Terry Fox, Zenita Komad, Rosmarie Lukasser
30 Jan - 28 Feb 2013
TERRY FOX, ZENITA KOMAD, ROSMARIE LUKASSER
30. Jänner bis 28. Februar 2013
ZENITA KOMAD. TIME TO CHANGE THE RECORD
ROSMARIE LUKASSER. ANNÄHERUNGEN AN .... „BIN IM NETZ i 1.0“
TERRY FOX. SELECTED WORKS
Die Galerie Krinzinger zeigt drei Ausstellungen in den Räumen der Seilerstätte.
Der linke Seitenflügel ist dem wichtigen und frühen Performance-Künstler Terry Fox (1943-2008), den Ursula Krinzinger Ende der 70er Jahre nach Wien brachte, eingeräumt. Er enthält Dokumente, Manuskripte, Montagen von Zeichnungen und Musikinstrumenten, sowie ein Video, welches eine wichtige Aufführung dokumentiert. Der vor allem in Kalifornien und später auch mit Joseph Beuys in Europa arbeitende Fox gehört zu den bedeutenden Künstlern der Westcoast, die im Programm der Galerie seit jeher eine wichtige Rolle spielen. Terry Fox hat 1968 die radikale Entscheidung getroffen, die Malerei aufzugeben. Kunst, so stellte der Künstler fest, sei weniger eine Produktion von Objekten, als eine Generation von Gedanken, die zur Erweiterung des menschlichen Bewusstseins führten - nur begrenzt ist diese Kunst an Objekte gebunden. Der Raum, in dem er agiert, ist ein Erlebnisraum. Terry Fox, Zeit seines Lebens schwer krank und Gegenstand zahlreicher operativer Eingriffe, hat die Öffnung seines Körpers miterlebt. Er wollte öffentliches Theater machen und hat mit Musik, einer ganz elementaren Musik, gearbeitet. Fox hat sich in einer späteren Phase seines Werks mit dem Thema des Labyrinths befasst. Ausgehend vom Labyrinth von Chartres versteht Terry Fox das Labyrinth als Metapher des Lebens.
Den rechten Flügel bespielt die junge Künstlerin Zenita Komad (geb. 1980), die eine Installation mit einer dichten Galerie von Arbeiten auf Papier im zentralen Raum in Art einer Kapelle schuf, in der sich die roten Fäden der Installation zu einem bedeutungsvollen Zeichen vereinen. Symbole, Gleichnisse, visuelle Metaphern sind für Komad wichtig. Gegen den Archaiker Fox, der durchaus auch elementare Fragen der Existenz in seiner Arbeit berührt, ist die Existentialistin Komad allemal narrativer, bunter, witziger. Die Künstlerin schlägt einen überraschend ungewohnten, charismatischen Ton an, der vor allem in ihren Textcollagen und Montagen deutlich wird. Ihre Texte laden dazu ein, die Welt– und Lebensanschauungen der Künstlerin zu deuten. Von der Sprache der Taubstummen in Form abgegossener Handhaltungen über die Sprache der Kartografie und die der symbolischen Zeichen (Bündelung der Stricke) bis hin zu einer Fülle von Bildzitaten und typografischen, semantisch- semiotischen Lösungen tobt sich das „barocke Talent“ Zenita Komad aus. Sie zieht ihre roten Fäden von den unterschiedlichen geografischen Punkten einer Welthandelskarte der Zwischenkriegszeit durch eine Mauer und bündelt sie, um sie dann zu einem vielbedeutenden Zeichen in die Höhe zu ziehen. Der babylonischen Sprachverwirrung und der ungerechten Verteilung von reichen und armen Ländern setzt sie die Utopie eines harmonischen Zusammenlebens entgegen.
Im Erdgeschoss, in der Parterre-Galerie, hat sich die fast gleichaltrige Osttirolerin Rosmarie Lukasser (geb. 1981) eingerichtet, die jedoch ganz anders als Zenita Komad arbeitet und den Eingangsraum wie ein Laboratorium benutzt: der Betrachter setzt das Licht in Kraft, welchem sie eine zentrale Bedeutung einräumt. Im Hauptraum platziert sie die mit Gips- und Metallstruktur angedeutete Figur eines Zeitgenossen mit Händen, in deren Mitte ein Licht leuchtet. Die räumlichen Beschränkungen so wie die Tatsache, dass der Betrachter involviert ist, indem er das Licht einschaltet, also die Energie gibt, welche thematisch die Arbeit mitfundiert, sind außerordentlich klug genutzt. Die Figur, platziert wie in einem ägyptischen Grab, mit dem in den Händen befindlichen Licht – als Zeichen der Immaterialität – ist Ausdruck unserer gewandelten Einstellung gegenüber einer sich verflüchtigenden Welt. Auch bei Lukasser finden wir eine Weltkarte. Diese ist jedoch nicht eine Welthandelskarte für Schüler aus der Zeit der 20er-Jahre, sondern eine Demonstration des Energieverbrauchs der Länder, in denen zu einem bestimmten Zeitpunkt Internetaktivitäten vorherrschen. Nicht ohne Grund ist der schwarze Kontinent dunkel.
Was diese drei Präsentationen vielleicht ganz unbeabsichtigt vermögen, ist, den Betrachter zu einem Vergleich zwischen zwei heute möglichen ästhetischen Strategien anzuregen, die ihren Ausgangspunkt in den revolutionären 60er Jahren haben.
