Kosmische Sehnsucht
18 Jan - 11 Mar 2007
"KOSMISCHE SEHNSUCHT"
3. Teil des Ausstellungs- und Rechercheprojektes The Domain of the Great Bear
Kuratiert von Anja Casser, Beate Engl und Luise Horn
Mel Bochner & Robert Smithson, Marcel Broodthaers, Büro für Konstruktivismus, Beate Engl, Christoph Keller, Tomas Saraceno, Kai Schiemenz, Stefan Wischnewski
Im Zentrum der Ausstellung „Kosmische Sehnsucht“ steht der Mythos vom unbegrenzten Raum des Weltalls. Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung ist der 1966 erschienene Artikel von Mel Bochner & Robert Smithson „The Domain of the Great Bear“, in dem das Hayden Planetarium in New York als Ort der Wissensvermittlung und Simulation von kosmischer Wirklichkeit kritisch analysiert und manipuliert wird. Im Artikel verweisen die beiden Künstler immer wieder auf den Unterschied zwischen dem menschlichen Bedürfnis nach einer Grenzerweiterung in kosmische Dimensionen und der real vorgefundenen, institutionellen Endlichkeit: Wie die Galerie oder das Museum die Kunst räumlich einschränkt, so reduziert das Planetarium den Weltraum auf ein „Modelluniversum“, das in erster Linie durch die örtlichen Begebenheiten von Zeit und Raum bestimmt und auf die technischen Instrumentarien angewiesen ist.
Seit 1966 hat sich durch die technische Entwicklung in der Raumfahrt und die zunehmende politische, ökonomische, aber auch kulturelle Verwertung des Weltalls die Vorstellung vom Kosmos entscheidend verändert. In „Kosmische Sehnsucht“ werden Arbeiten von KünstlerInnen gezeigt, die sich mit den unterschiedlichen Fixierungen auf den Weltraum als utopischem Ort auseinandersetzen und dessen vielschichtigen Rückwirkungen auf die Erde nachspüren.
Eine von Kai Schiemenz in den kunstraum eingebaute, orbitale Struktur ist als Aufenthaltsort und Diskussionsplattform benutzbar. Sie dient gleichzeitig als Projektionsfläche für den vom Künstler neu produzierten Film „solar system“, in dem die Planetenkonstellation in einer Turnhalle „erlaufen“ wird. Minimale Eingriffe in die architektonische Situation des kunstraums nimmt die Arbeit „Wormholes“ des Büro für Konstruktivismus vor, um die von der Architektur vorgegebene Struktur mit einer zweiten, künstlichen Ebene aus Styropor zu überdecken und die räumliche Wahrnehmung zu irritieren. Beate Engl öffnet in ihrer Licht-Sound-Installation den Blick in eine fiktive Inszenierung des Großen Bären und stellt zugleich die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und technischem Fortschritt. Für die Foto-Serie „Stay Tuned“ fertigte Stefan Wischnewski einen Nachbau der bei der ersten Mondlandung verwendeten Spezial-Kamera an und suchte die damaligen, dem Mond in ihrer Kargheit vergleichbaren Landschaften für die Aufnahme-Tests auf, vor deren Kulisse er seinen Nachbau erneut ablichtete. Tomas Saraceno bezieht sich in der von ihm entwickelten frei schwebenden, ballonartigen „Airport City“ auf die Sehnsucht des Menschen, losgelöst und unabhängig von der Erde zu existieren, während Christoph Keller den sogenannten „Chemtrails“ nachspürt, die als Kondensstreifen am Himmel keiner Fluglinie zugeordnet werden können und bereits zu diversen spekulativen Interpretationsversuchen führten. Das in der Ausstellung gezeigte, auf Stéphane Mallarmé zurückgehende Künstler-Buch „Un Coup de Dés jamais n'abolira le Hasard“ von Marcel Broodthaers transformiert das typographische und stark metaphorische Gedicht Mallarmés in Balken- und Linien-Kompositionen - die letzte Seite zeigt das Sternbild des Großen Bären und lässt so die besondere poetische Aufladung des Themas deutlich werden.
„Kosmische Sehnsucht“ ist der dritte Teil des Ausstellungsprojekts „The Domain of the Great Bear“. Der erste Teil legte mit einem Workshop und Vortragsprogramm die theoretische Grundlage für die Auseinandersetzung mit der Faszination für unendliche, weite Räume und den realen Folgen menschlicher und technischer Expansion in neue oder neu zu erschließende Gebiete. Der zweite Teil, die Ausstellung „Dystopische Landschaft“, widmete sich dem bei Smithson und Bochner ebenfalls thematisierten Blick zurück auf die Erde und zeigte Arbeiten von KünstlerInnen, die sich mit der desertifizierten Landschaft als Ort künstlerischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aktivitäten auseinandersetzen.
