Dorota Jurczak
11 Feb - 16 Apr 2017
DOROTA JURCZAK
Johanna
11 February – 16 April 2017
They were two superior eels
at the bottom of the tank and they recognized each other like italics*
Eine ebenso geheimnistuerische wie freimütige Stimmung verbindet die menschlichen und nicht-menschlichen Figuren, die Dorota Jurczaks Bildwelt bevölkern. Es ist eine Laune, die sich auch als Unbehagen niederschlagen kann. Die Ausstellung inszeniert neue Radierungen und Bronzereliefs, die ihren Ursprung in den Werkstätten des Künstlerhauses haben, als Installation, die der Betrachter umrunden und durchschreiten kann.
Zwei zentrale Gestalten der Ausstellung sind die zarten Umrisse eines Jungen und eines Mädchens, die jeweils vor einer halb geöffneten bzw. geschlossenen Tür stehend, deren Türknauf festhalten. Als lebensgroße Bronzereliefs sind sie unbeholfen an der Schwelle zwischen Warten und Eintreten gefangen. Sie sehen einander nicht – die Augen der Figuren fehlen, aber die fein modellierten Türknäufe erwidern den Blick des Betrachters durchaus. Es gibt eine Spannung zwischen dem Drang zu kommunizieren und dem Wunsch sich zu verstecken, die in den beiden Skulpturen, aber auch in den Figurationen der Radierungen zum Ausdruck kommt. Es gibt keinen einzelnen Ort innerhalb und zwischen den Arbeiten, der die Essenz als solche in sich birgt, stattdessen baut sich ein wechselseitiges Verständnis auf; charakterlicher Ausdruck ist mit gleicher Sorgfalt einem Vogel, einer Brust, sowie den beiden dünnen Gestalten mit den langen Händen verliehen. Jurczaks Figuration deutet an, wie viel – oder viel eher – wie wenig es braucht, um Geist und Idiosynkrasie eines Wesens heraufzubeschwören.
„Johanna“ wird zur Chiffre oder Hülle einer möglichen Personifizierung, oder zum Ersatz für eine solche; gleichzeitig ist es ein Verweis auf den Vornamen der damaligen Leiterin der Radierwerkstatt. Johanna, diese Johanna, ist eine Reflexion sowohl über die fiktionale Möglichkeit und Melodie eines Namens und zugleich ein Hinweis auf den physischen und kollektiven Prozess, der die Erstellung der Figuren überhaupt ermöglichte.
*Anne Carson, Autobiography of Red, 1998
Dorota Jurczak (geb. 1978 Warschau, Polen) lebt und arbeitet in Stuttgart. Zu ihren letzten Einzelausstellungen zählen: ~.{ }.~, Culturgest, Lissabon und Porto (2016); Lucifers, Etablissement d’en face, Brüssel und Bzzz, Galeria Piktogram, Warschau (2015); Kloake, Corvi-Mora, London (2011). Eine Auswahl an Gruppenausstellungen schließt ein: Tarantallegra, Hester Gallery, New York (2016); Affective Affinities, Frans Hals Museum, De Hallen Haarlem (2014); Exposition d’Hiver, Marc Jancou Contemporary, Genf; Salon der Angst, Kunsthalle Wien, Wien; A Top-Hat, a Monocle, and a Butterfly, Etablissement d’en face, Brüssel; Zweiter Streich, Fürstenberg Zeitgenössisch, Donaueschingen (2013); The Slimy Trail of Slug and Snail, P.S.1 MoMA, New York (mit Abel Auer) (2007); Von Mäusen und Menschen, 4. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, Berlin (2004).
Johanna
11 February – 16 April 2017
They were two superior eels
at the bottom of the tank and they recognized each other like italics*
Eine ebenso geheimnistuerische wie freimütige Stimmung verbindet die menschlichen und nicht-menschlichen Figuren, die Dorota Jurczaks Bildwelt bevölkern. Es ist eine Laune, die sich auch als Unbehagen niederschlagen kann. Die Ausstellung inszeniert neue Radierungen und Bronzereliefs, die ihren Ursprung in den Werkstätten des Künstlerhauses haben, als Installation, die der Betrachter umrunden und durchschreiten kann.
Zwei zentrale Gestalten der Ausstellung sind die zarten Umrisse eines Jungen und eines Mädchens, die jeweils vor einer halb geöffneten bzw. geschlossenen Tür stehend, deren Türknauf festhalten. Als lebensgroße Bronzereliefs sind sie unbeholfen an der Schwelle zwischen Warten und Eintreten gefangen. Sie sehen einander nicht – die Augen der Figuren fehlen, aber die fein modellierten Türknäufe erwidern den Blick des Betrachters durchaus. Es gibt eine Spannung zwischen dem Drang zu kommunizieren und dem Wunsch sich zu verstecken, die in den beiden Skulpturen, aber auch in den Figurationen der Radierungen zum Ausdruck kommt. Es gibt keinen einzelnen Ort innerhalb und zwischen den Arbeiten, der die Essenz als solche in sich birgt, stattdessen baut sich ein wechselseitiges Verständnis auf; charakterlicher Ausdruck ist mit gleicher Sorgfalt einem Vogel, einer Brust, sowie den beiden dünnen Gestalten mit den langen Händen verliehen. Jurczaks Figuration deutet an, wie viel – oder viel eher – wie wenig es braucht, um Geist und Idiosynkrasie eines Wesens heraufzubeschwören.
„Johanna“ wird zur Chiffre oder Hülle einer möglichen Personifizierung, oder zum Ersatz für eine solche; gleichzeitig ist es ein Verweis auf den Vornamen der damaligen Leiterin der Radierwerkstatt. Johanna, diese Johanna, ist eine Reflexion sowohl über die fiktionale Möglichkeit und Melodie eines Namens und zugleich ein Hinweis auf den physischen und kollektiven Prozess, der die Erstellung der Figuren überhaupt ermöglichte.
*Anne Carson, Autobiography of Red, 1998
Dorota Jurczak (geb. 1978 Warschau, Polen) lebt und arbeitet in Stuttgart. Zu ihren letzten Einzelausstellungen zählen: ~.{ }.~, Culturgest, Lissabon und Porto (2016); Lucifers, Etablissement d’en face, Brüssel und Bzzz, Galeria Piktogram, Warschau (2015); Kloake, Corvi-Mora, London (2011). Eine Auswahl an Gruppenausstellungen schließt ein: Tarantallegra, Hester Gallery, New York (2016); Affective Affinities, Frans Hals Museum, De Hallen Haarlem (2014); Exposition d’Hiver, Marc Jancou Contemporary, Genf; Salon der Angst, Kunsthalle Wien, Wien; A Top-Hat, a Monocle, and a Butterfly, Etablissement d’en face, Brüssel; Zweiter Streich, Fürstenberg Zeitgenössisch, Donaueschingen (2013); The Slimy Trail of Slug and Snail, P.S.1 MoMA, New York (mit Abel Auer) (2007); Von Mäusen und Menschen, 4. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, Berlin (2004).