Krinzinger

Anja Ronacher

29 Oct - 14 Nov 2014

© Anja Ronacher
Untitled, 2014,2014
Selenium toned gelatine silver print
ANJA RONACHER
Stimme
29 Oktober – 14 November 2014

Zur Ausstellung spricht Peter Weiermair
Anja Ronacher ist bei der Eröffnung anwesend.

Eine Ausstellung im Rahmen von eyes on – Monat der Fotografie

Die Stimme ist, so wie der Tod, in ihrer Negativität begründet, sie liegt außerhalb und vor der Sprache(Agamben). Ähnliches gilt für die Fotografie, die ebenfalls im Negativ begründet liegt. Dieser Analogie folgend, werden die abgebildeten Dinge der Menschheit, die Ronacher in Museen in Italien und Berlin aufgenommen hat, auf ihren symbolischen Gehalt, auf die sakrale Funktion (Masken für den Totenkult, Schmerzensmänner, Grabbeigaben), auf das dem Nichts Zugewandten - Phantasma der Transzendenz - hin untersucht. Anja Ronachers Fotografien von Objekten sind erfüllt von Dunkelheit. Die Stimme als das was vor und außerhalb der Sprache liegt, verweist auf das in der Dunkelheit liegende. Hier sind Ronachers Fotografien angesiedelt, am dunklen Grund (ozeanische Leere), denn “das Klare fällt unaufhörlich ins Dunkle” (Deleuze). In den Bildern ist es das die Dinge umgebende Schwarz (und blau: Farbe der Transzendenz; (“jenseits von Himmel und Meer, in einem Raum, nicht des Seins,” Ramin Schor), das von keinem Bild gefilterte, das heißt ohne Negativ zwischen Lichtquelle und Papier, bloßes Licht. In einer Umkehrbewegung verwandelt der analoge fotografische Prozess Licht in Dunkelheit. Die Funktion der Dinge in den Bildern ist eine symbolische - in der Qualität als (archaische) Symbole, können sie gelesen werden. Die Dinge selbst kommen vor dem Bild, das Bild wird so der Ort des Verlustes und der Forderung: eine Forderung des Magischen und des Unzeitgemäßen.(Severin Dünser)

Die Kunst muss in ihre Beziehung zur Angst gesetzt werden, sagt Anja Ronacher und beruft sich auf Georges Bataille: „Ich glaube, dass wir, wenn wir der Bewegung, die uns dazu treibt, eine Welt ohne Angst zu wollen, bis zum Schluss folgen, nur eine irgendwie erkaltete, der menschlichen Wärme beraubte Welt hervorbringen können“ 1 . Das Motiv des Kreisens um das Grundlose, die Leere, die die Abwesenheit eines Höheren markiert, formt diese Fotografien. Sie weisen auf den “Blick des Nichts auf uns” (Blanchot).

“Das Bild, fähig, das Nichts zu verneinen, ist auch der Blick des Nichts auf uns. (...) Es ist der Spalt, der Fleck dieser schwarzen Sonne, Zerrissenheit, die uns unter dem Schein des blendenden Glanzes das Negativ der unerschöpflichen negativen Tiefe gibt. Daher scheint das Bild so tief und so leer. (...)” 2

Anja Ronacher, 1979 in Salzburg geboren, lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Fotografie am Royal College of Art in London und an der Estnischen Kunstakademie in Tallinn, sowie Bühnenbild an der Angewandten in Wien. Ihre Arbeiten waren u.a. zuletzt zu sehen bei Ve.sch Wien (2014), 21er Haus Wien (2013, 2012) Beers Lambert Contemporary, London (2012), im Museum der Moderne Salzburg (2010), im Salzburger Kunstverein (2010) und im Fotohof Salzburg (2009).

1. Bataille, Georges: Die Aufgaben des Geistes, Matheis & Seitz, Berlin 2012
2. Blanchot, Maurice: Das Museum, die Kunst und die Zeit, In: Die Freundschaft, Matthes & Seitz, Berlin, 2010 Agamben, Giorgio: Language and Death, The place of Negativity, University of Minnesota, Minneapolis, London Deleuze, Gilles: Die Falte. Leibnitz und der Barock, Suhrkamp, 1988
 

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