Just a Matter of Time
03 Jul - 04 Sep 2010
JUST A MATTER OF TIME
Barbara Kasten / Allan Mc Collum / Jimmy Robert / Katja Strunz / Wolfgang Tillmans / Jennifer West
03.07.2010 - 04.09.2010
"Just a matter of time" - aus der Abfolge einzelner Handlungen resultiert eine bestimmte Gegenwart. Die in der Vergangenheit liegenden Handlungen sind Bestandteil dieser Gegenwart, die selbst nur eine Passage in die Zukunft darstellt.
Auf je unterschiedliche Weise "passieren" die Künstler Barbara Kasten, Allan Mc Collum, Jimmy Robert, Wolfang Tillmanns, Katja Strunz und Jennifer West sprichwörtlich mehrere Material-und Formbeschaffenheiten in ihren Arbeiten. Die analytische Auffächerung ursprünglicher Materialeigenschaften und die Abfolge von chemischen, manuellen und physischen Veränderungen bleiben als Spuren in den aktuellen Objekten sichtbar.
Barbara Kastens Fotografien erzählen und dokumentieren keine Geschichten, sondern sind ein "Abdruck" der abstrakten Eigenschaften von Licht und Schatten. In den 1970er Jahren begannen ihre Experimente mit fotochemischen Reaktionen und Photogrammen, die sie mit Chemiefarben aus der Cyanotypie bemalte. Die Arbeiten in der Ausstellung sind Teil der Anfang 1980er Jahre entstandenen "Construct-Series". Barbara Kasten baute raumgreifende, abstrakte Installationen in ihrem Atelier mit Spiegeln und Metallelementen die sie später mit 8 x 10 Polaroids abfotografierte. Anstatt einen Erzählraum zu inszenieren, entstanden dabei abstrakte, an den Konstruktivismus erinnernde Bildräume.
Allan McCollums Werkgruppen untersuchen in unterschiedlichster Form wie Objekte und Bilder eine individuelle Bedeutung erhalten können innerhalb unserer Gesellschaft, die von Techniken der allgegenwärtigen Reproduktion von Bildern geprägt ist. Die "Perpetual Photos" gehören zu einer Reihe von Untersuchungen über das Verhältnis zwischen Kunstwerk und dessen fotografischer Reproduktion. Für Allan Mc Collum handelt es sich um "Bilder des Wunsches Bilder zu sehen". Ursprung der grossformatigen, abstrakten Fotografien ist eine abfotografierte TV-Szene in der wiederum selbst ein nicht zu erkennendes gerahmtes Bild im Hintergrund zu sehen gewesen ist. Die extreme Vergrößerung des ursprünglichen Bildes führt allerdings nicht zur Auflösung des Bildinhalts sondern thematisiert dessen Unendlichkeit.
Jimmy Robert bedient sich unterschiedlichster künstlerischer Ausdrucksformen, wie der Collage, Fotografie, Performance, Zeichnung, skulpturale Objekte und Film. Dabei entsteht ein Dialog, in dem die Instabilität von Abbildern und Repräsentationen thematisiert wird. "Die Relation zum eigenen Körper wird dabei von Jimmy Robert als Konstante gesetzt, von der aus er die Analyse der Dinge im Raum zwischen ihrer Materialität und ihrer ideellen Dimension betreibt." (Melanie Bono). Zentral in Jimmy Roberts Werk ist dabei die fragile Materialität von Papier. Collagen werden fotografiert, die vorherige Dreidimensionalität zu einer Fläche verschmolzen. Die Flächigkeit der figürlichen Fotografien wird wiederum aufgelöst durch ihre teilweise Verwandlung zu gefalteten, gerollten oder im Raum liegenden Objekten.
Katja Strunz ́Skulpturen und Papierarbeiten entstehen im Werkprozess der Collage. Gefundene materielle Objekte und immaterielle Vorstellungen werden durch Um- und Verkehrungen, durch Faltungen und Re-Arrangements von ihrer ursprünglichen Bedeutung gelöst und abstrahiert. Die Re-orchestrierung dieser Fragmente vergangener Wirklichkeiten erzeugt eine analytische und zugleich poetische Wahrnehmung von Raum, Zeit und Bewegung. Die Existenz eines "Vorhers" und "Nachers" wird in den Objekten strukturell wahrnehmbar. Gleichzeitig wird die subjektive Aufmerksamkeit für die aktuelle Situation gesteigert, die sich in Katja
Strunz ́Objekten konkretisiert. Die Wirkung ihrer Arbeiten erinnert an Echos, deren episodenartiger Hall die räumliche und zeitliche Entfernung zu einem Ort verdeutlicht.
