Kunstverein Leipzig

Clara S. Rueprich

14 Nov - 08 Dec 2013

© Clara S. Rueprich
“A r i e l” (2-kanalige Videoinstallation, color/sound, 12:30 min.)
CLARA S. RUEPRICH
Waiting for Napoleon
14 November - 8 Dezember 2013

Finissage der Ausstellung von Clara S. Rueprich „Waiting for Napoleon“ mit Videoscreening (Videos von Künstlerkollegen und der Künstlerin) Verlangsamte Wahrnehmung und Tarkowsky-Reminiszenzen finden sich in diesem von Clara S. Rueprich kuratierten Programm ebenso wie das bisweilen skurrile Spiel mit historischen Konstellationen sowie Momente des Herausschälens aus sich selbst.

Gezeigt werden (v.l.n.r):
Sol Lyfond (Köln) „Imago“, Yeong Sik Kim (Seoul) „Still there“, Clara S. Rueprich (Leipzig) „Attempts on a still life“, Amanda Couch (London) „The New York Tea Party“, Stefanie Pöllot (Nürnberg) „The first snow“, Ulrich Polster (Berlin) „Frost“, Elina Brotherus (Helsinki/Paris) „Bright bright day“,

Clara S. Rueprich zeigt in ihrer Ausstellung vier Filme bzw. Installationen, die durch einen ruhigen Blick und die Intensität einer detaillierten Wahrnehmung bestechen. Inmitten kontemplativer Szenarien entwickeln sich Ereignisse langsam, kaum spürbar, aber unaufhaltsam. Zugleich bergen die filmischen Motive spannungsgeladene und explosive Momente. Die durchdachten, stark reduzierten und in sich stimmigen Kompositionen von Bild und Raum spielen auf Malerei früherer Jahrhunderte an und entwickeln zugleich zeitgenössische Fortsetzungen in moderne Umgebung und heutige Wahrnehmung. Hinter Szenen beobachteter Ruhe und Stille liegt oft eine unterschwellige Bedrohung.

Um auf drei Arbeiten etwas näher einzugehen, zunächst zu „Ariel“, einer zweikanaligen Videoinstallation, deren Bilder sich synchron entfalten. Beide Filme sind feste Kameraeinstellungen, die an Gemälde erinnern: ein schlafendes Kind, eine Baumlandschaft mit Teich im Nebel. Im abnehmenden Licht der Abenddämmerung verschwinden die Konturen des Kindes allmählich, bis das Gesicht nur noch als dunkler Schatten wahrnehmbar ist. Im anderen Film lichtet sich nach und nach der Nebel und gibt den Blick auf die Landschaft frei.

„Waiting for Napoleon“ erinnert an eine Konstellation der romantischen Malerei z.B. von Caspar David Friedrich: Ein Blick aus einem Fenster auf das Meer, gefilmt in einem Schloss in Schottland. Die Bewegungen der Wellen und das Vorüberziehen der Wolken erzeugen eine nahezu betörende Stimmung, gleichzeitig schwingt beim Blick in die Ferne eine unterschwellige Vorahnung einer drohenden Invasion mit. Etwa zu der Zeit, als C.D. Friedrich seine Bilder malte, bereitete man sich im Schloss angstvoll auf die Ankunft der Flotte Napoleons vor. Die malerische Szene kann somit in mehrfacher Hinsicht als Versuch, vom Warten, von der vergehenden Zeit zu erzählen, verstanden werden. Und während Napoleon niemals kam, liegt der Wartezustand als atmosphärische Spannung noch heute über diesem Ort. „Awakening” ist eine Videoinstallation, bei der der Sound eine wichtige Rolle spielt. In der ersten Kameraeinstellung sieht man eine südliche Landschaft in der Morgendämmerung. Das Licht verändert sich, wodurch die Sicht überraschenderweise abnimmt. Man ist fast betäubt vom Lärm unzähliger Vögel, dazu Pferdegetrappel und fahrende Autos. Bis dann Schüsse fallen, der Sound sich verdichtet und die ganze Situation bedrohliche Züge annimmt, was durch die nachfolgende Szene weitergeführt, aber nicht aufgelöst wird.

Die Videoinstallationen werden begleitet von einer Bild-Serie.
 

Tags: Elina Brotherus, Ulrich Polster