Hohenlohe

Andrea Geyer

08 Feb - 05 Apr 2008

Andrea Geyer, Spiral Lands, 2007
Andrea Geyer
08.02. - 05.04.2008

The past never changes (1)

Die Galerie Hohenlohe präsentiert in ihrer nächsten Ausstellung drei Arbeiten von Andrea Geyer: „Spiral Lands / Chapter 1“, zuletzt gezeigt auf der documenta 12 und „Spiral Lands / Chapter 2“, die erstmalig Mal gezeigt wird. Ebenfalls erstmals zu sehen sind Teile aus „The Audrey Munson Project. 2008“ (2).

Die 19 teilige Arbeit „Spiral Lands / Chapter 1“ versteht sich als fotografische und textuelle Geschichtsschreibung. Ein grundlegendes Thema ist das Verhältnis von Identität und Land im heutigen Amerika. Hinterfragt werden die Beziehungen zwischen „Indianern“ und europäisch/amerikanischen Siedlern sowie damit verbundene Themen wie Souveränität, Landrechte, Landabtretungsverträge (treaties), Vertreibung und Kolonialisierung. Sie zeigt, dass es sich bei all dem nicht um längst vergangene und heute unwesentliche Ereignisse handelt, sondern dass diese Fragen und deren Auffassungen das Fundament des heutigen Amerikas sind. Mit Fotos hält Andrea Geyer die Landschaft des Südwestens der USA fest und dokumentiert die Spuren der Vergangenheit und der Gegenwart.

In „Spiral Lands Chapter 2“ untersucht Andrea Geyer die Rolle der Wissenschaft bei der Konstruktion von Geschichte und Identität, Im Mittelpunkt steht der Forscher oder Ethnologe. Während in Chapter 1 der subjektive Standpunkt zu Wort kam, ist es nun die scheinbar objektive Stimme des Gelehrten. Für Spiral Lands Chapter 2 wurde als Form ein Vortrag mit Diaprojektionen und Voice Over gewählt. Der Betrachter nimmt wie bei einem Vortrag auf Stühlen vor einer Leinwand Platz. Die Stimme der Wissenschaft, trägt einen Text vor. Durch das wiederholte Erzählen wird auf das Konstrukt und die oft nur scheinbare Kohärenz der Geschichte verwiesen. Der Betrachter wird durch das Zuhören selbst zum zustimmenden Teil der Konstruktion Geschichte. Am Eröffnungsabend wird Andrea Geyer diese Arbeit als Performance aufführen.

Das „The Audrey Munson Project 2008“ dreht sich um das Leben einer in der Geschichte vergessenen Frau, die aus einfachen Verhältnissen zu einem der bedeutendsten Künstlermodelle des frühen 20. Jahrhunderts emporstieg. Audrey Munson hinterließ neben ihrem in Stein gefassten Körper eine Serie von Zeitungsartikeln in welchen die junge Frau über die Diskriminierung von Künstlermodellen schreibt und deren Annerkennung einfordert. Andrea Geyer setzt davon ausgehend in ihrem Buch „Queen of the Artists’ Studio: The Story of Audrey Munson.“ die Geschichte Munsons visuell und textuell mit der Frauenrechts- und Arbeiterbewegung des damaligen New York in Verbindung.
“Intaglio. Audrey Munson.“, bestehend aus 10 Fotografien von Statuen in New York City für die Munson posierte, gerahmt hinter graviertem Glas, über die sich wie Schatten Bilder der frühen Frauenrechtsbewegung legen.
Die 12-teilige Fotoserie „Companions of Exile. St.Lawrence State Hospital for the Insane, Ogdensburg, New York“. zeigt Bäume, die die Anstalt in der Munson 65 Jahre ihres Lebens verbringen musste umgeben. Sie sind gleichfalls hinter graviertem Glas gerahmt. Hier erzählt ein poetischer Text von den fragwürdig konstruierten Grenzen zwischen „Normalität“ und „Wahnsinn“.

Andrea Geyer wurde 1971 in Freiburg geboren, lebt und arbeitet in New York und Freiburg.

1 - Our understanding of it does.
2 - Im Kontext der Publikation "Queen of the Artists’ Studio: The Story of Audrey Munson (Intimate Secrets of Studio Life Revealed By The Most Perfect, Most Versatile, Most Famous of American Models, Whose Face And Figure Have Inspired Thousands Of Modern Masterpieces Of Sculpture And Painting " The Story of Audrey Munson. 2007. Künstlerbuch, 128 Seiten, Auflage: 500, publiziert von Art in General, New York, 2007.
 

Tags: Andrea Geyer