Kunsthalle Mannheim

Premiere_2: Nasan Tur

12 Nov 2011 - 19 Feb 2012

Nasan Tur, Hinter der Sonne, 2004
© VG Bild-Kunst Bonn, 2011
PREMIERE_2: NASAN TUR
12.11.2011–19.02.2012

Die Arbeiten des zweiten Premiere-Kandidaten Nasan Tur zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich zwischen Präsentation und Aktion bewegen. Mit gattungsübergreifendem Weitblick operiert der in Berlin lebende Künstler mit Videos oder Skulpturen, Performances oder Interventionen an den Schnittstellen von Kunst und Leben. Ob er sich für seinen Personalausweis einen klischeehaften „Türkenschnauzer" wachsen lässt, dutzende Graffiti-Slogans von Berliner Häuserfassaden an die Museumswand sprayt oder dem Ausstellungsbesucher mit unterschiedlichen Gegenständen bepackte Rucksäcke zur Nutzung anbietet, seine Werke spielen auf gleichermaßen humorvolle wie subversive Weise mit dem Betrachter und seiner alltäglichen Wahrnehmung. Im Zentrum der Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim steht die mehrteilige Videoinstallation Breaking Records (2011), die sich - in Endlosschleife präsentiert - zu einer Allegorie des Absurden steigert. In waghalsigen Selbstexperimenten setzt sich Nasan Tur dem Wettstreit mit verschiedenen Rekordversuchen aus. In scheinbar unendlichen Wiederholungen balanciert er mit Eiern, springt Seil, drippelt mit einem Basketball oder stopft sich dutzende Trinkhalme in den Mund - und scheitert mit jeder Aktion immer wieder aufs Neue. Die Arbeit führt uns die prekäre Balance von Erfolg und Misserfolg und damit einhergehend das persönliche Moment des Scheiterns als öffentlichen Prozess vor Augen. In neckischer Aneignung traditioneller künstlerischer Arbeitsweisen hinterfragt Nasan Tur das Verhältnis von Werk und Betrachter auch in seiner zweiten aktuellen Arbeit formen-gießen-formen-gießen (2011). Sechs verschiedene, blind geformte Wachsmodelle lässt der Künstler nacheinander in kleine Bronzeskulpturen gießen - um dann die ersten fünf wieder einzuschmelzen und mit dem identischen Metall den nächsten Entwurf umzusetzen. Lediglich das letzte Exemplar bleibt erhalten und zeugt zusammen mit den Fotografien der „verlorenen" Zustände von diesem Wandlungsprozess.
 

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