Hanne Darboven
23 Nov 2009 - 28 Feb 2010
HANNE DARBOVEN
"Der Sand"
23. November 2009 bis 28. Februar 2010
Hanne Darboven (1941-2009) gehört zu den einflussreichsten Künstlerinnen der letzten Jahre. 1966 ging Darboven für zwei Jahre nach New York, wo sie Kontakt mit den führenden Künstlern der damals noch neuen, so genannten Conceptual und Minimal Art - u.a. Sol LeWitt und Carl Andre - aufnahm. Hier begann sie ihre Serie der "Konstruktionen", deren systematische Grundstruktur ihr gesamtes Oeuvre bestimmen sollte. "Der Sand" ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in der Kewenig Galerie seit ihrem Tod im Frühjahr 2009.
"Der Sand" umfasst auf 456 Planpapierblättern im Format A4 den Zeitraum des Jahres 1979. Auf den Blättern findet man abgeschriebene Texte aus den verschiedensten Quellen wie beispielsweise George Sands "la Mare au Diable", der Brockhaus-Enzyklopädie, Lieder von Karl Valentin und Marlene Dietrich oder "Der Spiegel". Andere Blätter sind mit schwungvollen Linien gefüllt, die an Handschrift erinnern aber völlig inhaltslos sind, ohne Sinn und Syntax. Solche "Schriftzüge" symbolisieren ausschließlich einen zeitlichen Prozess. Wie in allen Werken von Darboven spielt also die Schrift auch in "Der Sand" eine doppelte Rolle, nämlich als eigenständige, lesbare Abschrift eines realen Textes sowie als Handschrift an sich, d.h. das abstrakt-konzeptuelle Resultat einer einfachen, rhythmischen Handbewegung. Das Abschrieben setzt natürlich voraus, dass der Text von der Künstlerin gelesen wurde, eine Handlung, die auf eine weitere Dimension in Bezug auf Zeit und das Vergehen der Zeit hinweist.
Der Titel der Arbeit weist auf die Autobiographie der Künstlerin, die im Hamburger Stadtteil Harburg aufwuchs, hin. Als Kind lebte Darboven einige Jahre mit ihren Eltern am "Sand". Der Platz war Standort des 1895 gegründeten "Colonialwaaren- und Conserven-Geschäfts mit Dampf-Kafferösterei" ihres Großvaters J.W. Darboven. Die Arbeit beginnt mit einer Erforschung des Wortes "Sand". Die Künstlerin schreibt aus dem Brockhaus sämtliche Artikel zum Stichwort "Sand" ab: George Sand, Sandkasten, Sandmann, Sanduhr etc. Von Sand wechselt Darboven zum Stichwort "Chronos" und durch eine Art freie Assoziation kommt sie auf die Stichwörter Chronologie, Schrift und Hiroshima, was sie dann zu Interviews und Texten zu politischen Ereignissen im Magazin "Der Spiegel" führt.
"Der Sand"
23. November 2009 bis 28. Februar 2010
Hanne Darboven (1941-2009) gehört zu den einflussreichsten Künstlerinnen der letzten Jahre. 1966 ging Darboven für zwei Jahre nach New York, wo sie Kontakt mit den führenden Künstlern der damals noch neuen, so genannten Conceptual und Minimal Art - u.a. Sol LeWitt und Carl Andre - aufnahm. Hier begann sie ihre Serie der "Konstruktionen", deren systematische Grundstruktur ihr gesamtes Oeuvre bestimmen sollte. "Der Sand" ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in der Kewenig Galerie seit ihrem Tod im Frühjahr 2009.
"Der Sand" umfasst auf 456 Planpapierblättern im Format A4 den Zeitraum des Jahres 1979. Auf den Blättern findet man abgeschriebene Texte aus den verschiedensten Quellen wie beispielsweise George Sands "la Mare au Diable", der Brockhaus-Enzyklopädie, Lieder von Karl Valentin und Marlene Dietrich oder "Der Spiegel". Andere Blätter sind mit schwungvollen Linien gefüllt, die an Handschrift erinnern aber völlig inhaltslos sind, ohne Sinn und Syntax. Solche "Schriftzüge" symbolisieren ausschließlich einen zeitlichen Prozess. Wie in allen Werken von Darboven spielt also die Schrift auch in "Der Sand" eine doppelte Rolle, nämlich als eigenständige, lesbare Abschrift eines realen Textes sowie als Handschrift an sich, d.h. das abstrakt-konzeptuelle Resultat einer einfachen, rhythmischen Handbewegung. Das Abschrieben setzt natürlich voraus, dass der Text von der Künstlerin gelesen wurde, eine Handlung, die auf eine weitere Dimension in Bezug auf Zeit und das Vergehen der Zeit hinweist.
Der Titel der Arbeit weist auf die Autobiographie der Künstlerin, die im Hamburger Stadtteil Harburg aufwuchs, hin. Als Kind lebte Darboven einige Jahre mit ihren Eltern am "Sand". Der Platz war Standort des 1895 gegründeten "Colonialwaaren- und Conserven-Geschäfts mit Dampf-Kafferösterei" ihres Großvaters J.W. Darboven. Die Arbeit beginnt mit einer Erforschung des Wortes "Sand". Die Künstlerin schreibt aus dem Brockhaus sämtliche Artikel zum Stichwort "Sand" ab: George Sand, Sandkasten, Sandmann, Sanduhr etc. Von Sand wechselt Darboven zum Stichwort "Chronos" und durch eine Art freie Assoziation kommt sie auf die Stichwörter Chronologie, Schrift und Hiroshima, was sie dann zu Interviews und Texten zu politischen Ereignissen im Magazin "Der Spiegel" führt.