König

Michaela Meise

28 Apr - 26 May 2007

Michaela Meise
Sat 28. Apr 2007 - Sat 26. May 2007

Press Release

Please scroll down for english version

Die Galerie Johann König freut sich, neue Arbeiten von Michaela Meise (*1976) präsen-tieren zu können. Bei Meises Objekten und Rauminstallationen handelt es sich meist um vereinfachte Formen, die als Träger einer weitaus komplexeren Struktur dienen. Ihre Arbeiten greifen auf unterschiedliche Sinnsysteme zurück und legen sie in ihre Bestand-teile auseinander. Damit werden sie in formaler Übersteigerung neu erkennbar gemacht. Die sinnliche und oftmals körpergestützte Erfahrung des Raumes steht ebenso im Mittel-punkt wie vielgliedrige Referenzen aus Kunst-, Architektur- und Skulpturgeschichte sowie die Produktionsverhältnisse im Kunstkontext.

Die zentrale Arbeit der Ausstellung, „Liegende 1-8“ bilden acht feingliedrige Goldketten, mit denen Meise dunkel lasierte Holzfragmente unterschiedlicher Größe befestigt. Diese Konstruktionen korrespondieren mit den bereits vorhandenen Ketten, die unter der Decke des Ausstellungsraums die Heizungen befestigen. Je nach Länge der Ketten fügen sich die schwarzen Holzelemente mit dem Boden der Galerie zu unterschiedlichen Winkeln zusammen. Mit dieser einfachen Verbindung lotet die Künstlerin die Möglichkeiten skulpturalen Gleichgewichtes im Raum aus – ein Thema das schon in der letzten Einzelausstellung eine zentrale Rolle gespielt hat.

Auf einem Podest mit weißer Marmorplatte sind seriell gefertigte Türklinken positioniert, die jeweils auf farbige Holzdisplays montiert sind. Einerseits bekannt aus dem musealen Kontext, handelt es sich andererseits bei dieser Präsentation um die warenförmige Auf-reihung eines Angebotes, wie man es aus Boutiquen und Warenhäusern kennt. Die Wiederholung, der zentrale Topos dieser Aneignung von Warenkultur, verbindet sich mit der Türklinke noch auf einer weiteren Ebene: Durch die Montage auf Displays verliert die Klinke ihre Alltagsfunktion und wird so für weitere Assoziationen geöffnet.

Ein ähnlicher Funktionsverlust ist bei der Arbeit „Treppe“ festzustellen. Sie besteht aus zehn türkis lackierten Sperrholzteilen, die treppenförmig aufsteigend auf die Wand ge-bracht sind und hierdurch eine Präsenz gewinnen, die sie als Gebrauchssegmente nie erhalten hätten. Zu den Türklinken tritt somit ein weiteres Element der täglichen Um-gebung, das einen Platz in der kollektiven Psyche einnimmt und ähnlich einen Über-gangsbereich symbolisiert sowie auf Raumgrenzen hinweist.

Im Gegensatz zu diesen geometrisch strengen Strukturen, stellt die Arbeit „Zunge“ eine organische Form dar. Meise hat sich bereits in vergangenen Ausstellungen mit unter-schiedlichen Körperteilen beschäftigt, beispielsweise mit dem menschlichen Gehirn, dem Herz und dem Auge. In singulärer und überproportionierter Darstellung wird die Zunge hier quasi zur Ikone kulturelle Kodierung - offen bleibt nur für welche Kodierung, da verschiedene Kulturkreise dem Organ höchst unterschiedliche Bedeutungen zuweisen.

Michaela Meise hat an der Städelschule in Frankfurt studiert und hat an der 4. Berlin Biennale teilgenommen. Sie absolvierte unter anderem Einzelausstellungen im Kunstverein Braunschweig und im Midway Center for Contemporary Art in Minneapolis. Bisher sind zwei Kataloge erschienen.

Johann König, Berlin is pleased to present new works by Michaela Meise (born 1976). Meise’s objects and installations are usually simplified forms that serve as the basis for a far more elaborate structure. Her works rely on various different semantic systems and dissect these in the process. In this way, by dint of the formal exaggeration we are able to see them in a new light. The focus here is on the sensory and often body-based experience of space as well as on refined references from the history of art, architecture and sculpture, not to mention production relations in the art context.

The key work in the new show, entitled “Liegende 1-8” is made up of eight gold chains with fine links, with which Meise has fastened fragments of dark varnished wood of different sizes. These structures correspond to the already existing chains that hang from the ceiling of the exhibition space and hold the heating system. Depending on the length of the chain, the black wooden elements fit in with the gallery floor to create specific angles. This simple linkage enables Meise to explore the potential of sculptural balance in space – a topic that already played a central role in her last solo show at Johann König.

On a pedestal with a white slab of marble she positions several mass-made door handles, each mounted on a colored wooden display. On the one hand, this form is typical of museum context, and, on the other, this resembles a row of commodities on offer, as is to be found in a boutique or department store. Repetition, the central theme of this appropriation of commodity culture, allies with the door handles at another level, too: By virtue of being mounted on displays, the door handles cease to be everyday objects and this allows for countless other interpretations.

A similar loss of function occurs with her “Treppe” (Staircase) piece. It consists of ten pieces of turquoise lacquered plywood that are positioned in an ascending series on the wall like a stair case, and thus have a presence they would never possess as pieces actually used. Along with the door handles, another element of everyday life thus enters the exhibition, one that has a place in the collective mind and likewise symbolizes a transitional area while pointing up the boundaries of the space.

Unlike these strictly geometrical structures, her work entitled “Zunge” (Tongue) presents an organic shape. Meise has in past shows already focused on various parts of the human body, for example the human brain, the heart and the eye. Here, thanks to its singular and out-sized presentation, the tongue becomes an icon of cultural coding, as it were – what remains unclear is for what coding, as different cultural circles accord the organ completely different meanings.

Michaela Meise studied at Städel Art Academy in Frankfurt and took part in the 4th Berlin Biennial. She has been represented by solo shows, among others, at Kunstverein Braunschweig and the Midway Center for Contemporary Art in Minneapolis. To date, two catalogs of her work have appeared.
 

Tags: Catalogs, Michaela Meise