2 aus ... Erfurt: Thomas Nicolai | Carsten Weitzmann
07 Jun - 26 Jul 2009
© Thomas Nicolai
"Daisy.World",
Medienfassade/pneumatischer Blumenkopf, Konstruktionszeichnung, 2007
"Daisy.World",
Medienfassade/pneumatischer Blumenkopf, Konstruktionszeichnung, 2007
2 AUS ... ERFURT: THOMAS NICOLAI | CARSTEN WEITZMANN
7. Juni bis 26. Juli 2009
Eröffnung: Samstag, 6. Juni 2009, 19 Uhr
Kurator: Bernhard Balkenhol
Bei der Ausstellungsreihe: "2 aus ...“ des Kasseler Kunstvereins wird jedem Vorstandsmitglied einmal die Möglichkeit geboten, sich eine Stadt in Deutschland auszusuchen, in der dieser nach zwei Künstler recherchiert, die er in einer Ausstellung zusammenführt. Bisherige "Paare" waren: Stefan Demary/Wolfgang Spanier aus Düsseldorf (2003), Frank Kästner/Dierk Schmidt aus Berlin (2004), Christine Rusche/Georg Winter aus Stuttgart (2005), und jüngst Sebastian Hempel/Stefan Lenke aus Dresden. Jetzt hat Bernhard Balkenhol "2 aus Erfurt“ geholt: Thomas Nicolai und Carsten Weitzmann.
Thomas Nicolai beschäftigt sich mit naturwissenschaftlichen, technischen und kommunikativen Systemen. Er greift sich Phänomene heraus, die repräsentativ für eine wissenschaftliche Erklärung von Welt stehen. Zwischen Ordnung und Chaos, Wissenschaft und Mythos sucht er die Zwischenebenen, gesetzmäßige Kräfte, die als "Transmitter zwischen dem irdischen und sphärischen Raum" dienen. So baut er wie ein Ingenieur Modelle, fertigt technische und wissenschaftliche Zeichnungen an, baut Installationen, die wie physikalische Versuchsanordnungen aussehen. So arbeitet Thomas Nicolai gerade an einer völlig neuen Art von Medienfassaden.
Seine Idee: Informationen, beispielsweise aus dem Inneren eines Gebäudes oder aus der Außenwelt, werden über eine Software als pneumatische Impulse in ein Schlauchsystem gegeben, das an den Enden mit aufblasbaren Gummis (gewächsartige Formen, Blumen, oder ähnliches) versehen ist. So entstehen an Gebäudefassaden biotopartig sich entwickelnde und immer wieder sich verändernde "lebendige Bilder“ gesellschaftlicher Strukturen.
Carsten Weitzmann dagegen ist ein Erzähler. Aus der Erfahrung mit dem System der DDR, beschäftigen ihn gesellschaftspolitische und philosophische Gesetzmäßigkeiten. Ähnlich den naturwissenschaftlichen Parametern sieht er dort "Stellvertreterfiguren“ am Werk, sein "Personal“, wie er es nennt, die ihre je (historisch) eigenen, ideologischen (bildwörtlichen) Systeme generieren. In seinen figürlich szenischen Bildern gibt es den "Globalisten“, den "jungen" und den "etablierten Philosoph", den "Hausmeister Gottes“, den "Freund der Schwerkraft“ und den "Forschungsreisenden“. Jede der 20 Figuren ist deutlich ironisch bis absurd gebrochen, so wie "Rotkäppchens Tochter“, die die Ohren des Wolfes auf dem Kopf trägt, oder "die Kontrollmäuse“, Micky Mäuse, deren Kopf aus nur einem Auge besteht. Und die Szenen sind es nicht weniger, ein Wald illustrativ gebrochener poetisch surrealer Erzählungen, in denen Medienbilder genauso wie historische Bildmotive das Unterholz bilden.
So unterschiedlich die beiden Künstler auch sind, für die Ausstellung im Kasseler Kunstverein haben sie sich zusammengetan, eine Art gemeinsames Wissenschaftskabinett aufzubauen. Bewusst beziehen sie sich dabei auf die Geschichte des Fridericianums, das als erstes öffentliches Museum in Europa gebaut wurde, um die Wunderkammer, die Bibliothek und die Kunstsammlungen des Kurfürsten Friedrich II., zu fassen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Jede der ausstellenden Künstler hat eine Edition exklusiv für den Kunstverein entworfen, die Sie käuflich zum Preis von jeweils 90 Euro (inkl. 7% MwSt., ohne Rahmen) erwerben können.