Wolfgang Tillmans Fotografien sind von Offenheit geprägt, sowohl den Blick auf die sichtbare Welt betreffend, als auch den Blick in die spezifischen Eigenschaften des Mediums Fotografie an sich. Während in den 1990er Jahren seine Portraits und Stillleben die kulturelle und soziale Identität seiner konkreten Umgebung reflektierten und durch All-Over-Wandinstallationen die Gleichwertigkeit verschiedener Motive thematisierten, loten seine aktuellen Arbeiten der letzten Jahre die abstrakten Möglichkeiten der Fotogafie aus. Bereits in der frühen Arbeit „Picture of something I was making“ von 1996 dekonstruiert der Bildausschnitt das ursprüngliche Objekt zu einer abstrakten Komposition und trägt durch die Überklebungen durchbrochenen Schriftzüge to/tu/aimes/sources/de/vie Elemente Konkreter Poesie.
Jennifer Wests großformatige Filmprojektionen erzeugen im Raum ein abstraktes, farbintensives „All-over“. In Referenz zu strukturalistischen und prozessorientierten Tendenzen wie Jackson Pollock, Michael Snow oder Stan Brakhage führt Jennifer West den Betrachter in eine archäologische Reise des Mediums Film. Teils belichtetes, teils unbelichtetes 16mm oder 35mm Filmmaterial wird jeweils nach einem „alchimistischen Rezept“ performativ bearbeitet. Das Filmmaterial ihrer Arbeit „Idyllwild Campfire Smell Film“ hat Jennifer West einer Prozedur aus Spirituosen wie Gin, Bier oder Naturalien wie geröstete Marshmellows oder Insektenspray unterzogen. In dem farbintensiven Farbräumen flimmern gleichzeitig immer wieder die zuvor aufgenommen Szenen einer Gruppe von Menschen auf, die um ein Feuer steht. Die Verbindung der zuvor aufgenommen Realität mit der späteren Prozedur bildet eine Passage zu einer völlig neuen Wahrnehmungsebene.
Barbara Kasten (1936, USA) zeigte u.a. Einzelausstellungen bei Almine Rech Galerie, Paris (2010), Art Museum, University of Memphis,USA (2002); Ihre Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen vertreten wie dem Metropolitan Museum, New York, J. Paul Getty Museum Los Angeles, USA und Museum of Modern Art, Lodz, PL.
Allan McCollum (1944, USA) zeigte u.a. Einzelausstellungen bei Clifford Gallery, Colgate University, Hamilton, New York (2010), Friedrich Petzel Gallery, New York (2009), Luciana Brito Galeria, Sao Paulp, Brasilien (2009), Galerie Thomas Schulte, Berlin (2009), Studio Guenzani, Milan (2008), Musée d ́Art Moderne et Contemporain, Genf ( 2006).
Jimmy Robert (1979, Frankreich) zeigte u.a. Einzelausstellungen im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden (2009) und im Aachner Kunstverein (2008), FRAC lle-de-Frac & CAC Bretigny, Miscadanses, Paris (2009). 2010 wurde er auf der Art Basel mit einem Art Feature von Galerie Diana Stigter präsentiert.
Katja Strunz (1970, Deutschland) zeigte u.a. Einzelausstellung im Camden Arts Centre, London (2009), Contemporary Fine Arts Berlin (2009), Almine Rech Galerie Paris (2007) und Museum Haus Esters, Krefeld (2006). Aktuell zeigt sie ihre Einzelausstellung im Saarlandmuseum, Saarbrücken.
Wolfgang Tillmans (1968, Deutschland) zeigte u.a. Einzelausstellung im Hamburger Bahnhof, Berlin (2008), Museum Kunstpalast, Düsseldorf (2008), Tate Britain (2008), Kestner-Gesellschaft-Hannover (2008). Aktuell findet seine Ausstellung in der Serpentine Gallery London statt.
Jennifer West (California, USA) zeigte u.a. Einzelausstellung im Nürnberger Kunstverein (2010), Contemporary Arts Museum, Houston, USA (2010), ArtStatements/ArtBasel, Vilma Gold Gallery (2008), Marc Foxx Gallery, L.A. (2007). Aktuell zeigt sie in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main.
