Johnen + Schöttle

Michal Budny

03 Feb - 03 Mar 2007

MICHAL BUDNY
"Origami"

Eröffnung: Samstag, 3 Februar 2006, 15 - 18 Uhr bis 03.03.2007
Dienstag-Freitag 10-13, 14-18 Uhr
Samstag 11-15 Uhr

Der Ausgangspunkt für Michal Budnys neue Werkreihe ist das Origami, diese alte, fernöstliche Kunst Papier zu Figuren zu falten, ohne Klebstoff und Schere zu verwenden. Dabei lehnt er den Hauptaspekt des Origami ab – die Illusion erzeugende Kunst der Verwandlung eines planen Papierbogens in ein dreidimensionales, realistisches Objekt - der Künstler konzentrierte sich auf der Oberflächlichkeit, der charakteristischen, geometrischen Ästhetik der Origamifiguren. Budny gibt vor ein Stümper zu sein, der nie in die Geheimkunst des Origami eingeweiht wurde, er konstruiert seine Skulpturen auf dem einfachsten Weg, in dem er Pappstücke ausschneidet und zusammenklebt, um daraus Formen zu gewinnen, die an traditionelles Origami erinnern. Dieser absurde Vorgang erinnert an die Methode einen Rubikwürfel zu lösen, in dem man ihn in seine Einzelteile zerlegt und dann die Elemente in der richtigen Reihenfolge wieder zusammensetzt, anstatt den nötigen geistigen Aufwand und die Geduld aufzubringen, den Würfel immer wieder in seinen Händen zu drehen. Es ist ein Paradox - und das ist die erste Erkenntnis in Bezug auf Budnys "Origamis" - denn die Imitation einer Kunstform wird durch sie zu einer eigenen Kunstform, die nicht minder raffiniert ist. Der Künstler geht weiter und verbaut seine Objekte zu abstrakten Formsequenzen, die aufhören an konkrete Vorlagen, wie etwa Tiere oder Gegenstände zu erinnern. Seine "Origami" sind im Grunde phantasievolle Zungenübungen. Die einzelnen Objekte aus der Serie sind wie Sätze in einer fremdartigen Sprache ausgesprochen - Klangwiederholung ohne dass man den Inhalt verstehen muss. Darf man die Sprache in abstrakter Weise verwenden und wozu führt es? Budnys Experiment zeigt - nicht nur visuell - überraschende Ergebnisse. Wir haben es hier mit einer eigensinnigen Permutation von Origami-"Klängen" (Formen) zu tun, die sich zu neuen Konfigurationen zusammenstellen. So finden die aus ihrem Zusammenhang gerissenen Formen, einen anderen – wenn auch völlig neuen - Sinn. Wie in vielen seiner vorherigen Arbeiten stellt Budny auch hier die Frage nach visuellen Strukturen, die der Kommunikation und dem Verständnis dienen, und zum wiederholten Mal schafft er es, sie in einer überaus poetischen Art und Weise aus einer strikt einseitigen, gegenständlichen Rolle zu befreien. Diese Strategie beinhaltet die Schöpfung einer neuen Sprache, die in einer verbesserten Entsprechung die körperlosen Erfahrungen des Gegenstands, der Bewegung und des Raums wiedergibt. In diesem Sinne gibt das Adjektiv "innovativ" die Denkweise des Künstlers bezüglich der Formen am besten wieder.
Budnys Projekt lässt sich aber auch mit großer Freude in den klassischen Kategorien der Skulptur verhandeln. Die Serie von mittelgroßen Pappobjekten wirft eine Assoziation zum Handbuch der abstrakten Bildhauerei auf, dem Verständnis von Größe, Proportion, Gewicht und Modell. Zugleich erinnert die Kunstfertigkeit dieser fragilen, etwas zerknautschten Konstruktionen an das grundlegende Ausmaß von Budnys Kunst, seiner Handschrift, die es veranlasst, das das gesamte Unterfangen etwas von einem privaten Gespräch bekommt.
Lukasz Gorczyca (Übersetzung von Jacek Slaski)

© Michal Budny
Untitled from Origami (04) / Detail
2007
16 x 26 x 19 cm
painted cardboard, base
 

Tags: Michal Budny