Kadel Willborn

Helmut Dorner

13 Feb - 28 Mar 2009

© Helmut Dorner
Schilf, 2009
oil on canvas, wood
39,5 x 48 cm
HELMUT DORNER
"The Table - The Waves - Seestück"

13.02.2009 - 28.03.2009

In der Ausstellung "The Table - The Waves – Seestück" zeigt Helmut Dorner erstmals eine auf Grafik basierende, künstlerische Arbeit, welche das Medium Zeichnung in einen malerischen Kontext einbettet und Raum visuell, wie auch thematisch zum Gegenstand seiner Arbeit werden lässt. Als Basismaterial dient ihm dabei Mark Z. Danielewskis Buch "Das Haus - House of Leaves".

Mit der Arbeit "The Table - The Waves – Seestück" hat der Künstler über einen längeren Zeitverlauf hinweg etwa 1500 farbige Zeichnungen in insgesamt 44 dieser Bücher eingetragen. Ummalungen und Einrahmungen von Paragraphen mit farbigen Zeichenstiften, sowie teilweise beschnittene oder mit Falzungen versehene Buchseiten, bilden dabei die Grundlage seiner Vorgehensweise. In variierenden Schriftbildern, die zum Teil kalligraphisch umgesetzt sind, generiert Dorner durch Schriftzeichen, Wortlaute oder ganze Sätze eine Art Lautmalerei, die Gedankenfragmente als multilinguale Sprache festhält. Angereichert durch zeichnerische Elemente mit partiell verwischten, verdichteten oder abgetragen Farbpigmenten, entsteht so in der Kombination von Text und Bild eine kartografische Komposition, welche den Betrachter durch die vom Buch vorgegebene Textlandschaft navigiert.

Aus Farbe und Sprache zeichnet Helmut Dorner dabei imaginäre Räume nach, die als seelisches Interieur einen eigenen, losgelösten Raum innerhalb des vorgegebenen Handlungsraumes des Buches konstituieren. Flüchtige Gedankenfragmente, welche auf den Seiten des Papiers verortet werden, veräußerlichen hier den inneren Blick des Künstlers im Rahmen der grafischen Architektur des Schriftstücks. Dorner konstruiert damit eine Bildarchitektur, welche imaginäre Zwischenräume in Grafiken übersetzt, visualisiert, festhält sowie archiviert. Seine zeichnerischen Notationen verbleiben dabei als Spur und hinterlassen in der seriell wiederkehrenden Struktur des maschinell gedruckten Buches eine vom Künstler erzeugte Patina.

Weniger der skulpturale Charakter der Bücher, als viel mehr die zur Bildfläche angeordneten Zeichnungen sind bei der Betrachtung entscheidend. Die auf Tischen nebeneinander aufgeschlagenen, als Bildtafel arrangierten Buchseiten, bilden eine Art Mosaik, das durch Rekombination der einzelnen Ansichten eine Vielzahl von Darstellungsweisen beinhaltet. Der Künstler generiert damit malerische Aphorismen, die als Kommentar zu seiner Malerei lesbar sind, doch ebenso als autonome Bildkonfigurationen bestehen.

So ist Helmut Dorners Öl- und Lackmalerei als Referenz zu betrachten, welche die grafischen Arbeiten im Ausstellungsraum optisch umhüllt und einfasst.
Die Körperhaftigkeit sowie die physisch-haptische Präsenz von Farbe sind dabei ein konkreter Gegenstand in Dorners Malerei. Während die pastose Oberfläche seiner Ölgemälde das ins Bild einfallende Licht in sich bricht und einschließt, steht bei seinen Lackbildern mehr die Silhouette der Farbsubstanz im Vordergrund. Durch die transluzente Beschaffenheit des Bildträgers – eine aus Plexiglas gebaute, flache Box – zeichnet sich die von Dorner präzise aufgetropfte Lackmalerei als Schattenriss auf der hinter dem Bildkörper gelegenen Wand ab und erscheint so in mehrdimensionaler Ansicht. Farbe wird hier nicht nur als Material, sondern vor allem auch als Materie begriffen, welche durch einen vom Künstler intendierten Bewegungsprozess den Charakter eines Objekts erhält.


Raum und Licht bilden in Helmut Dorners Malerei wie auch in seiner Grafik eine von Dynamik getragene Substanz, die den jeweiligen Bildkorpus individuell ausgestaltet. Eine spezifische Situation nachformend, bestehen Farbe und Form hierbei als ephemere Emulsion, die sich jedoch als Abdruck einer mentalen Topografie in Helmut Dorners Bildern fixiert und als Memento verbleibt.

Christina Irrgang
 

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