Kunstraum Kreuzberg / Bethanien

Sexwork. Kunst Mythos Realität

16 Dec 2006 - 25 Feb 2007

SEXWORK. Kunst Mythos Realität
16. Dezember 2006 bis 25. Februar 2007
Die Ausstellung ist am 24., 25. und 31.12.2006 sowie am 01.01.2007 geschlossen.

Eine Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst e.V. in Kooperation mit dem Kunstraum Kreuzberg/Bethnaien und dem HAUS am KLEISTPARK.

Eröffnung: Freitag, den 15. Dezember ab 19 Uhr
Ein Blick in die Kunstgeschichte zeigt, dass die Prostituierte, gern und oft als Medium genutzt worden ist, mit der (männliche) Künstler das eigene Verhältnis zum Körper der Frau, zur männlichen Sexualität oder zu gesellschaftlichen und religiösen Tabuisierungen zu erforschen versuchten. Dabei herausgekommen sind Stilisierungen von Sexarbeiterinnen zu gefallenen Engeln, zu Huren und Heiligen oder zu Beschreibungen von Prostituierten als verführerischen Frauen, denen die Männer hilflos ausgeliefert sind. Dem gegenüber steht das weit verbreitete Klischee der Darstellung der Prostituierten als Opfer. Selten bis gar nicht thematisiert wurden Freier, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und das Verhalten derer, die an der Sexarbeit verdienen.
Die Ausstellung SEXWORK Kunst Mythos Realität, die von einer Arbeitsgruppe der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst konzipiert und realisiert wurde. versteht sich als aktueller Kommentar zum Thema Sexarbeit und versammelt künstlerische Positionen zur Prostitution, die voyeuristische Perspektiven vermeiden und das Thema in ein neues differenzierendes Licht rücken.
Anders als in der im Museum der Arbeit Hamburg vor einem Jahr eröffneten Ausstellung „Sexarbeit – Prostitution“, die sich auf die kulturhistorischen Aspekte des Arbeitsplatzes und der Lebenswelten von Prostituierten konzentrierte, zeigt die Berliner Ausstellung, wie sich zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler dem Phänomen nähern.
Das Spektrum der Themen reicht von selbstbewusster Sexarbeit bis hin zu aktuellen Formen von Arbeitsmigration, Zwangsprostitution und Sextourismus. Es geht um die Freier ebenso wie um die Sexarbeit von Männern und Transsexuellen. Sowohl in einzelnen künstlerischen Arbeiten als auch im umfangreichen Begleitprogramm wird die Frage behandelt, ob und wie die Kunst der Komplexität des Themas in der Realität gerecht zu werden vermag. Es ist vielleicht kein Zufall, dass die Mehrheit der Kunstwerke aus den Bereichen Video, Film, Installation und Fotografie stammen. Neue künstlerische Medien eignen sich offenkundig eher als eine Bearbeitung in traditionellen Formaten.
Die Ausstellung mit Arbeiten von 36 internationalen KünstlerInnen findet an drei Orten statt, denen unterschiedliche Schwerpunkte zugeordnet sind: In der NGBK „Selbstverständnis und Respekt“, im Haus am Kleistpark: „Klischees und Wirklichkeiten“ und im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien: „Arbeitsemigration, Trafficking, Sextourismus“. In jedem Haus gibt es außerdem einen Informationsbereich mit Erklärungen zu Begriffen, Daten und Organisationen und zur rechtlichen Situation.
Gruppen, welche die Interessen von SexarbeiterInnen vertreten, sind im „Forum Fiktion-Realität“ des Begleitprogramms eingeladen anhand konkreter Kunstprojekte der Ausstellung oder Filme aus dem Begleitprogramm , über das Verhältnis zwischen der Praxis von SexarbeiterInnen und den Möglichkeiten und Grenzen künstlerischer Bearbeitung nachzudenken. Weiterhin bietet das Rahmenprogramm Künstlergespräche, Vorträge und Filme zum Thema.
In Kooperation mit der Grünen Akademie der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Graduiertenkolleg „Geschlecht als Wissenskategorie“ der Humboldt Universität Berlin finden am 26. Januar 2007 Werkstattgespräche über „Zwangsprostitution, Menschenhandel und Freier“ statt. Die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück zeigt ab dem 15. Januar 2007 parallel zu SEXWORK die Werkstattausstellung „Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern“.

KünstlerInnen: Patrick Angus (US), Amos Baderscher (US), J. Jackie Baier (DE), Cristiano Berti (IT), Bianca Bodau (DE), Ursula Biemann (CH), Viviana Bravo Botta (CL/DE), José Luis Cuevas (MX), Jean-Ulrick Désert (US/DE), Antje Engelmann (DE), Stefanie Gaus (DE), Ditte Haarløv-Johnsen (DK), Birgit Hein (DE), Gabriele Horndasch (DE), Karin Jurschick (DE), diekönigin (AT), Natalie Kriwy (DE), Ane Lan (NO), BuBu de la Madeleine (JP), Anna Nizio (PL/DE), Eva Maria Ocherbauer (AT/DE), Anja Planis1c1ek (SL), Tadej Pogac1ar (SL), Beate Passow (DE), Clara S. Rueprich (DE), Tejal Shah, Dr. Floy, Natasha Mendonca and Sumathi (F und IN), Yoshiko Shimada (JP), Judith Siegmund (DE), Alberto Simon (BR/DE), Ulrike Solbrig(DE), Itziar Bilbao Urrutia (ES/GB),Social Impact (AT), Borjana Ventzislavova (BG/AT), Rommelo Yu (PH/DE), Gloria Zein (DE)

Ausstellungsorte
• Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V.
Oranienstr. 25
10999 Berlin
Schwerpunkt Selbstverständnis und Respekt
• HAUS am KLEISTPARK
Kunstamt Tempelhof-Schöneberg
Grunewaldstr. 6-7
10823 Berlin
Schwerpunkt Klischees und Wirklichkeiten
• Kunstraum Kreuzberg/Bethanien
Mariannenplatz 2
10997 Berlin
Schwerpunkt Arbeitsmigration, Trafficking, Sextourismus
• Eine Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst e.V.
in Kooperation mit dem HAUS am KLEISTPARK und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien
 

Tags: Ursula Biemann, José Luis Cuevas, Antje Engelmann, Bubu de la Madeleine, Eva Maria Ocherbauer, Tejal Shah, Yoshiko Shimada