Kunstraum Kreuzberg / Bethanien

Beyond Re/Production: MOTHERING

25 Feb - 25 Apr 2011

Dimensionen der sozialen Reproduktion im Neoliberalismus

Ausstellung – Vorträge, Diskussionen – Filmprogramm

Ein Projekt von Felicita Reuschling in Zusammenarbeit mit dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, dem Gunda-Werner-Institut und dem fsk-Kino. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds

KünstlerInnen der Ausstellung: Ditte Bjerg / Fillipa Berglund, Dänemark; Lizza M. David / Claudia Liebelt, Berlin; Margi Geerlinks, Niederlande; Lisa Glauer, Weimar; Sibylle Hofter, Berlin; Natalia Iguiniz, Peru; Elzbieta Jablonska, Polen; Verena Jaekel, Berlin; Lenka Klodova, Tschechien; Kate Kretz, USA; Christine Lohr, Berlin; Janina Moebius, Berlin; Tracey Moffatt, Australien; Dulce Pinzón, USA; Heike Ruschmeyer, Berlin; Mary Sibande, Südafrika; Moira Zoitl, Berlin; Migrants Rights Centre Ireland: Aoife Smith, Irland; TIWA (Taiwanese International Workers Association), Taiwan
Januar 2011: Die Berufstätigkeit von Müttern steht heutzutage auf der Werteskala der modernen Gesellschaft ganz oben. Aber wie bewerkstelligen Frauen den Balanceakt zwischen Berufstätigkeit und Familie? Wie gestaltet sich Mütterlichkeit in Strukturen zwischen Kind und Beruf, in denen sich die Rolle des Mannes kaum verändert hat? Die Ausstellung Beyond Re/Production: MOTHERING reflektiert zeitgenössische künstlerische und dokumentarische Ansichten zum Thema Mutterschaft und dem damit verbundenen Bild von Fürsorglichkeit. Die Wunsch- und Angstbilder, die mit der sozialen Figur der Mutter im gegenwärtigen biopolitischen Umbruchsprozess verknüpft sind, sollen sichtbar gemacht werden.
Gemeinsam mit dem umfangreichen Begleitprogramm versteht sich die Kunstausstellung als Bestandteil eines feministischen Diskussionsprozesses, der die Situation von berufstätigen Müttern und der (damit einhergehenden) Verbreitung von schlecht bezahlter Haus- und Pflegearbeit als symptomatischen Ausdruck der sozialen Reproduktion in neoliberalen Gesellschaften aufgreift, die wiederum ohne weibliche Arbeitsmigration nicht denkbar wäre.
Die Arbeiten der 19 Künstlerinnen und Gruppen aus zehn Ländern bewegen sich an den Grenzen zwischen Selbstbeobachtung, künstlerischer Forschung und politischer Praxis. So setzt sich Lenka Klodova in ihrer Fotografie „Life with a handicap“ mit der Gratwanderung der berufstätigen Mutter auseinander, die als Super-Mami trotz der täglichen Belastungen eine Meisterleistung in Sachen Flexibilität hinbekommen muss. Mary Sibande aus Südafrika greift die rassistischen und postkolonialen Aspekte von bezahlter Care Work auf, und der Quilt „Blurred Boundaries“ verweist auf die unscharfen Grenzen zwischen Arbeit und Privatheit, die typisch für Haus- und Pflegearbeit sind. Die Installation „Mammamil“ zeigt Muttermilch in Sunkist-förmigen Tetrapaks – eine Paradoxie, welche auf die bürgerliche Bewertung des Stillens als höchst private Fürsorge anspielt und provokativ umkehrt.
Das ergänzende Vermittlungsprogramm bietet den Besuchern weitergehende kulturelle, politische und fachspezifische Zugänge und Hintergründe zu „Mothering“ und „Care Work“, um eine interdisziplinäre und fortlaufende Beschäftigung mit dem Thema zu unterstützen. Die Vorträge thematisieren die Haus- und Pflegearbeiten, die in reicheren Ländern hauptsächlich von Frauen mit Migrationshintergrund und oft unter prekären Bedingungen ausgeführt werden. Die Filmreihe verknüpft diesen Aspekt mit dem der Adoption und der Kindesvernachlässigung und bietet mit „Ein Blick zurück“ ein Stück feministische Filmgeschichte.
 

Tags: Tracey Moffatt