Künstlerhaus Stuttgart

Katya Sander

15 Apr - 07 Jun 2008

Katya Sander, Darstellungen der Zukunft, 2008 (Videostill)
KATYA SANDER
Darstellungen der Zukunft. Ein Science Fiction über Berechnungen
15. April 2008 - 7. Juni 2008

Das Künstlerhaus Stuttgart präsentiert die Einzelausstellung “Darstellungen der Zukunft” der dänischen Künstlerin Katya Sander. Im Zentrum der Ausstellung steht eine für diesen Anlass neu produzierte große Videoinstallation, die sich thematisch mit der Produktion von Zukunftsvorstellungen auseinandersetzt. Zusätzlich werden weitere Arbeiten und Dokumentationen von Projekten zu sehen sein.

Die Ausstellung ist der zweite Teil eines längerfristigen Projektes von Katya Sander und dem Künstlerhaus Stuttgart, das im November 2007 mit einem öffentlichen Workshop begonnen hat und im Herbst 2008 mit der Veröffentlichung einer Publikation einen Abschluss findet. Katya Sander war zuletzt mit dem umfangreichen Videoprojekt 9 Scripts from a Nation at War (gemeinsam mit Andrea Geyer, Sharon Hayes, Ashley Hunt und David Thorne) an der Documenta 12 in Kassel beteiligt.
Die Künstlerin ist neben Interventionen, Zeichnungen und Fotografien vor allem mit filmischen Arbeiten bekannt geworden, die den Einfluss der Imagination auf politische, alltägliche oder historische Ereignisse erkunden. Das Imaginäre umfasst für Katya Sander dabei nicht nur das subjektiv Erdachte, sondern einen Raum der Vorstellungen, des Möglichen und Denkbaren. Anhand von zentralen Eckpunkten des politischen Denkens, wie etwa dem Konzept der Öffentlichkeit oder der Ökonomie, verfolgen die Arbeiten von Katya Sander, wie gesellschaftlich wirksame Vorstellungen entstehen und unser Handeln und unsere Reflektion strukturieren. Die narrative Methode einer Verflechtung von inszenierten Momenten und dokumentarischem Material erlaubt der Künstlerin, dem Bezug von Erzählung und Realität nachzugehenund allgemeinden Status politischerSubjektivität zu hinterfragen.

Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit Darstellungen der Zukunft geht von der Frage aus, wie eine Vorstellung der Zukunft berechnet und beschrieben wird und welchen Einfluss diese Vorstellungen auf die Gegenwart haben. In fünf nebeneinander stehenden Projektionen werden Interviewaufnahmen mit Wissenschaftlern aus Demographie, Stochastik, Wissenschaftsgeschichte und dem Finanz- und Versicherungswesen mit Bildern einer Schauspielerin montiert, die sich auf einer tricktechnisch erzeugten Reise durch verschiedene Landschaften befindet. Formal sind diese Szenen durch einen Blue Screen geprägt: eine alte Filmtechnik, die nahtlose Übergänge zwischen verschiedenen Räumen und Zeiten erlaubt und insbesondere aus dem Science Fiction-Film bekannt ist. Eine weitere Bezugnahme der Arbeit liegt auf den Interview- und Montagefilmen des deutschen Filmemachers und Autors Alexander Kluge, die die Zuschauer an einem Prozess der Aufdeckung und Entwirrung teilhaben lassen. Auch die Hauptdarstellerin in Katya Sanders filmischer Installation, dargestellt von Susanne Sachsse, ist bei Aufzeichnungen zu einer Recherche zu sehen. Am Ende steht hier jedoch kein Ergebnis, sondern ein offen umrissenes Netz von inhaltlichen Bezügen oder Erzählungen, die unsere Vorstellungen über die Zukunft gleichzeitig ermöglichen wie auch regulieren.
Das Medium Video spielt in Katya Sanders Arbeiten eine Rolle, die über die Abbildung dokumentarischer Tatsachen oder die Konstruktion von Erzählungen hinausgeht. Das Verhältnis von Subjektivität und Erzählung wird von der Künstlerin auch durch eine präzise räumliche Inszenierung des filmischen Materials und eine Analyse seiner Wirkung auf die Betrachter untersucht. Die Installationen bestehen zumeist aus Mehrfachprojektionen in spezifischen architektonischen Konstruktionen, die unterschiedliche Blickwinkel erlebbar machen. Die Installation „Darstellungen der Zukunft“ besteht aus einer Fünffachprojektion, die so angeordnet ist, dass die einzelnen Teile in unterschiedlicher Kombination zu sehen sind und die Gesamtinstallation immer nur in Teilen wahrgenommen werden kann. Erst in der Betrachtung realisiert sich die filmische Erzählung und wirft die Betrachter gleichzeitig auf einen subjektiven Standpunkt zurück.
Katya Sander (*1970 in Kopenhagen) lebt und arbeitet in Berlin und Kopenhagen. Sie hat Projekte für die Kulturbehörde Hamburg (Aussendienst, 2000) und Publik in Kopenhagen (Monument, 2004) durchgeführt und hatte Einzelausstellungen im MUMOK, Wien (2005), Kunstverein München und Esbjerg Kunstmuseum (beide 2004). Zuletzt stellte sie gemeinsam mit Andrea Geyer, Sharon Hayes, Ashley Hunt und David Thorne auf der documenta 12 in Kassel aus.
Mit freundlicher Unterstützung von Danish Arts Council Committee for International Visual Art.
 

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