Abb. Stefan Wischnewski: aus der Serie "Stay Tuned", 2005, Lambda-Print
3. Teil des Ausstellungs- und Rechercheprojektes The Domain of the Great Bear
Kuratiert von Anja Casser, Beate Engl und Luise Horn
Mel Bochner & Robert Smithson, Marcel Broodthaers, Büro für Konstruktivismus, Beate Engl, Christoph Keller, Tomas Saraceno, Kai Schiemenz, Stefan Wischnewski
Im Zentrum der Ausstellung „Kosmische Sehnsucht“ steht der Mythos vom unbegrenzten Raum des Weltalls. Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung ist der 1966 erschienene Artikel von Mel Bochner & Robert Smithson „The Domain of the Great Bear“, in dem das Hayden Planetarium in New York als Ort der Wissensvermittlung und Simulation von kosmischer Wirklichkeit kritisch analysiert und manipuliert wird. Im Artikel verweisen die beiden Künstler immer wieder auf den Unterschied zwischen dem menschlichen Bedürfnis nach einer Grenzerweiterung in kosmische Dimensionen und der real vorgefundenen, institutionellen Endlichkeit: Wie die Galerie oder das Museum die Kunst räumlich einschränkt, so reduziert das Planetarium den Weltraum auf ein „Modelluniversum“, das in erster Linie durch die örtlichen Begebenheiten von Zeit und Raum bestimmt und auf die technischen Instrumentarien angewiesen ist.
Seit 1966 hat sich durch die technische Entwicklung in der Raumfahrt und die zunehmende politische, ökonomische, aber auch kulturelle Verwertung des Weltalls die Vorstellung vom Kosmos entscheidend verändert. In „Kosmische Sehnsucht“ werden Arbeiten von KünstlerInnen gezeigt, die sich mit den unterschiedlichen Fixierungen auf den Weltraum als utopischem Ort auseinandersetzen und dessen vielschichtigen Rückwirkungen auf die Erde nachspüren.
Eine von Kai Schiemenz in den kunstraum eingebaute, orbitale Struktur ist als Aufenthaltsort und Diskussionsplattform benutzbar. Sie dient gleichzeitig als Projektionsfläche für den vom Künstler neu produzierten Film „solar system“, in dem die Planetenkonstellation in einer Turnhalle „erlaufen“ wird. Minimale Eingriffe in die architektonische Situation des kunstraums nimmt die Arbeit „Wormholes“ des Büro für Konstruktivismus vor, um die von der Architektur vorgegebene Struktur mit einer zweiten, künstlichen Ebene aus Styropor zu überdecken und die räumliche Wahrnehmung zu irritieren. Beate Engl öffnet in ihrer Licht-Sound-Installation den Blick in eine fiktive Inszenierung des Großen Bären und stellt zugleich die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und technischem Fortschritt. Für die Foto-Serie „Stay Tuned“ fertigte Stefan Wischnewski einen Nachbau der bei der ersten Mondlandung verwendeten Spezial-Kamera an und suchte die damaligen, dem Mond in ihrer Kargheit vergleichbaren Landschaften für die Aufnahme-Tests auf, vor deren Kulisse er seinen Nachbau erneut ablichtete. Tomas Saraceno bezieht sich in der von ihm entwickelten frei schwebenden, ballonartigen „Airport City“ auf die Sehnsucht des Menschen, losgelöst und unabhängig von der Erde zu existieren, während Christoph Keller den sogenannten „Chemtrails“ nachspürt, die als Kondensstreifen am Himmel keiner Fluglinie zugeordnet werden können und bereits zu diversen spekulativen Interpretationsversuchen führten. Das in der Ausstellung gezeigte, auf Stéphane Mallarmé zurückgehende Künstler-Buch „Un Coup de Dés jamais n'abolira le Hasard“ von Marcel Broodthaers transformiert das typographische und stark metaphorische Gedicht Mallarmés in Balken- und Linien-Kompositionen - die letzte Seite zeigt das Sternbild des Großen Bären und lässt so die besondere poetische Aufladung des Themas deutlich werden.
„Kosmische Sehnsucht“ ist der dritte Teil des Ausstellungsprojekts „The Domain of the Great Bear“. Der erste Teil legte mit einem Workshop und Vortragsprogramm die theoretische Grundlage für die Auseinandersetzung mit der Faszination für unendliche, weite Räume und den realen Folgen menschlicher und technischer Expansion in neue oder neu zu erschließende Gebiete. Der zweite Teil, die Ausstellung „Dystopische Landschaft“, widmete sich dem bei Smithson und Bochner ebenfalls thematisierten Blick zurück auf die Erde und zeigte Arbeiten von KünstlerInnen, die sich mit der desertifizierten Landschaft als Ort künstlerischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aktivitäten auseinandersetzen.
Abb. Stefan Wischnewski: aus der Serie "Stay Tuned", 2005, Lambda-Print