Pieces of Water
Jahresausstellung des Kunstvereins Göppingen
09 Oct - 04 Dec 2016
PIECES OF WATER
Jahresausstellung des Kunstvereins Göppingen
09 October – 04 December 2016
Iris Andraschek/ Peter Fend/ Jochen Hein/ Florian Hüttner/ Jan Köchermann/ Susanna Majuri/ Everett Mason/ Alexandra Ranner/ Mario Rott /Martin Schneider/ Clas Steinmann/ Nasan Tur/ Ralf Weißleder
Die Jahresausstellung des Kunstvereins in der Kunsthalle Göppingen Die Jahresausstellung des Kunstvereins präsentiert in der Kunsthalle zwölf zeitgenössische künstlerische Positionen zum Thema Wasser. Zwölf unterschiedliche Setzungen von Malerei, Fotografie, Zeichnung, Video und Installation korrespondieren in der Gruppenausstellung. Jede Arbeit berührt in individueller Weise das Thema Wasser und so ergibt sich ein gelungener Zusammenklang von poetischen, symbolischen und konzeptuellen Arbeiten.
Ohne Wasser gäbe es kein Leben. Allen frühen Kulturen war die Bedeutung des Wassers bewusst, daraus erschließen sich auch die mythischen Weltentstehungslehren und Kosmogonien, die dem Wasser das erste Dasein zuweisen. Das Wasser hat sowohl schöpferische als auch zerstörende Eigenschaften, so ist es auch nicht von ungefähr, dass in der Genesis wie in der Apokalypse dem Wasser eine besondere Bedeutung zukommt. Als eines der vier Elemente birgt es eine Menge kulturhistorischen und daraus resultierenden kunsthistorischen Potentials. Durch die Jahrhunderte beschäftigten sich Künstler mit dem Thema Wasser und ließen Bilder entstehen, die Teil unseres kollektiven Unterbewusstseins geworden sind. Man denke an das Bild der Quelle oder der Meeresansicht, der Flut oder des Brunnens. Faszinierend wie Alltäglichkeit und Symbolik, Natur und Kunst Hand in Hand gehen. „Alles fließt, nichts ist beständig“, bemerkte der Vorsokratiker Heraklit und ließ das Wasser nicht nur zum Sinnbild der Vergänglichkeit allen Irdischen, sondern auch zur Metapher der ewigen Erneuerung werden. Als wandelbarste Ursubstanz scheint es unvergänglich zu sein und kann zudem die unterschiedlichsten Aggregatszustände annehmen. Unsere Sprache ist reich an Bildern, die unter anderem auf die besondere Qualität des Wassers anspielen, wie beispielsweise „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Denn das Wasser, obwohl es weich ist, gestaltet den harten Stein. Wasser gilt als Metapher für das Unbewusste, für Gefühl und Seelenleben, es zieht in die Tiefe. In unzähligen Sagen und Märchen ist das Wasser Tummelplatz für göttliche und geheimnisvolle Wesen, es birgt Leben und Tod.
Als Apnoetaucher beschäftigt sich Mario Rott mit der Wahrnehmung des Tiefenraums Wasser. Durch den tranceartigen Zustand beim Tauchen ohne Pressluftflasche wird die menschenfeindliche Umgebung der Tiefe zur extremen Raumerfahrung. Poetisch präsentiert sich die Installation aus Aquarien von Iris Andraschek: schleierartig blähen sich beispielsweise Plastiktüten in den Glasbehältern, die in all ihrer trügerischen Buntheit jedoch auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen. Als belebter Raum im unbelebten Raum fungiert das Aquarium bei Jan Köchermann in einem seiner Raummodelle. Das Aquarium ist bei ihm eine Art Idylle, eine heile Welt im Kasten, in dem sonst menschenleeren und heruntergekommenen Umraum. Ist es Weltflucht, die Nasan Tur in seiner Performance Puddle and the blue sky auf einem Parkplatz in Offenbach in einer Pfütze liegend zelebriert? Völlig entspannt, den Ort ignorierend, badet der Künstler auf dem Rücken, bewegt die Arme, wie man es von Kindern im Wasser oder im Schnee liegend, kennt. Ganz offensichtlich passen Ort und Handlung nicht zusammen, diese Weltflucht mag der Betrachter dem Protagonisten nicht unbedingt gewähren. Nasan Tur interessiert sich für gesellschaftliche Normen und deren Wahrnehmungen, die er gekonnt subtil unterwandert. Wenn Martin Schneider eines seiner Reliefs an der Wand anbringt, scheint die ganze Wand zu einer Wasseroberfläche zu werden. Menschen stochern, paddeln oder rudern auf Flößen, die erst beim zweiten Hinschauen selbstgebaut und behelfsmäßig aussehen. Was sich im ersten Moment als eine verträumte Mark Twain Stimmung auf dem Mississippi betrachten lässt, entwickelt sich mehr und mehr zu einer Katastrophenszenerie. Das Element des Wassers bildet im malerischen Schaffen bei Jochen Hein ein Leitmotiv. In Serien gibt der Maler den Blick auf einen Ausschnitt der Meeresoberfläche bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen frei. Das bloße