Kunstraum München

Heike Bollig

18 Sep - 26 Oct 2008

© Heike Bollig
HEIKE BOLLIG
"2 Zimmer für den Sandwich Man"

18. September bis 26. Oktober 2008
Lange Nacht der Museen: Samstag, 25. Oktober 2008, 19–2 Uhr

Vom 18. September bis 26. Oktober 2008 zeigt der kunstraum muechen in Zusammenarbeit mit dem Badischen Kunstverein, Karlsruhe, eine Einzelausstellung von Heike Bollig. Die Ausstellung versammelt neue und alte Arbeiten, die die Künstlerin in den letzten Jahren zum Thema verschiedenster Kommunikationsformen im öffentlichen Raum erarbeitet hat.
Heike Bolligs Arbeiten zeichnen sich durch einen konzeptuellen und zugleich spielerischen Ansatz aus. Ihr Interesse gilt den unauffälligen Formen und Objekten des Alltags, die sie aufnimmt, abstrahiert und auf ihre ästhetischen Qualitäten hin analysiert. Seit einigen Jahren sammelt die Künstlerin individuell gestaltete Anzeigen und Aushänge im öffentlichen Raum, die sich anarchisch über die Stadt verteilen und eine reglementierte Plakatierung unterwandern. Bollig weist zum einen auf die Vielfalt der Gestaltungselemente hin, mit denen die Anbieter diese Anzeigen versehen, um auf kleinstem Raum die wichtigsten Informationen zu bündeln und die Passanten optisch anzusprechen. Zum anderen verändert sie die Anzeigen für den Ausstellungskontext auf unterschiedlichste Weise und tritt so mit den Kunstbetrachtern in einen neuen Dialog. In einer Arbeit erscheint beispielsweise die Telefonnummer der Künstlerin auf kleinen Abreißzetteln rund um eine „leere“ Anzeige und fordert zur Kontaktaufnahme auf. Gleichzeitig ist die Anzeige mit privater Telefonnummer, jedoch ohne Nennung eines spezifischen Angebots, ein subtiler Kommentar zur Selbstdarstellung und individuellen Preisgabe im Kunstbetrieb. Das Motiv des „Sandwich Man“ als historisches Modell eines menschlichen Plakatträgers sowie Graffiti und gefundene Werbeplakate waren Inspirationsquellen neuer installativer Arbeiten.
Neben experimentellen Untersuchungen zu Formen der Kommunikation und Repräsentation konzentrieren sich Bolligs Arbeiten auch auf das Verhältnis von Form und Funktion und auf einen kritischen Blick auf die klassische Unterscheidung zwischen Kunst und ‚Nichtkunst‘. Um den Gebrauchsgegenstand in einen Ausstellungs-Kontext zu überführen, löscht die Künstlerin oftmals alle ursprüngliche Information und reduziert die Objekte so auf ihre rein formalästhetische Präsenz. Diese Reduktion auf die Form übersetzt Bollig dann auch in verschiedene andere Materialien – wie Ton, Fimo und Zement – oder kombiniert beispielsweise die Form eines Anzeigenzettels mit den bekannten Bildschemata der Op Art, um das alltägliche Objekt in den Kanon einer Nachkriegs-Moderne einzureihen. Mit dieser Verbindung von „High and Low“ fordert Bollig tradierte Klassifizierungen und Normierungen heraus, mit denen Kunst in Ausstellungen begegnet und oftmals auch beurteilt wird.
Es ist ein aktueller Katalog zu den Arbeiten von Heike Bollig erhältlich.