7. Juni bis 26. Juli 2009
Eröffnung: Samstag, 6. Juni 2009, 19 Uhr
Kurator: Bernhard Balkenhol
Bei der Ausstellungsreihe: "2 aus ...“ des Kasseler Kunstvereins wird jedem Vorstandsmitglied einmal die Möglichkeit geboten, sich eine Stadt in Deutschland auszusuchen, in der dieser nach zwei Künstler recherchiert, die er in einer Ausstellung zusammenführt. Bisherige "Paare" waren: Stefan Demary/Wolfgang Spanier aus Düsseldorf (2003), Frank Kästner/Dierk Schmidt aus Berlin (2004), Christine Rusche/Georg Winter aus Stuttgart (2005), und jüngst Sebastian Hempel/Stefan Lenke aus Dresden. Jetzt hat Bernhard Balkenhol "2 aus Erfurt“ geholt: Thomas Nicolai und Carsten Weitzmann.
Thomas Nicolai beschäftigt sich mit naturwissenschaftlichen, technischen und kommunikativen Systemen. Er greift sich Phänomene heraus, die repräsentativ für eine wissenschaftliche Erklärung von Welt stehen. Zwischen Ordnung und Chaos, Wissenschaft und Mythos sucht er die Zwischenebenen, gesetzmäßige Kräfte, die als "Transmitter zwischen dem irdischen und sphärischen Raum" dienen. So baut er wie ein Ingenieur Modelle, fertigt technische und wissenschaftliche Zeichnungen an, baut Installationen, die wie physikalische Versuchsanordnungen aussehen. So arbeitet Thomas Nicolai gerade an einer völlig neuen Art von Medienfassaden.
Seine Idee: Informationen, beispielsweise aus dem Inneren eines Gebäudes oder aus der Außenwelt, werden über eine Software als pneumatische Impulse in ein Schlauchsystem gegeben, das an den Enden mit aufblasbaren Gummis (gewächsartige Formen, Blumen, oder ähnliches) versehen ist. So entstehen an Gebäudefassaden biotopartig sich entwickelnde und immer wieder sich verändernde "lebendige Bilder“ gesellschaftlicher Strukturen.
Carsten Weitzmann dagegen ist ein Erzähler. Aus der Erfahrung mit dem System der DDR, beschäftigen ihn gesellschaftspolitische und philosophische Gesetzmäßigkeiten. Ähnlich den naturwissenschaftlichen Parametern sieht er dort "Stellvertreterfiguren“ am Werk, sein "Personal“, wie er es nennt, die ihre je (historisch) eigenen, ideologischen (bildwörtlichen) Systeme generieren. In seinen figürlich szenischen Bildern gibt es den "Globalisten“, den "jungen" und den "etablierten Philosoph", den "Hausmeister Gottes“, den "Freund der Schwerkraft“ und den "Forschungsreisenden“. Jede der 20 Figuren ist deutlich ironisch bis absurd gebrochen, so wie "Rotkäppchens Tochter“, die die Ohren des Wolfes auf dem Kopf trägt, oder "die Kontrollmäuse“, Micky Mäuse, deren Kopf aus nur einem Auge besteht. Und die Szenen sind es nicht weniger, ein Wald illustrativ gebrochener poetisch surrealer Erzählungen, in denen Medienbilder genauso wie historische Bildmotive das Unterholz bilden.
So unterschiedlich die beiden Künstler auch sind, für die Ausstellung im Kasseler Kunstverein haben sie sich zusammengetan, eine Art gemeinsames Wissenschaftskabinett aufzubauen. Bewusst beziehen sie sich dabei auf die Geschichte des Fridericianums, das als erstes öffentliches Museum in Europa gebaut wurde, um die Wunderkammer, die Bibliothek und die Kunstsammlungen des Kurfürsten Friedrich II., zu fassen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Jede der ausstellenden Künstler hat eine Edition exklusiv für den Kunstverein entworfen, die Sie käuflich zum Preis von jeweils 90 Euro (inkl. 7% MwSt., ohne Rahmen) erwerben können.