Meer, ohne Küste und Strand, wird unter differenzierter Lichtregie erarbeitet. Ruhig scheinen sich die Wellen in der Fotografie Silencio von Alexandra Ranner zu kräuseln, doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das fotografierte Meer als Illusion und Projektion. Die Natur wird zu einem Möglichkeitsraum, der Harmonie und Beruhigung verheißt. Das Video von Florian Hüttner und Ralf Weißleder porträtiert den Künstler Peter Fend und sein Projekt Elbegas. Peter Fend wird als großmaßstäblich denkender „Architekt“ vorgestellt, der für das Flussdelta zwischen Hamburg und der Nordsee die Gründung der Firma Elbegas vorschlägt. Peter Fend fasst das gesamte Wasser- Einzugsgebiet der Elbe – es reicht von Tschechien bis zur Nordsee – als eine Einheit, als einen gesellschaftlichen Verantwortungsraum auf. Leicht wie eine Feder, ohne jegliche körperliche Schwere, schwebt eine junge Frau vor dunklem Hintergrund. Feather ist eine Arbeit aus der aktuell entstandenen Unterwasser-Serie der finnischen Fotokünstlerin Susanna Majuri. Für ihre Arbeit ist Wasser ein Schlüsselelement. Die feinen Zeichnungen von Clas Steinmann entstehen im Zeichenfluss, in einer Art „ecriture automatique“. Findet sich ein Gegenstand auf der Folie, so korrespondiert der Künstler intuitiv mit dem nächsten. Aus dem Unterbewussten gesellen sich die Titel zu den Arbeiten, die nicht selten die Brisanz einer Graphik unterstreichen.
Das fließende Wasser, das den Lauf des Lebens versinnbildlicht, symbolisiert auch vom Vorsokratiker Heraklit in Worte gefasst, die vergehende Zeit. Heraklit verglich alles Lebende mit einem strömenden Fluss. „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“, weil alles sich stetig wandelt, so lautete seine These. Nichts ist so flüchtig und vergänglich wie ein Musikstück, man kann es nicht anhalten, nur wieder und wieder hören, aber es ist flüchtig wie die Zeit und fließend wie ein Gewässer. Die Sound-Skulptur von Everett Mason greift diese Qualität des Wassers akustisch und sinnbildlich nochmals auf.
Jahresausstellung des Kunstvereins Göppingen
09 October – 04 December 2016
Iris Andraschek/ Peter Fend/ Jochen Hein/ Florian Hüttner/ Jan Köchermann/ Susanna Majuri/ Everett Mason/ Alexandra Ranner/ Mario Rott /Martin Schneider/ Clas Steinmann/ Nasan Tur/ Ralf Weißleder
Die Jahresausstellung des Kunstvereins in der Kunsthalle Göppingen Die Jahresausstellung des Kunstvereins präsentiert in der Kunsthalle zwölf zeitgenössische künstlerische Positionen zum Thema Wasser. Zwölf unterschiedliche Setzungen von Malerei, Fotografie, Zeichnung, Video und Installation korrespondieren in der Gruppenausstellung. Jede Arbeit berührt in individueller Weise das Thema Wasser und so ergibt sich ein gelungener Zusammenklang von poetischen, symbolischen und konzeptuellen Arbeiten.
Ohne Wasser gäbe es kein Leben. Allen frühen Kulturen war die Bedeutung des Wassers bewusst, daraus erschließen sich auch die mythischen Weltentstehungslehren und Kosmogonien, die dem Wasser das erste Dasein zuweisen. Das Wasser hat sowohl schöpferische als auch zerstörende Eigenschaften, so ist es auch nicht von ungefähr, dass in der Genesis wie in der Apokalypse dem Wasser eine besondere Bedeutung zukommt. Als eines der vier Elemente birgt es eine Menge kulturhistorischen und daraus resultierenden kunsthistorischen Potentials. Durch die Jahrhunderte beschäftigten sich Künstler mit dem Thema Wasser und ließen Bilder entstehen, die Teil unseres kollektiven Unterbewusstseins geworden sind. Man denke an das Bild der Quelle oder der Meeresansicht, der Flut oder des Brunnens. Faszinierend wie Alltäglichkeit und Symbolik, Natur und Kunst Hand in Hand gehen. „Alles fließt, nichts ist beständig“, bemerkte der Vorsokratiker Heraklit und ließ das Wasser nicht nur zum Sinnbild der Vergänglichkeit allen Irdischen, sondern auch zur Metapher der ewigen Erneuerung werden. Als wandelbarste Ursubstanz scheint es unvergänglich zu sein und kann zudem die unterschiedlichsten Aggregatszustände annehmen. Unsere Sprache ist reich an Bildern, die unter anderem auf die besondere Qualität des Wassers anspielen, wie beispielsweise „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Denn das Wasser, obwohl es weich ist, gestaltet den harten Stein. Wasser gilt als Metapher für das Unbewusste, für Gefühl und Seelenleben, es zieht in die Tiefe. In unzähligen Sagen und Märchen ist das Wasser Tummelplatz für göttliche und geheimnisvolle Wesen, es birgt Leben und Tod.
