, denn in Altmanns Arbeiten sind zumeist Versatzstücke eingebettet, die auf genau diese verweisen („Finally, I get the investment advice I expect“). Wenngleich all das Über- und Ineinandergelagerte ohne Frage ein klaustrophobisches Gemisch ergibt, das sicherlich etwas mit heutiger Realität zu tun hat, erschöpfen sich Altmanns Arbeiten jedoch nicht in einer konstatierenden Zeitdiagnose. Viel zu zugespitzt, überdreht und artifiziell, um tatsächlich Realität zu simulieren, lassen sie sich weitaus treffender als Erfindung denn als Abbildung von Welt beschreiben; eher als an den morbiden und terrorisierenden Aspekten zeitgenössischer Realität geschulte Fiktion denn als Dokumentation. Die hier markierte Distanz zum, aber nicht Independenz vom Faktischen zeigt sich auch in den Altmanns Arbeiten innewohnenden ironischen, humoristischen und kokettierenden Momenten. Dabei kommt die zweifelsohne sie begleitende affirmierende und umarmende Faszination für das, was sie aufrufen – das Morbide, Chaotische, Nervöse und Vulgäre -, sowie das Fehlen jeglichen Anflugs einer Verzweiflung an der monolithischen Macht und am Terror des Spektakels sowie des alle materiellen Spezifika nivellierenden Konsums jedoch nicht zynisch herüber, was vermutlich in der Empathie und in der Liebe zum Detail begründet liegt, mit der Altmann seine Szenerien entwirft und zusammenfügt.
Arbeiten von Mathis Altmann (*1987 München) wurden u.a. gezeigt auf der Frieze New York (2015), in der Kunsthalle Bern (2015), bei Pro Choice at Shananay, Paris (2014), bei Freedman Fitzpatrick, Los Angeles (2014), im Künstlerhaus – Halle für Kunst & Medien, Graz (2014), bei Sandy Brown, Berlin (2013), bei Graff Mourgue D’Algue, Genf (2014), in der Kunsthalle Zürich (2013), bei Coalmine, Winterthur (2012), im Kunstverein München (2011), im Kunsthaus Glarus (2011) sowie bei New Jerseyy, Basel (2008, 2009).