K21

Darren Almond

26 Feb - 29 May 2005

Darren Almond, Fan, 1997, Holz, Plastik, Mikro-Prozessoren, Farbe, Durchmesser 450 cm, Courtesy Jay Jopling / White Cube, London © Darren Almond
Die Zeit und die Geografie sind die Hauptthemen des 1971 in Wigan (England) geborenen Künstlers Darren Almond. Mit einem hohen poetischen Potenzial übersetzt er die meist abstrakten Vorstellungsformen von Zeit und Raum in konkrete skulpturale oder bildhafte Zeichen. Er nutzt dabei so verschiedene Medien wie Fotografie, Installation, Zeichnung und Film.

So zeugen die verschiedenen Placques, die ihr Vorbild in den Zug- und Lokomotivschildern der englischen Eisenbahn haben, von Darren Almonds jugendlicher Erfahrung als Trainspotter. Sie huldigen nicht nur der Ent-wicklungsgeschichte des klassischen Transportmittel des zu Ende gehenden Industriezeitalters, sondern auch einem sehnsüchtigem Fernweh, das biografisch geprägt ist. Mit der 1999 entstandenen Skulptur Bus Stop gab Almond den Phänomenen Zeit und Erinnerung eine besondere Dimension. Die aus dem öffentlichen Nahverkehr von Os ́ wieçim (Auschwitz) ins Museum geholten Bushaltestellen, sind historisch mehrfach aufgeladen. Sie verweisen ebenso auf ein alltägliches Transportsystem wie in sehr subtiler Weise auf den Holocaust und, mehr noch, sein auch in der heutigen Realität eines solchen historischen Ortes latentes Fortwirken.

Konsequenterweise formuliert Darren Almond seine Erfahrungen auch in Form von Uhren, die zum Beispiel in überdimensionaler Größe künstlerische Manifestation des allzu menschlichen Versuches sind, die analoge Zeitabfolge mit Hilfe eines numerischen Systems (digital) zu beherrschen. Gerade bei solchen Arbeiten wird neben der mentalen Erkenntnis bestimmter Phänomene die physisch-räumliche Erfahrung von Materialien, Dimensionen und Geräuschen besonders wichtig.

Mit den seit 2000 entstehenden Landschaftsfotografien bei Vollmond (Fullmoon) gelingt Darren Almond eine weitere Symbiose von technischer Raffinesse und poetischer Referenz. Mit der Kamera spürt er der Motivwelt von Landschafts-malern wie William Turner oder Caspar David Friedrich nach und übersetzt sie in ein anderes Medium. Die lange Belichtungszeit läßt die für das bloße Auge nur schemenhaft erkennbare Landschaft auf einmal in silbrig- hellem Licht erscheinen, wobei seltsame, nur für die Kamera sichtbare Effekte entstehen. Das Licht, das hier die natürliche Voraussetzung des technischen Prozesses ist, fungiert als Metapher der Zeit.

Eine sowohl körperlich wie psychologisch intensive Erfahrung von Raum und Zeit durchlief Darren Almond bei seinen kürzlichen Reisen zum „Ende der Welt“. Auf den Spuren seines großen Landsmannes und tragischen Helden Robert Falcon Scott (1868 - 1912) bereiste er in den letzten drei Jahren sowohl die Arktis wie die Antarktis. Hieraus sind zwei Filme und zwei Fotoserien hervorgegangen. Diese Landschaften, die scheinbar nur aus Wasser und Luft bestehen, enthüllen in diesen Arbeiten durch ihre Strukturen und Farben eine ganz eigene Geschichte der (langen) Zeit.

Die Ausstellung in K21 ist die erste Museumsausstellung des Künstlers in Deutschland und gibt mit ca. 15 Einzelarbeiten und Serien einen Überblick über sein Werk aus den letzten acht Jahren.

Der zur Ausstellung erscheinende Katalog 50 moons at a time wird erstmalig die gesamte Serie der bis heute entstandenen Fullmoon-Fotografien in einem Künstlerbuch versammeln. Auf einer beigelegten Landkarte wird der Bezug zur aktuellen Ausstellung durch ein Gespräch zwischen Darren Almond und Julian Heynen und durch Abbildungen der Exponate hergestellt.
 

Tags: Darren Almond, William Turner