Als Apnoetaucher beschäftigt sich Mario Rott mit der Wahrnehmung des Tiefenraums Wasser. Durch den tranceartigen Zustand beim Tauchen ohne Pressluftflasche wird die menschenfeindliche Umgebung der Tiefe zur extremen Raumerfahrung. Poetisch präsentiert sich die Installation aus Aquarien von Iris Andraschek: schleierartig blähen sich beispielsweise Plastiktüten in den Glasbehältern, die in all ihrer trügerischen Buntheit jedoch auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen. Als belebter Raum im unbelebten Raum fungiert das Aquarium bei Jan Köchermann in einem seiner Raummodelle. Das Aquarium ist bei ihm eine Art Idylle, eine heile Welt im Kasten, in dem sonst menschenleeren und heruntergekommenen Umraum. Ist es Weltflucht, die Nasan Tur in seiner Performance Puddle and the blue sky auf einem Parkplatz in Offenbach in einer Pfütze liegend zelebriert? Völlig entspannt, den Ort ignorierend, badet der Künstler auf dem Rücken, bewegt die Arme, wie man es von Kindern im Wasser oder im Schnee liegend, kennt. Ganz offensichtlich passen Ort und Handlung nicht zusammen, diese Weltflucht mag der Betrachter dem Protagonisten nicht unbedingt gewähren. Nasan Tur interessiert sich für gesellschaftliche Normen und deren Wahrnehmungen, die er gekonnt subtil unterwandert. Wenn Martin Schneider eines seiner Reliefs an der Wand anbringt, scheint die ganze Wand zu einer Wasseroberfläche zu werden. Menschen stochern, paddeln oder rudern auf Flößen, die erst beim zweiten Hinschauen selbstgebaut und behelfsmäßig aussehen. Was sich im ersten Moment als eine verträumte Mark Twain Stimmung auf dem Mississippi betrachten lässt, entwickelt sich mehr und mehr zu einer Katastrophenszenerie. Das Element des Wassers bildet im malerischen Schaffen bei Jochen Hein ein Leitmotiv. In Serien gibt der Maler den Blick auf einen Ausschnitt der Meeresoberfläche bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen frei. Das bloße Meer, ohne Küste und Strand, wird unter differenzierter Lichtregie erarbeitet. Ruhig scheinen sich die Wellen in der Fotografie Silencio von Alexandra Ranner zu kräuseln, doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das fotografierte Meer als Illusion und Projektion. Die Natur wird zu einem Möglichkeitsraum, der Harmonie und Beruhigung verheißt. Das Video von Florian Hüttner und Ralf Weißleder porträtiert den Künstler Peter Fend und sein Projekt Elbegas. Peter Fend wird als großmaßstäblich denkender „Architekt“ vorgestellt, der für das Flussdelta zwischen Hamburg und der Nordsee die Gründung der Firma Elbegas vorschlägt. Peter Fend fasst das gesamte Wasser- Einzugsgebiet der Elbe – es reicht von Tschechien bis zur Nordsee – als eine Einheit, als einen gesellschaftlichen Verantwortungsraum auf. Leicht wie eine Feder, ohne jegliche körperliche Schwere, schwebt eine junge Frau vor dunklem Hintergrund. Feather ist eine Arbeit aus der aktuell entstandenen Unterwasser-Serie der finnischen Fotokünstlerin Susanna Majuri. Für ihre Arbeit ist Wasser ein Schlüsselelement. Die feinen Zeichnungen von Clas Steinmann entstehen im Zeichenfluss, in einer Art „ecriture automatique“. Findet sich ein Gegenstand auf der Folie, so korrespondiert der Künstler intuitiv mit dem nächsten. Aus dem Unterbewussten gesellen sich die Titel zu den Arbeiten, die nicht selten die Brisanz einer Graphik unterstreichen.
Das fließende Wasser, das den Lauf des Lebens versinnbildlicht, symbolisiert auch vom Vorsokratiker Heraklit in Worte gefasst, die vergehende Zeit. Heraklit verglich alles Lebende mit einem strömenden Fluss. „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“, weil alles sich stetig wandelt, so lautete seine These. Nichts ist so flüchtig und vergänglich wie ein Musikstück, man kann es nicht anhalten, nur wieder und wieder hören, aber es ist flüchtig wie die Zeit und fließend wie ein Gewässer. Die Sound-Skulptur von Everett Mason greift diese Qualität des Wassers akustisch und sinnbildlich nochmals auf.