Kunstbuero

Roman Pfeffer

29 Jul - 01 Sep 2010

© Roman Pfeffer
ROMAN PFEFFER
29. Juli – 1. September 2010

Jeder Aneignung haftet unweigerlich etwas Zerstörerisches an. So wie umgekehrt in jedem Destruktionsakt etwas vom Zerstörten weiterwirkt. Das wusste bereits Robert Rauschenberg, als er 1953 Willem de Kooning um eine seiner Zeichnungen bat, die er anschließend penibelst auszuradieren versuchte. Erased de Kooning Drawing, so der Titel der Arbeit, machte zum einen deutlich, dass die intendierte Auslöschung nichts anderes als das Nachzeichnen des bereits vorhandenen Bildes mit einem Radierwerkzeug ist. Zum anderen zeigte sich an Rauschenbergs Werk, dass dieser „sublime Akt des Vatermordes“ (Benjamin Buchloh) auch einen entscheidenden Verschiebungsaspekt beinhaltet: weg von der bloßen Bezugnahme, und sei sie auch noch so destruktiver Natur, hin zu einem verändernden Umgang, ja zur Neu-Rahmung einer nicht wirklich zu tilgenden Vorlage.

Roman Pfeffer greift über ein halbes Jahrhundert später diesen Paradefall einer zerstörerischen Aneignung auf, um die darin virulente Verschiebung weiterzutreiben. Rauschenbergs de Kooning lässt zunächst das Zustandekommen der historischen Arbeit auf textlicher Ebene Revue passieren; eine erste Version (2008) besteht ausschließlich aus der englischsprachigen Beschreibung der Kunsthistorikerin Manuela Ammer, gerahmt in den exakten Maßen des ursprünglichen Werks. In der aktuellen Weiterbearbeitung hat Pfeffer diesen Text bis auf die Worte „eliminate the drawing“ mit dichter Bleistiftschraffur überzeichnet, also erneut „ausradiert“. Übrig bleibt die Losung, die Rauschenbergs historischen Akt zuallererst motiviert haben mag. Gleichzeitig verdeutlicht das Ausblocken der Phrase, dass sich der gesamte Prozess medial auch umkehren lässt, indem ausgerechnet zeichnerische Mittel zur Auslöschung des beschreibenden Textes eingesetzt werden. Dabei lässt die zerstörerische Allegorisierung (wörtlich: das Anders-Sagen, Um-Schreiben) wie schon bei Rauschenberg das Zerstörte nicht einfach verschwinden, sondern sie läuft – wie könnte es anders sein? – auf immer neue Transformationen hinaus. Eliminieren lässt sich im besten Fall der geschichtlich weit zurückliegende Kontext, nicht aber die Verweiskette, die zur gegenwärtigen Bearbeitung geführt hat.

Auszug Text: Christian Höller
 

Tags: Willem de Kooning, Roman Pfeffer, Robert Rauschenberg