Jacky Strenz

Jan Wagner

20 Mar - 16 May 2010

JAN WAGNER
"Interpretiert Ostern"
wohnen, dekorieren, glauben

March 20 until May 16, 2010

Jan Wagners Arbeiten bewegen sich im Kontext der Moderne. Er zitiert Bilder und Ideen, verlängert einzelne Aspekte und verbindet sie zu einem ästhetischen Geflecht aus Zeichen und poetischen Figuren. Durch die Inszenierung der Skulpturen in Gruppen, werden die einzelnen abstrakten Arbeiten mit einerkonkreten, narrativen Bedeutung aufgeladen und zu einer Szene verbunden. Sie bewohnen einen hybriden Raum, in dem sie gleichzeitig für sich und als Referenzpunkte existieren.

Ostern. Die Installation besteht aus vier Skulpturen, einem Sessel, einem Bild und einer Videoprojektion. Das Video bezieht sich auf Paul Theks visitinggroupshow: von 1973, im Kunstmuseum Luzern. Theks Ausstellung, eine Vision von Leben und Tod und eine Hymne auf die Einheit beider in Veränderung und Transformation, ist ein Beispiel für die Verwendung christlicher Symbolik und ihren Kurzschluss mit der Grammatik der modernen Kunst. Theks direkter, ästhetischer Zugriff über das Material, die Geste und die Aktion aktualisierte die bekannte Ikonographie.

Jan Wagners Video nimmt ein Schwarzweissfoto der Ausstellung zum Ausgangspunkt, um es exakt zu rekonstruieren und mit einer Computeranimation minimal zu verändern. Für die filmische Rekonstruktion wurde die Installation in einem Studionachgebaut und abgefilmt.

In der hier gezeigten Installation wird durch einen Sessel eine bestimmte Perspektiveauf die Skulpturen vorgeschlagen. Der so positionierte Betrachter bildet den Brennpunkt des Arrangements, so wie die Kamera der Brennpunkt der zitierten Ausstellung war. Das Video dient als Hintergrund, für die Invokation, die, die Zeichen beschwört - wie die Musik den Tanz. Die Skulpturen sind in diesem Sinne Figuren und die Ausstellung ein Ritual. Das Seil ist sowohl im realen Raum alsauch in der Projektion zu sehen, wo es eine unmögliche, nur als 3d Modell zu animierende Rotation, vollzieht. Es beschreibt das Bild der Aporie, eine paradoxe Bewegung um sich selbst und in sich selbst, die sich als Grundmotivdurch viele von Jan Wagners Arbeiten zieht: Die Idee von der Linie als Labyrinth, die mit jeder Abgrenzung etwas ein- und gleichzeitig ausschließt, definiert und ausblendet und somit einem unendliche Regress preisgegeben ist. Eine Idee die nur als Widerspruch, in der paradoxen Gegenüberstellung fixiert werden kann, nicht um zu erschrecken, sondern um einzuladen zur Auflösung undruhigen Transformation.

Die Korrespondenzen entstehen aus dem kollektiven Gedächtnis, dem Zufall und der Deutung des Zufalls. Dafür ist Ruhe eine Vorraussetzung. Ähnlich wie bei Thekist die Ausstellung ein langsamer Raum, ein Ort zum ankommen, ein bequemer Sessel. Unaufgeregt und langweilig soll es sein das Ritual, müde auch undgleichmäßig, in der Verteilung der Aufmerksamkeit auf die Umgebung. An der künstlichenWachheit des White Cube und der Exaltiertheit des Rituals vorbei. Eine surreale Interpolation der Punkte, um ein Gefühl zu vermitteln, für das was ist und das, was sein wird. Ostern ist der Termin und der Hase sein Zeuge, weil er offenen Auges schläft.
 

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