Kasseler Kunstverein

Slawomir Elsner / Martin Werthmann

17 Dec 2010 - 27 Feb 2011

SLAWOMIR ELSNER / MARTIN WERTHMANN
undoubtedly/unzweifelhaft
17 December, 2010 - 27 February,.2011

Zum Abschluss der Veranstaltungen zu 175 Jahre Kasseler Kunstverein in diesem Jahr und als erstes Ausstellungsprojekt des neuen Jahres zeigt der Kasseler Kunstverein Arbeiten von Slawomir Elsner und Martin Werthmann. Kurator Bernhard Balkenhol hat die beiden jungen Künstler einander vorgestellt und lässt sie einen spannenden Dialog führen.

Slawomir Elsner, in Polen geboren, hat an der Kunsthochschule Kassel bei Norbert Radermacher studiert; er lebt und arbeitet in Berlin. Martin Werthmann, in Kassel aufgewachsen, ging nach seinem Abitur an die Hochschule für Bildende Künste Hamburg, um u.a. bei Andreas Slominski , Fatih Akin und Daniel Richter zu studieren; er lebt und arbeitet in Berlin und Hamburg.

Der Titel der Ausstellung „undoubtedly/unzweifelhaft“ lässt auf Selbstsicherheit und Realismus schließen, der ganz dem Tatsächlichen verpflichtet ist. Greifbar sicher sind allerdings nur die Gegenstände und Zustände, die die beiden benennen und beschreiben. Martin Werthmanns Skulptur „Das tote Leitschaf“ oder „Flucht + Rettungsplan“, der riesige Grundriss eines Theaters als Holzschnitt, der weder Ein- noch Ausgänge kennt, machen stutzig. Hier geht es vielleicht eher um Hinterlassenschaften, die „unzweifelhaft“ hingenommen werden müssen. „Der Schreibtisch“ ist leer, einige Verantwortlichen haben ihre Daumen nur als Stempel hinterlassen. Das „Schachbrett“, an Fläche und Figuren vervielfacht, ist nicht mehr bespielbar – es sei denn, man findet oder erfindet neue Hierarchien und Regeln.

Den Bildhauer Werthmann flankiert Slawomir Elsner mit großformatigen Farbstiftzeichnungen.

Die Serie „Windows on the World“ basiert auf Fotografien (s)einer (Geburtstags-) Party im 107.Stockwerk der Twin Towers von New York, kurz bevor sie zerstört wurden. Die Zettel mit den Namen der Vermissten allerding, die nach der Katastrophe die Schaufenster füllten, sind leer und erscheinen so wie ein Kommentar zum Konstruktivismus. In den Zeichnungen „Stills“ greift Elsner die berühmte gleichnamige Serie von Cindy Sherman auf, löscht aber die Künstlerin aus den Bildern und spult den Film vor oder zurück.

Dabei geht es Elsner nicht nur um Tatorte sondern auch um den Künstler als Autor und die Rolle der Kunst. In der Fotoserie „Slawomir Elsner“ hat er sich unter verschiedene Berufsgruppen gemischt, ist Gärtner, Taxifahrer, Verkäufer in einem türkischen Laden, Weinhändler oder Polizist. So „unzweifelhaft“ das Rollenspiel aufgeht, so fragwürdig wird es.

Martin Werthmanns Labor-Setting, das durch alle seine Arbeiten in der Ausstellung gebildet wird, findet seinen Höhepunkt in einer aufwendigen chemisch-mechanischen Versuchsanordnung, die im Kunstverein aufgebaut ist. Dort wird sein Atem in einen Diamant verwandelt. Wohin führen also all die Systeme? Kann man sich auf die losen Cluster verlassen, zu denen sie durch die Aufhebung ihrer Begründungen werden? Und was produzieren sie dann?
 

Tags: Slawomir Elsner, Norbert Radermacher, Daniel Richter, Cindy Sherman, Andreas Slominski