Peggy Buth
23 Apr - 05 Jun 2009
PEGGY BUTH
"Desire in Representation"
Übersetzung ins Undeutliche I-V
III/V Übersetzung ins Undeutliche
23. April bis 6. Juni 2009
Künstlergespräch mit mit Astrid Wege
Peggy Buth analysiert Zeichensysteme, speziell solche, die der Einschreibung von Machtverhältnissen dienen und denen das Begehren nach Repräsentation innerhalb einer hegemonialen Geschichtsschreibung zugrunde liegt. Sie beschäftigt sich in unterschiedlichen Medien wie Installation, Fotografie, Malerei und Plastik mit den Strukturen von Wissensvermittlung, die jeweils eine vorgegebene Lesart implizieren und damit das dokumentarische, vorgeblich objektive Material immer schon interpretieren und meist im jeweils eigenen Interesse vereinnahmen.
Jede Sammlung von Zeugnissen strukturiert diese in einer bestimmten Weise, jede Bildfindung und jede Art der Vermessung, Einordnung und Strukturierung gibt die Perspektive desjenigen wieder, der sie vornimmt und damit seine Interpretation manifestiert. Im Sinne Michel Foucaults Analyse von Herrschaftstechniken widmet sich Peggy Buth der Untersuchung „Wer spricht?“ und hinterfragt in manchmal mimikryartiger Wiederholung des Vorgefundenen dessen Geltungsanspruch. Sie zitiert das Formenvokabular, die Symbolsprache, die ausgesprochenen oder unausgesprochenen Codes, bzw. Subtexte aus Militär, Wissenschaft, Politik, Agitation, Soziologie und auch dem Kunstbetrieb selbst und deren teils deformierende, mal subtilere, mal aggressivere Aneignungsweisen. Die Künstlerin dechiffriert die Konstruktion von Rollenzuschreibungen, Verhaltensregeln und Herrschaftsgefügen und macht deren Kontingenz sichtbar.
Die Installation von Peggy Buth im kjubh als Imitation einer musealen Anordnung ist ein erstes Versatzstück ihrer Einzelausstellung im Württembergischen Kunstverein Stuttgart im September 2009.
Sie rekurriert auf ihre Beschäftigung mit der spezifischen Form von Informationsvermittlung in Museen. Während ihres Aufenthaltes in Los Angeles im Frühjahr 2009 hat sich Peggy Buth mit dem ältesten Museum der Stadt, dem Southwest Museum of the American Indian befasst.
Besonders solche historischen und ethnologischen Museen sind in den letzten Jahren im Kontext der Postcolonial Studies und des Reflexive Turn in der Museumstheorie zunehmend in ihrem Selbstverständnis diskutiert worden und in den Blick öffentlicher Kritik geraten.
Exemplarisch hat die Künstlerin dieses Thema bereits 2008 in Fotografien aus dem Königlichen Museum für Zentralafrika in Tervuren/Belgien reflektiert, das sich im Umbaumaßnahmen befand, die zuvor dominierende postkolonial geprägte Präsentationsformen brechen sollten.
Anlässlich der Ausstellung im kjubh wird auch das daraus hervorgegangene zweiteilige Künstlerbuch "Desire in Representation" aus 2008 präsentiert: Ein Fotobuch mit umfangreichem Index aus dem Museum und eine Nacherzählung der 1873 erschienenen semifiktiven Novelle "My Kalulu, Prince, King and Slave" des Afrikaforschers und Journalisten Henry Morton Stanley. In beiden Publikationen spiegelt sich eine unterschiedliche Aneignung des Fremden im Kolonialismus, oszillierend zwischen der Faszination des Exotischen und dessen wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Vereinnahmung.
Peggy Buth ist 1971 geboren, sie lebt und arbeitet in Berlin und hat ihr Studium an der HGB Leipzig bei Astrid Klein und dem Fine Art Department Saint Martins College, London im Jahr 2002 abgeschlossen. Sie hat an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und, neben dem o. g. Stipendium an der Villa Aurora in L.A., das Arbeitstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und ein Stipendium der Jan van Eyck Academie in Maastricht erhalten. Die Künstlerin wird von der Galerie KLEMM’S in Berlin vertreten.
