Über Das Radikale Nebeneinander
05 Apr - 11 May 2014
ÜBER DAS RADIKALE NEBENEINANDER
5 April – 11 Mai 2014
Mit Gerry Bibby, Rachel Harrison, Michael Krebber, Mathieu Malouf, Michaela Meise, Yorgos Sapountzis, Lucie Stahl, Josef Strau, Philipp Timischl
“Ladies and Gentlemen. Madames et Messieurs. A few seats of the „Congress“ (2012) have grown tired & / or have resigned. The swearing in of new voices will take place at the opening between the hours 7 and 8 PM on the 4th April at Halle fuer Kunst.”
Performance von Yorgos Sapountzis
“Family Falling Portrait“, 20 Uhr
Zeitgenössische Kunst weist oftmals ein Moment von Ambiguität auf, ist mithin von werkimmanenten Widersprüchen gekennzeichnet, so dass sie sich auf keinen evidenten gar singulären Sinnzusammenhang fixieren lässt. Dieser Aspekt zeitgenössischer Kunst soll mit der Gruppenausstellung „Über das radikale Nebeneinander“ ins Blickfeld gerückt und von unterschiedlichen Perspektiven aus beleuchtet werden.
Die mit dem Begriff Ambiguität umschriebene Mehrdeutigkeit findet ihre Voraussetzung in der künstlerischen Strategie des „Radikalen Nebeneinander“ – ein Begriff, den Susan Sontag 1968 im Bezug auf das Happening geprägt hat. Mit dem Radikalen Nebeneinander ist eine Vorgehensweise gemeint, die mit einer Überfülle und Unübersichtlichkeit an und dem Nebeneinandersetzen von disparaten Motiven, Thematiken und Materialien operiert, so dass die entsprechenden Werke einen assoziativen Überschuss an Bedeutung generieren.
Unter dem Sontag entliehenen Begriff versammelt die Ausstellung folglich künstlerische Werke, die sich mittels der Strategie des Radikalen Nebeneinander einer eindeutigen Lesbarkeit entziehen sowie autoritärer Gesten verweigern. Die Ausstellung ist dabei als Versuch und Vorschlag eines Gegenentwurfes gemeint; und zwar zu einer Kunst, die auf das weit verbreitete Verfahren des expliziten Verweisens auf eine Referenz oder einer Fragestellung basiert und damit nach wie vor auf eine Aussage pocht, die es zu entschlüsseln bzw. nachzuvollziehen gilt – eine Kunst also, der das Potential zum Paradoxen, Missverstaendlichen und Zufälligen fehlt.
Entgegen landläufiger Annahmen stellt Ambiguität jedoch kein Spezifikum der Gegenwartskunst dar. Sie ist nicht als zeitgenössische Feier der Beliebigkeit abzutun. Denn die Künste sind seit jeher ein Ort, an dem sich ambigue Strukturen und ambivalente Rezeptionsweisen artikulieren, wenn auch in einem ständigen historischen Wandel. So existierten bereits im Mittelalter und in der frühen Neuzeit künstlerische und rezeptionsaesthetische Modelle der Mehrdeutigkeit wie auch um 1800 (etwa bei Goethe, Schlegel und Novalis) die Rätselhaftigkeit wie Vieldeutigkeit des künstlerischen Werkes zum Qualitaetsmerkmal erhoben wurde und Ambiguität gar als ästhetisches Paradigma galt.
5 April – 11 Mai 2014
Mit Gerry Bibby, Rachel Harrison, Michael Krebber, Mathieu Malouf, Michaela Meise, Yorgos Sapountzis, Lucie Stahl, Josef Strau, Philipp Timischl
“Ladies and Gentlemen. Madames et Messieurs. A few seats of the „Congress“ (2012) have grown tired & / or have resigned. The swearing in of new voices will take place at the opening between the hours 7 and 8 PM on the 4th April at Halle fuer Kunst.”
Performance von Yorgos Sapountzis
“Family Falling Portrait“, 20 Uhr
Zeitgenössische Kunst weist oftmals ein Moment von Ambiguität auf, ist mithin von werkimmanenten Widersprüchen gekennzeichnet, so dass sie sich auf keinen evidenten gar singulären Sinnzusammenhang fixieren lässt. Dieser Aspekt zeitgenössischer Kunst soll mit der Gruppenausstellung „Über das radikale Nebeneinander“ ins Blickfeld gerückt und von unterschiedlichen Perspektiven aus beleuchtet werden.
Die mit dem Begriff Ambiguität umschriebene Mehrdeutigkeit findet ihre Voraussetzung in der künstlerischen Strategie des „Radikalen Nebeneinander“ – ein Begriff, den Susan Sontag 1968 im Bezug auf das Happening geprägt hat. Mit dem Radikalen Nebeneinander ist eine Vorgehensweise gemeint, die mit einer Überfülle und Unübersichtlichkeit an und dem Nebeneinandersetzen von disparaten Motiven, Thematiken und Materialien operiert, so dass die entsprechenden Werke einen assoziativen Überschuss an Bedeutung generieren.
Unter dem Sontag entliehenen Begriff versammelt die Ausstellung folglich künstlerische Werke, die sich mittels der Strategie des Radikalen Nebeneinander einer eindeutigen Lesbarkeit entziehen sowie autoritärer Gesten verweigern. Die Ausstellung ist dabei als Versuch und Vorschlag eines Gegenentwurfes gemeint; und zwar zu einer Kunst, die auf das weit verbreitete Verfahren des expliziten Verweisens auf eine Referenz oder einer Fragestellung basiert und damit nach wie vor auf eine Aussage pocht, die es zu entschlüsseln bzw. nachzuvollziehen gilt – eine Kunst also, der das Potential zum Paradoxen, Missverstaendlichen und Zufälligen fehlt.
Entgegen landläufiger Annahmen stellt Ambiguität jedoch kein Spezifikum der Gegenwartskunst dar. Sie ist nicht als zeitgenössische Feier der Beliebigkeit abzutun. Denn die Künste sind seit jeher ein Ort, an dem sich ambigue Strukturen und ambivalente Rezeptionsweisen artikulieren, wenn auch in einem ständigen historischen Wandel. So existierten bereits im Mittelalter und in der frühen Neuzeit künstlerische und rezeptionsaesthetische Modelle der Mehrdeutigkeit wie auch um 1800 (etwa bei Goethe, Schlegel und Novalis) die Rätselhaftigkeit wie Vieldeutigkeit des künstlerischen Werkes zum Qualitaetsmerkmal erhoben wurde und Ambiguität gar als ästhetisches Paradigma galt.