Hubert Winter

Ingo Nussbaumer

26 Apr - 15 Jun 2013

Ausstellungsansicht
INGO NUSSBAUMER
26. April – 15. Juni 2013

Es ist nicht nur die absolute Geometrie, die Ingo Nussbaumer beherrscht, es sind auch die Farben, die seine künstlerischen und theoretischen Arbeiten bestimmen. So kommen wir an Goethe nicht vorbei. Dieser spricht in seiner Farbenlehre von der ästhetischen und sittlichen Wirkung der Farben und bezeichnet damit den besonderen und hohen Rang, den er ihnen zubilligt. Diese sind fähig, die leisesten und auch kräftigsten Schwingungen der Seele aufzunehmen und auszudrücken, und sie fordern gleichzeitig die ganze Hingabe an die Tiefe und Fülle ihres Wesens. Ihr Bereich bleibt geheimnisvoll und ungreifbar.

Die Galerie Hubert Winter zeigt eine Reihe neuer Arbeiten des in Wien lebenden Künstlers Ingo Nussbaumer: Vier Ölbilder, vier Aquarelle und ein gestaffeltes Objekt. Das letzte, bestehend aus sieben Tafelkörpern, kennzeichnet der Künstler mit „Bild-Abnahme“, wobei er sich auf ein Gemälde von Jaques-Luis David „Der Schwur der Horatier (Le Serment des Horaces)“ aus dem Jahr 1784 bezieht (im Louvre, Paris). Die „Bildabnahme“ ist Teil eines größer angelegten Projektes, das der Künstler „Die Befreiung der Horatier“ nennt. Er nimmt dabei Bezug auf geometrische Bildstrukturen, die sich als Bildkomponenten in der Französischen Aufklärung herausgebildet haben und einen ersten Schritt zu einer Autonomie der Geometrie in der Malerei formulieren. [vgl. zu diesem Thema etwa Hans Körner, Auf der Suche nach der ‚wahren Einheit‘. Ganzheitsvorstellungen in der französischen Malerei und Kunstliteratur. München 1988]

Die Aquarelle gehören einer Serie von Bildern mit dem Titel „Kaspar Hauser’s Versuch die befohlene Tonlage zu torpedieren“ und spielen auf einen Satz an, den Hauser vermutlich von einem seiner Peiniger eingetrichtert bekam „A söchtener Reuter möcht i wern, wie mein Voater gwen is“ („Ein solcher Reiter möchte ich werden, wie mein Vater gewesen ist“). Für Hauser wird dieser Satz zu einem universell einsetzbaren Ausdruck, der eine Reihe ganz unterschiedlicher Bedeutungen annehmen kann. Ingo Nussbaumer moduliert anhand einer leitenden Bildstruktur ‚bildlich‘ die Tonlagen.

Die Ölbilder, die Ingo Nussbaumer bekanntlich alle mit Color Propositions kennzeichnet, vertiefen sein Thema des imaginären Bildraums, das er dem Thema des realen Bildraums gegenüber stellt.
 

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