Barbara Kasten / Allan Mc Collum / Jimmy Robert / Katja Strunz / Wolfgang Tillmans / Jennifer West
03.07.2010 - 04.09.2010
"Just a matter of time" - aus der Abfolge einzelner Handlungen resultiert eine bestimmte Gegenwart. Die in der Vergangenheit liegenden Handlungen sind Bestandteil dieser Gegenwart, die selbst nur eine Passage in die Zukunft darstellt.
Auf je unterschiedliche Weise "passieren" die Künstler Barbara Kasten, Allan Mc Collum, Jimmy Robert, Wolfang Tillmanns, Katja Strunz und Jennifer West sprichwörtlich mehrere Material-und Formbeschaffenheiten in ihren Arbeiten. Die analytische Auffächerung ursprünglicher Materialeigenschaften und die Abfolge von chemischen, manuellen und physischen Veränderungen bleiben als Spuren in den aktuellen Objekten sichtbar.
Barbara Kastens Fotografien erzählen und dokumentieren keine Geschichten, sondern sind ein "Abdruck" der abstrakten Eigenschaften von Licht und Schatten. In den 1970er Jahren begannen ihre Experimente mit fotochemischen Reaktionen und Photogrammen, die sie mit Chemiefarben aus der Cyanotypie bemalte. Die Arbeiten in der Ausstellung sind Teil der Anfang 1980er Jahre entstandenen "Construct-Series". Barbara Kasten baute raumgreifende, abstrakte Installationen in ihrem Atelier mit Spiegeln und Metallelementen die sie später mit 8 x 10 Polaroids abfotografierte. Anstatt einen Erzählraum zu inszenieren, entstanden dabei abstrakte, an den Konstruktivismus erinnernde Bildräume.
Allan McCollums Werkgruppen untersuchen in unterschiedlichster Form wie Objekte und Bilder eine individuelle Bedeutung erhalten können innerhalb unserer Gesellschaft, die von Techniken der allgegenwärtigen Reproduktion von Bildern geprägt ist. Die "Perpetual Photos" gehören zu einer Reihe von Untersuchungen über das Verhältnis zwischen Kunstwerk und dessen fotografischer Reproduktion. Für Allan Mc Collum handelt es sich um "Bilder des Wunsches Bilder zu sehen". Ursprung der grossformatigen, abstrakten Fotografien ist eine abfotografierte TV-Szene in der wiederum selbst ein nicht zu erkennendes gerahmtes Bild im Hintergrund zu sehen gewesen ist. Die extreme Vergrößerung des ursprünglichen Bildes führt allerdings nicht zur Auflösung des Bildinhalts sondern thematisiert dessen Unendlichkeit.
Jimmy Robert bedient sich unterschiedlichster künstlerischer Ausdrucksformen, wie der Collage, Fotografie, Performance, Zeichnung, skulpturale Objekte und Film. Dabei entsteht ein Dialog, in dem die Instabilität von Abbildern und Repräsentationen thematisiert wird. "Die Relation zum eigenen Körper wird dabei von Jimmy Robert als Konstante gesetzt, von der aus er die Analyse der Dinge im Raum zwischen ihrer Materialität und ihrer ideellen Dimension betreibt." (Melanie Bono). Zentral in Jimmy Roberts Werk ist dabei die fragile Materialität von Papier. Collagen werden fotografiert, die vorherige Dreidimensionalität zu einer Fläche verschmolzen. Die Flächigkeit der figürlichen Fotografien wird wiederum aufgelöst durch ihre teilweise Verwandlung zu gefalteten, gerollten oder im Raum liegenden Objekten.
Katja Strunz ́Skulpturen und Papierarbeiten entstehen im Werkprozess der Collage. Gefundene materielle Objekte und immaterielle Vorstellungen werden durch Um- und Verkehrungen, durch Faltungen und Re-Arrangements von ihrer ursprünglichen Bedeutung gelöst und abstrahiert. Die Re-orchestrierung dieser Fragmente vergangener Wirklichkeiten erzeugt eine analytische und zugleich poetische Wahrnehmung von Raum, Zeit und Bewegung. Die Existenz eines "Vorhers" und "Nachers" wird in den Objekten strukturell wahrnehmbar. Gleichzeitig wird die subjektive Aufmerksamkeit für die aktuelle Situation gesteigert, die sich in Katja
Strunz ́Objekten konkretisiert. Die Wirkung ihrer Arbeiten erinnert an Echos, deren episodenartiger Hall die räumliche und zeitliche Entfernung zu einem Ort verdeutlicht.
