Kunsthalle Bielefeld

Thomas Wrede

24 Mar - 20 Jun 2010

THOMAS WREDE
Manhattan Picture Worlds & Domestic Landscapes
24. März – 20. Juni 2010

Der in Münster lebende Künstler Thomas Wrede (* 1963) erlangte mit seinen Arbeiten bereits auf zahlreichen Ausstellungen und Messen internationale Beachtung. In dieser Ausstellung zeigt er zwei Fotoserien, in denen er sich gezielt mit der Verschmelzung und Überlagerung visueller Realitätsebenen und dem Horror Vacui unserer privaten und medialen Bildwelt auseinander setzt.

Seine Fotografien zeigen ein gediegenes Wohnzimmer in den Alpen, die nächtliche Skyline von New York hinter einer Küchenbank und einer Pendellampe aus den 1970er Jahren, zwei nackte Models im Schneesturm oder eine Straßenszene, über der ein blaues Gesicht Tränen lacht. Diese absurden Kombinationen nennt er selbst „Reale Collagen“.

In seiner Serie „Domestic Landscapes“ aus den Jahren 2000 bis 2001 fotografiert Wrede private Wohnzimmer in ganz Deutschland. Das Besondere sind die wandfüllenden bunten Fototapeten, die in ihrer Größe und Dominanz den Lebensraum bedrohlich einzuengen scheinen, gleichzeitig aber die Grenzen von Raum und Bild, Innen und Außen, Realität und Illusion verschwimmen lassen. Die Tapeten schaffen einen imaginären Freiraum; sie sind Projektionsflächen für Sehnsüchte und konstruierte Wohnidyllen ihrer Bewohner.

Das Prinzip, unterschiedliche Realitätsebenen in komponierten Serien zu vereinen, führt Wrede von 2002 bis 2007 in seiner Serie „Manhattan - Picture Worlds“ weiter, in der er riesige Billboards fotografiert. Es eröffnet sich eine neue Realitätsebene, die eine Verschmelzung von Straßenrealität und Werbeillusion zur Folge hat. Wredes Manhattan-Bilder sind laut, sie schreien in ihrem scheinbar geordneten Großstadtchaos; die Plakate übertönen den Realraum, drängen sich mit aller Macht nach vorn und bilden die Kulisse der Großstadt.

Thomas Wredes mehrdeutige und poetische Arbeiten oszillieren zwischen konzeptueller Dokumentation und subjektiver Inszenierung und stellen die Frage nach der Wahrhaftigkeit und Deutungsvielfalt des fotografischen Abbilds. In seinem perfekt komponierten Wechselspiel von Räumen und Oberflächen, Illusionen der Werbung und der Realität der Straße, Natürlichkeit und Künstlichkeit, erfasst er die nicht greifbare Zwischenwelt von Wirklichkeit und Illusion.
 

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