"Desire in Representation"
Übersetzung ins Undeutliche I-V
III/V Übersetzung ins Undeutliche
23. April bis 6. Juni 2009
Künstlergespräch mit mit Astrid Wege
Peggy Buth analysiert Zeichensysteme, speziell solche, die der Einschreibung von Machtverhältnissen dienen und denen das Begehren nach Repräsentation innerhalb einer hegemonialen Geschichtsschreibung zugrunde liegt. Sie beschäftigt sich in unterschiedlichen Medien wie Installation, Fotografie, Malerei und Plastik mit den Strukturen von Wissensvermittlung, die jeweils eine vorgegebene Lesart implizieren und damit das dokumentarische, vorgeblich objektive Material immer schon interpretieren und meist im jeweils eigenen Interesse vereinnahmen.
Jede Sammlung von Zeugnissen strukturiert diese in einer bestimmten Weise, jede Bildfindung und jede Art der Vermessung, Einordnung und Strukturierung gibt die Perspektive desjenigen wieder, der sie vornimmt und damit seine Interpretation manifestiert. Im Sinne Michel Foucaults Analyse von Herrschaftstechniken widmet sich Peggy Buth der Untersuchung „Wer spricht?“ und hinterfragt in manchmal mimikryartiger Wiederholung des Vorgefundenen dessen Geltungsanspruch. Sie zitiert das Formenvokabular, die Symbolsprache, die ausgesprochenen oder unausgesprochenen Codes, bzw. Subtexte aus Militär, Wissenschaft, Politik, Agitation, Soziologie und auch dem Kunstbetrieb selbst und deren teils deformierende, mal subtilere, mal aggressivere Aneignungsweisen. Die Künstlerin dechiffriert die Konstruktion von Rollenzuschreibungen, Verhaltensregeln und Herrschaftsgefügen und macht deren Kontingenz sichtbar.
Die Installation von Peggy Buth im kjubh als Imitation einer musealen Anordnung ist ein erstes Versatzstück ihrer Einzelausstellung im Württembergischen Kunstverein Stuttgart im September 2009.
Sie rekurriert auf ihre Beschäftigung mit der spezifischen Form von Informationsvermittlung in Museen. Während ihres Aufenthaltes in Los Angeles im Frühjahr 2009 hat sich Peggy Buth mit dem ältesten Museum der Stadt, dem Southwest Museum of the American Indian befasst.
Besonders solche historischen und ethnologischen Museen sind in den letzten Jahren im Kontext der Postcolonial Studies und des Reflexive Turn in der Museumstheorie zunehmend in ihrem Selbstverständnis diskutiert worden und in den Blick öffentlicher Kritik geraten.
Exemplarisch hat die Künstlerin dieses Thema bereits 2008 in Fotografien aus dem Königlichen Museum für Zentralafrika in Tervuren/Belgien reflektiert, das sich im Umbaumaßnahmen befand, die zuvor dominierende postkolonial geprägte Präsentationsformen brechen sollten.
Anlässlich der Ausstellung im kjubh wird auch das daraus hervorgegangene zweiteilige Künstlerbuch "Desire in Representation" aus 2008 präsentiert: Ein Fotobuch mit umfangreichem Index aus dem Museum und eine Nacherzählung der 1873 erschienenen semifiktiven Novelle "My Kalulu, Prince, King and Slave" des Afrikaforschers und Journalisten Henry Morton Stanley. In beiden Publikationen spiegelt sich eine unterschiedliche Aneignung des Fremden im Kolonialismus, oszillierend zwischen der Faszination des Exotischen und dessen wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Vereinnahmung.
Peggy Buth ist 1971 geboren, sie lebt und arbeitet in Berlin und hat ihr Studium an der HGB Leipzig bei Astrid Klein und dem Fine Art Department Saint Martins College, London im Jahr 2002 abgeschlossen. Sie hat an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und, neben dem o. g. Stipendium an der Villa Aurora in L.A., das Arbeitstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und ein Stipendium der Jan van Eyck Academie in Maastricht erhalten. Die Künstlerin wird von der Galerie KLEMM’S in Berlin vertreten.