Wolfgang Tillmans Fotografien sind von Offenheit geprägt, sowohl den Blick auf die sichtbare Welt betreffend, als auch den Blick in die spezifischen Eigenschaften des Mediums Fotografie an sich. Während in den 1990er Jahren seine Portraits und Stillleben die kulturelle und soziale Identität seiner konkreten Umgebung reflektierten und durch All-Over-Wandinstallationen die Gleichwertigkeit verschiedener Motive thematisierten, loten seine aktuellen Arbeiten der letzten Jahre die abstrakten Möglichkeiten der Fotogafie aus. Bereits in der frühen Arbeit „Picture of something I was making“ von 1996 dekonstruiert der Bildausschnitt das ursprüngliche Objekt zu einer abstrakten Komposition und trägt durch die Überklebungen durchbrochenen Schriftzüge to/tu/aimes/sources/de/vie Elemente Konkreter Poesie.
Jennifer Wests großformatige Filmprojektionen erzeugen im Raum ein abstraktes, farbintensives „All-over“. In Referenz zu strukturalistischen und prozessorientierten Tendenzen wie Jackson Pollock, Michael Snow oder Stan Brakhage führt Jennifer West den Betrachter in eine archäologische Reise des Mediums Film. Teils belichtetes, teils unbelichtetes 16mm oder 35mm Filmmaterial wird jeweils nach einem „alchimistischen Rezept“ performativ bearbeitet. Das Filmmaterial ihrer Arbeit „Idyllwild Campfire Smell Film“ hat Jennifer West einer Prozedur aus Spirituosen wie Gin, Bier oder Naturalien wie geröstete Marshmellows oder Insektenspray unterzogen. In dem farbintensiven Farbräumen flimmern gleichzeitig immer wieder die zuvor aufgenommen Szenen einer Gruppe von Menschen auf, die um ein Feuer steht. Die Verbindung der zuvor aufgenommen Realität mit der späteren Prozedur bildet eine Passage zu einer völlig neuen Wahrnehmungsebene.
Barbara Kasten (1936, USA) zeigte u.a. Einzelausstellungen bei Almine Rech Galerie, Paris (2010), Art Museum, University of Memphis,USA (2002); Ihre Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen vertreten wie dem Metropolitan Museum, New York, J. Paul Getty Museum Los Angeles, USA und Museum of Modern Art, Lodz, PL.
Allan McCollum (1944, USA) zeigte u.a. Einzelausstellungen bei Clifford Gallery, Colgate University, Hamilton, New York (2010), Friedrich Petzel Gallery, New York (2009), Luciana Brito Galeria, Sao Paulp, Brasilien (2009), Galerie Thomas Schulte, Berlin (2009), Studio Guenzani, Milan (2008), Musée d ́Art Moderne et Contemporain, Genf ( 2006).
Jimmy Robert (1979, Frankreich) zeigte u.a. Einzelausstellungen im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden (2009) und im Aachner Kunstverein (2008), FRAC lle-de-Frac & CAC Bretigny, Miscadanses, Paris (2009). 2010 wurde er auf der Art Basel mit einem Art Feature von Galerie Diana Stigter präsentiert.
Katja Strunz (1970, Deutschland) zeigte u.a. Einzelausstellung im Camden Arts Centre, London (2009), Contemporary Fine Arts Berlin (2009), Almine Rech Galerie Paris (2007) und Museum Haus Esters, Krefeld (2006). Aktuell zeigt sie ihre Einzelausstellung im Saarlandmuseum, Saarbrücken.
Wolfgang Tillmans (1968, Deutschland) zeigte u.a. Einzelausstellung im Hamburger Bahnhof, Berlin (2008), Museum Kunstpalast, Düsseldorf (2008), Tate Britain (2008), Kestner-Gesellschaft-Hannover (2008). Aktuell findet seine Ausstellung in der Serpentine Gallery London statt.
Jennifer West (California, USA) zeigte u.a. Einzelausstellung im Nürnberger Kunstverein (2010), Contemporary Arts Museum, Houston, USA (2010), ArtStatements/ArtBasel, Vilma Gold Gallery (2008), Marc Foxx Gallery, L.A. (2007). Aktuell zeigt sie in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main.