Heidelberger Kunstverein

Antje Engelmann

Point of No Return

23 Apr - 21 Jun 2015

Antje Engelmann, "Point of No Return", Videostill, 2014/2015
In der Reihe ›Das Serendipitätsprinzip‹ präsentiert der Heidelberger Kunstverein die Einzelausstellung ›Point of No Return‹ von Antje Engelmann. Im Zentrum der Ausstellung steht Engelmanns gleichnamige Videoarbeit ›Point of No Return‹ von 2015. Angelehnt an die Struktur des Reiseberichts sampled sie dokumentarisches Filmmaterial aus ihrem privaten Archiv und dem Internet mit eigenen Texten zu einem vielschichtigen filmischen Essay: Neben ihrer eigenen Stimme sind Audio-Aufnahmen von der ›Golden Record‹ zu hören, die die NASA 1977 mit den Raumsonden Voyager 1 und 2 als Botschaft für Außerirdische ins All sandte.

Der Künstlerin begegnen auf einer Reise von New York nach Los Angeles die Naturgewalten der Prärie, Vögel und Menschen: Da ist der Biologe und Gentechniker, der sich die genetische Entschlüsselung und Wiedererweckung der im 19. Jahrhundert von den Siedlern ausgerotteten Wandertaube zur Aufgabe gemacht hat. Oder der Ex-Bodybuilder vom Muscle Beach in Venice, der mit seinem Papagei gerade einem tödlichen Blitzgewitter entkommen ist und von den Weiten des Kosmos berichtet. Und der Beat Poet, der von Indianern, psychoaktiven Kakteen und schamanistischen Ritualen erzählt und in seinem letzten Roman ebenfalls von Wandertauben schreibt. Und da ist sie selbst als werdende Mutter.

Auf ihrer Reise durch die Kulturgeschichte des Westens der USA stößt Antje Engelmann immer wieder auf ikonografische Bilder verschiedener Wissensformen und im weitesten Sinne auf anthropozäne Prozesse: Die Utopien der Gegenkultur, das erste fotografische Bild der ›ganzen‹ Welt (The Blue Marble), Martha, die letzte Wandertaube, der Kuksu-Tanz und physische Spannungen der Erde tragen durch den Film, der sich allen gängigen Genres widersetzt.

›Point of No Return‹ ist ein Film über Auslöschung und Wiederbelebung, über Tod und Geburt. Die vielschichtige Montage von Material und Entwurf macht ihn zu einer oszillierenden Suche vom Mikrokosmos zum Makrokosmos und wieder zurück.

Antje Engelmann (*1980 in Ulm) lebt und arbeitet in Berlin und Los Angeles. Sie wurde mehrfach mit Preisen und Stipendien wie dem Fulbright-Stipendium und dem Karl-Schmidt-Rotluff Stipendium ausgezeichnet und war von 2012 bis 2013 Gastprofessorin am Art Center College of Design in Pasadena, Los Angeles. Mit ihrer multimedialen Arbeit ist Engelmann international vertreten und stellte u. a. im Paço das Artes und MIS Museu da Imagem e do Som in São Paulo, in der Kunsthalle Luzern, dem ZKM – Museum für Neue Kunst in Karlsruhe und in der Berlinischen Galerie aus.
 

Tags: Antje Engelmann