Künstlerhaus Bremen

Sidsel Meineche Hansen

25 Apr - 28 Jun 2015

Oben: Installationsansicht ONE-self, Künstlerhaus Bremen, Foto: Eike Harder;
Unten: Installationsansicht ONE-self, Temporary Gallery Köln, Foto: Simon Vogel
SIDSEL MEINECHE HANSEN
One-Self
25 April – 28 June 2015

ONE-self ist die erste deutsche Ausstellung von Sidsel Meineche Hansen (*1981 in Ry, Dänemark, lebt und arbeitet in London), die zeitgleich im Künstlerhaus Bremen und in der Temporary Gallery in Köln zu sehen ist. Die Doppel-Einzelausstellung besteht aus zwei räumlich getrennten Präsentationen, die in einem konfliktgeladenen Bereich agieren, welcher die Entstehungsprozesse von Subjektivität und deren inniges Verhältnis zum Kapitalismus reflektiert. Das besondere kuratorische Format der Ausstellung reagiert auf die intensive Beschäftigung der Künstlerin mit Mechanismen der Mikropolitik. Ihre Auseinandersetzung äußert sich in einem kontinuierlich wachsenden Werkkomplex, in dem sie Nervosität als eine Form von institutioneller Kritik berücksichtigt und darüberhinaus die Rolle der pornographischen aber auch psychopharmazeutischen Industrie als Produzenten von Subjektivität hinterfragt.

Im Zentrum der Ausstellung ONE-self steht das 3D Computermodell EVA v3.0, das eine neue Form der Erfahrung des Selbst innerhalb von gesellschaftlichen und ökonomischen Machtstrukturen anspricht. Hierfür hat Hansen die CGI-Animation (Computer-Generated Imagery) EVA v3.0: No Right Way 2 Cum (Oculus Rift) in Zusammenarbeit mit einem Team aus 3D-Animatoren geschaffen, dessen Hauptprotagonistin EVA v3.0 ist. Sie wurde auf der Online-Plattform Turbosquid von der Künstlerin erworben und bereits in weiteren künstlerische Arbeiten eingesetzt – sowohl im digitalen Raum weiterer CGI Animationen als auch in materieller Form einer CNC-gefrästen Holzskulptur.

Das im Künstlerhaus präsentierte Video enthält explizite Bilder von weiblicher Sexualität, die mit einer Gender-geprägten Debatte über deren Zensur in der britischen Porno-Industrie verbunden sind. Hansen untersucht dabei nicht nur den Warenstatus der 3D-Figur EVA v3.0, die primär in der pornografischen 3D-Industrie Verwendung findet, sondern auch die Machtmechanismen des „pharma-pornografischen“ Kapitalismus. Die virtuelle Welt der 3D-Animation ist für den Besucher mithilfe eines Oculus Rift (Daten-Brille) erfahrbar, das üblicherweise im Kontext von 3D-Computerspielen zum Gebrauch kommt. In diesem Zusammenhang sind die Bilder nicht nur als Darstellung wahrzunehmen sondern auch als Auslöser einer körperlichen Erfahrung. So sind Body Horror, Melodrama und Pornographie mit der Arbeit der Künstlerin verbunden. Diese zählen laut der amerikanischen Filmwissenschaftlerin Linda Williams zur Kategorie des Body Genre, da Sie geschaffen wurden um im Zuschauer körperliche Reaktionen hervorzurufen.

Parallel sind in der Ausstellung Logos von verschiedenen Firmen zu sehen, deren Corporate Designs mittels Kohle auf die Wand übertragen wurden und auf die wirtschaftlichen Mechanismen hinweisen, die um das Computermodell aktiviert sind. So verbirgt sich hinter dem Logo der Firma NIK-Design Nikola Dechev, der die Figur EVA v3.0 entworfen hat. Auf der linken Seite ist das Design von Full Moon Productions zu sehen, eine Medienfirma die sich auf das Jagdwesen spezialisiert. Das rechte Logo gehört der Firma X Moon Productions, eine Tochterfirma der Full Moon Productions, die mit XStoryplayer das erste 3D-Spiel für Erwachsene produziert haben, in dem Interaktionen mit 3D-Computermodellen wie EVA v3.0 möglich sind – ein anderes Wort für interaktive pornographische Plattformen. Im März diesen Jahres wurde das Oculus Rift von Facebook aufgekauft – eine weitere Firma, die für den Wachstum zwischenmenschlichen Umgangs im digitalen Raum sorgt.

Sidsel Meineche Hansen studierte in Kopenhagen, Berlin, Frankfurt am Main und London, am Goldsmiths College. Ihre Arbeit erzielte u.a. vermehrt Aufmerksamkeit in Ausstellungen, Präsentationen und Seminaren in der Serpentine Gallery (A Bright Night: Technologies of Affect, 2015), London, bei castillo/coral-les (J’ai froid, 2014), Paris, Gaswork Gallery (Late Barbarians, 2014), London und INSIDER in der Cubitt Gallery, London. 2014 und 2015 organisierte Meineche Hansen die Gesprächsreihe This Is Not A Symptom an der South London Gallery.
Text by Sidsel Meineche Hansen

The installation in Künstlerhaus Bremen features EVA v3.0: No right way 2 cum (Oculus Rift) a new real-time animation to be viewed on the virtual reality headset Oculus Rift. The show focuses on the commodification of 3D model EVA v 3.0 in the 3D pornographic industry though the triangulation of three corporate identities. The logo 'NIK design' represent the freelance animator and 3D designer Nikola Dechev, who created the model EVA v3.0.

Secondly, Full Moon Productions, a media company in the hunting industry and most likely the sister compagny of X moon productions' which is developing one of the first interactive adult 3D games called 'XStoryplayer' in which the 3D model EVA v3.0 is a central character. The context for the exhibition is the expansion of the pornographic into virtual reality and Facebook's investment in Oculus Rift as a consumer devise. Borrowing from the genre of body-horror, the show tires to explore the social, economic and political dimension of gaming culture and the viseral space of Oculus Rift as a potential space for trans-feminist sex-activism.

The project is a continuation of an ongoing body of work by Sidsel Meineche Hansen which manifests as seminars and exhibitions. Over the past year the project has comprised of the artist‘s solo presentation INSIDER at Cubitt Gallery, London; Methylene Blue diluted by Female Ejaculation, commissioned for Schizo-Culture: Cracks In The Street at SPACE Gallery, London; J’ai froid, castillo/corrales, Paris and HIS Head, commissioned for Late Barbarians, Gasworks Gallery, London.
 

Tags: Al Hansen, Sidsel Meineche Hansen