Kunstverein Leipzig

acht mal zeichnung – Linien und Systeme aus Leipzig

31 May - 21 Jul 2013

Archiv Lamm & Kirch
Stilisierte Früchteformen aus Marzipan, in: Wolfgang Walther: Gestaltungslehre Konditoreiwaren, Leipzig 1981.
ACHT MAL ZEICHNUNG – LINIEN UND SYSTEME AUS LEIPZIG
31. Mai bis 21. Juli 2013

Mit: Tilo Baumgärtel, HAGEL, Uta Koslik, Claudia Annette Maier, Bastian Muhr, Sebastian Rug, Christian Schellenberger, Christian Weihrauch

Zehn Jahre nach der Gruppenausstellung „sieben mal malerei“ im Museum der bildenden Künste (17.4.–15.6.2003) freut sich der Kunstverein Leipzig nun acht unterschiedliche Positionen des Zeichnens aus Leipzig vorstellen zu können.

Die Zeichnung erfährt in den letzten Jahren innerhalb des Kunstfeldes eine neue Bedeutung sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch im künstlerischen Schaffen. Die Ausstellung im Kunstverein Leipzig beschäftigt sich nicht mit den erweiterten Formen von Zeichnung im Raum oder als Partitur und/oder Skizzenbuch für weiterführende künstlerische Arbeitsweisen – sei es in der Konzept-, Medien- oder Performancekunst oder ganz traditionell im Feld der Malerei. Vielmehr möchte sie die Eigenständigkeit der Arbeiten auf Papier und Wand hervorheben.

Die Zeichnung steht für die Geste des Machens, die einerseits spontan, unmittelbar, flexibel entstehen kann, die von der körperlichen Präsenz des Künstlersubjekts ebenso zeugt wie sie andererseits auch als Orientierungshilfe – als Mapping – in räumlichen, mentalen und systemischen Zusammenhängen auftreten kann. Allerdings dient ihre Unmittelbarkeit ebenso als Mittel der Entschleunigung, um sich der gefühlt immer schneller geschehenen Zeit entgegenzustellen. Dabei wandelt sich die der Zeichnung zugesprochene Spontanität in ihr Gegenteil hin zu hochkomplexen Darstellungs- und Formapparaten, die von erkennbaren, realistischen Bildwelten über Ordnungssysteme zu abstrakten Flächen reichen.

Das Hervortreten der Zeichnung als eigenständiges Kapitel in der Gegenwartskunst wird auch mit Bedenken versehen. So scheint sie als nüchternes Medium auf, dessen Materialität in Zeiten der Krise der überschwänglichen Malerei entgegentritt. Gleichzeitig bleibt festzuhalten, dass die gezeichnete Linie heute schon fast den Status einer Erinnerungstechnik in sich trägt, da mittels technischer Artefakte die alltagsweltliche Bewältigung des Lebens zunehmend ohne handgeschriebene oder -gezeichnete Notizen geschieht.
 

Tags: Tilo Baumgärtel, Hagel, Bastian Muhr, Sebastian Rug