Nach einem Text von Prof. Peter Weiermair
30. Jänner bis 28. Februar 2013
ZENITA KOMAD. TIME TO CHANGE THE RECORD
ROSMARIE LUKASSER. ANNÄHERUNGEN AN .... „BIN IM NETZ i 1.0“
TERRY FOX. SELECTED WORKS
Die Galerie Krinzinger zeigt drei Ausstellungen in den Räumen der Seilerstätte.
Der linke Seitenflügel ist dem wichtigen und frühen Performance-Künstler Terry Fox (1943-2008), den Ursula Krinzinger Ende der 70er Jahre nach Wien brachte, eingeräumt. Er enthält Dokumente, Manuskripte, Montagen von Zeichnungen und Musikinstrumenten, sowie ein Video, welches eine wichtige Aufführung dokumentiert. Der vor allem in Kalifornien und später auch mit Joseph Beuys in Europa arbeitende Fox gehört zu den bedeutenden Künstlern der Westcoast, die im Programm der Galerie seit jeher eine wichtige Rolle spielen. Terry Fox hat 1968 die radikale Entscheidung getroffen, die Malerei aufzugeben. Kunst, so stellte der Künstler fest, sei weniger eine Produktion von Objekten, als eine Generation von Gedanken, die zur Erweiterung des menschlichen Bewusstseins führten - nur begrenzt ist diese Kunst an Objekte gebunden. Der Raum, in dem er agiert, ist ein Erlebnisraum. Terry Fox, Zeit seines Lebens schwer krank und Gegenstand zahlreicher operativer Eingriffe, hat die Öffnung seines Körpers miterlebt. Er wollte öffentliches Theater machen und hat mit Musik, einer ganz elementaren Musik, gearbeitet. Fox hat sich in einer späteren Phase seines Werks mit dem Thema des Labyrinths befasst. Ausgehend vom Labyrinth von Chartres versteht Terry Fox das Labyrinth als Metapher des Lebens.
Den rechten Flügel bespielt die junge Künstlerin Zenita Komad (geb. 1980), die eine Installation mit einer dichten Galerie von Arbeiten auf Papier im zentralen Raum in Art einer Kapelle schuf, in der sich die roten Fäden der Installation zu einem bedeutungsvollen Zeichen vereinen. Symbole, Gleichnisse, visuelle Metaphern sind für Komad wichtig. Gegen den Archaiker Fox, der durchaus auch elementare Fragen der Existenz in seiner Arbeit berührt, ist die Existentialistin Komad allemal narrativer, bunter, witziger. Die Künstlerin schlägt einen überraschend ungewohnten, charismatischen Ton an, der vor allem in ihren Textcollagen und Montagen deutlich wird. Ihre Texte laden dazu ein, die Welt– und Lebensanschauungen der Künstlerin zu deuten. Von der Sprache der Taubstummen in Form abgegossener Handhaltungen über die Sprache der Kartografie und die der symbolischen Zeichen (Bündelung der Stricke) bis hin zu einer Fülle von Bildzitaten und typografischen, semantisch- semiotischen Lösungen tobt sich das „barocke Talent“ Zenita Komad aus. Sie zieht ihre roten Fäden von den unterschiedlichen geografischen Punkten einer Welthandelskarte der Zwischenkriegszeit durch eine Mauer und bündelt sie, um sie dann zu einem vielbedeutenden Zeichen in die Höhe zu ziehen. Der babylonischen Sprachverwirrung und der ungerechten Verteilung von reichen und armen Ländern setzt sie die Utopie eines harmonischen Zusammenlebens entgegen.
Im Erdgeschoss, in der Parterre-Galerie, hat sich die fast gleichaltrige Osttirolerin Rosmarie Lukasser (geb. 1981) eingerichtet, die jedoch ganz anders als Zenita Komad arbeitet und den Eingangsraum wie ein Laboratorium benutzt: der Betrachter setzt das Licht in Kraft, welchem sie eine zentrale Bedeutung einräumt. Im Hauptraum platziert sie die mit Gips- und Metallstruktur angedeutete Figur eines Zeitgenossen mit Händen, in deren Mitte ein Licht leuchtet. Die räumlichen Beschränkungen so wie die Tatsache, dass der Betrachter involviert ist, indem er das Licht einschaltet, also die Energie gibt, welche thematisch die Arbeit mitfundiert, sind außerordentlich klug genutzt. Die Figur, platziert wie in einem ägyptischen Grab, mit dem in den Händen befindlichen Licht – als Zeichen der Immaterialität – ist Ausdruck unserer gewandelten Einstellung gegenüber einer sich verflüchtigenden Welt. Auch bei Lukasser finden wir eine Weltkarte. Diese ist jedoch nicht eine Welthandelskarte für Schüler aus der Zeit der 20er-Jahre, sondern eine Demonstration des Energieverbrauchs der Länder, in denen zu einem bestimmten Zeitpunkt Internetaktivitäten vorherrschen. Nicht ohne Grund ist der schwarze Kontinent dunkel.
Was diese drei Präsentationen vielleicht ganz unbeabsichtigt vermögen, ist, den Betrachter zu einem Vergleich zwischen zwei heute möglichen ästhetischen Strategien anzuregen, die ihren Ausgangspunkt in den revolutionären 60er Jahren haben.
Nach einem Text von Prof. Peter Weiermair